Glauben ins Wort fassen, Rezension von Christoph Fleischer , Werl 2012

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Zu: Gerd Theißen: Glaubenssätze, Ein kritischer Katechismus, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2012, ISBN 978-3-579-08148-9, Preis 24,99 €

Was oder wer sich offenbart, ist im Prinzip und allgemein gesehen eher unbekannt. Gott wird aus Erfahrungen erkannt, in denen wir Menschen die eigene Unfähigkeit erkennen, einem solchen Begriff wie Gott gerecht zu werden.
Der Ansatzpunkt des modernen konstruktiven Denkens von Gott ist daher die so genannte negative Theologie. Die dialektische Theologie hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts diese negative Theologie durch die Formulierung von Polaritäten und Aporien in eine kirchliche Lehre überführt. Doch allzu schnelle Schlussfolgerungen daraus erwiesen sich als Projektionen und Konstruktionen. Der zunächst gewagte Kontakt zur modernen Philosophie war unterbrochen und musste mühsam wieder hergestellt werden. Eine Dogmatik gibt es nicht mehr.

Gerd Theißen jedoch zeigt in seinem Buch „Glaubenssätze“, erschienen 2012 in Gütersloher Verlagshaus, dass aus all dem keine theologische Sprachlosigkeit folgt. Die Meditationen über diverse theologische Themen folgen dem Aufbau eines Katechismus. Doch diese sind kein Lehrgebäude. Die Glaubenssätze Gerd Theißens verdanken sich dem Dialog mit der zeitgenössischen Theologie und der kritischen Philosophie seit Immanuel Kant. Gut an diesem Buch ist, dass Gerd Theißen an keiner Stelle die Auskunft verweigert. Wie bereits in seinem Buch „Die Religion der ersten Christen“ gründet die Theologie Gerd Theißens auf dem Prinzip der Phänomenologie der Religion. Nicht Gott selbst wird erkannt, sondern die Erfahrung mit Gott wird dargestellt, beschrieben und reflektiert. Auch die Theologie kann hinter die von ihr beschriebene Grenze nicht schauen. Eigentlich ist jedes dieser kleinen Lehr-Gedichte ein Konzept für einen Artikel. Doch dieser Artikel kommt nicht vom Autor sondern wird vom Leser, von der Leserin selbst geschrieben (oder sollte man sagen: gelebt?). Die Theologie erhebt sich nicht mehr zum Richter über die persönliche Erfahrung. Doch manchmal wünscht man sich auch hier, dass die Wissenschaft noch ein wenig mehr Sprossen der Leiter von der hohen Reflexion herunter gestiegen wäre. Daher noch ein kritischer Gedanke zum Schluss. Liest man die Meditationen Gerd Theißens, so fällt positiv auf, dass sie grundsätzlich in ganzen, korrekt durchformulierten Sätzen ausgedrückt sind. Dies bedeutet aber auch, dass eine solche Meditation etwa nicht mehr als fünf bis sechs Sätze beinhaltet. Respekt vor der Entscheidung des Verlags dieses Buch nicht auf 150 Seiten herausgeben zu wollen. Doch ausdrücklich sei Dank gesagt für das Bibelstellenregister und das Glossar. So wird das meditative Lesebuch zum Arbeitsbuch für Unterricht und Predigt.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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