Tod und Endlichkeit. Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2012

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Zu: Jürgen Domian: Interview mit dem Tod, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2012, ISBN 978-3-579-06578-8, Preis 16,99 €

Telefonseelsorge live, im Fernsehen, so könnte man die Arbeit von Jürgen Domian umschreiben. Jede Nacht sitzt er ab 1:00 Uhr am Mikrofon und stellt sich den Fragen der Hörer von Einslive und der Fernsehzuschauer von WDR3. In diesem Buch „Interview mit dem Tod“, das Jürgen Domian vorlegt, dokumentiert er aber nicht die Gespräche, sondern seine eigene Reflektion über Tod und Sterben. Das Buch hat im Grunde zwei Ebenen, das Interview mit dem Tod und die Reflektion unterschiedlicher Themen, die sich aus den Gesprächen mit den Fernsehzuschauern und Radiohörern und den Aufgabenstellungen des eigenen Lebenslaufs ergeben haben. In den ersten Presseverlautbarungen zu diesem Buch wurde gesagt, Domian trete für die aktive Sterbehilfe ein. Das ist zwar richtig. Richtig ist aber auch, dass er in diesem Buch unterschiedliche Möglichkeiten des Umgangs mit Sterbenden darstellt und würdigt, wobei die passive Sterbebegleitung und die Hospizarbeit auf einer Palliativstation den breitesten Raum einnimmt. Ebenso richtig ist aber auch, dass sein fiktives Interview mit dem Tod, das stark philosophische Züge trägt, einen Umgang mit der Zeit befürwortet, den man nur als Gelassenheit bezeichnen kann. Sicherlich bedeutet das auch, Gelassenheit in der ethischen Diskussion zu praktizieren. Im Grunde geht es aber um mehr. Es geht um den Umgang mit dem Tod in einer überwiegend nichtreligiösen Gesellschaft. Die Erfahrung mit dem Tod seines eigenen Vaters spielen dabei eine große Rolle. Das Konzept des Mildred-Scheel-Hauses und das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden gewürdigt. Das Buch ist nicht umfangreich, aber durchaus kompakt und auf die wesentlichen Fragen ausgerichtet. Die Auseinandersetzung Jürgen Domians mit dem Tod ist von großer Tiefe.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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