Mystik, Politik und Öffentlichkeit – Dimensionen der Arbeit von Jörg Zink, Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2013

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Zu: Matthias Morgenroth: Jörg Zink, Eine Biografie. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2013, ISBN 978-3-579-06591-5, Preis: 22,99 Euro

Joerg Zink Eine Biographie von Matthias MorgenrothMatthias Morgenroths Biografie von Jörg Zink wurde bereits zu dessen 90. Geburtstag im Herbst 2012 angekündigt. Doch dabei ist es gar nicht so einfach, diese bekannte Figur des Protestantismus vorzustellen. Er ist der „Fernsehpfarrer“ und Mitbegründer der politischen Partei „Die Grünen“, der Kirchentagsmitwirkende und Theologe für die Öffentlichkeit. Morgenroth löst das Problem in zweifacher Hinsicht recht gut, zuerst indem er den Jubilar selbst in erfreulich vielen durch kursive Schrift gezeichneten Zitaten selbst zu Wort kommen lässt und zum anderen, indem er drei Themenschwerpunkte des Wirkens von Jörg Zink herausstellt: die Arbeit an der Mystik, innerhalb der Politik und für eine Kirche in der Öffentlichkeit.
Die Mystik bildet eine Verbindung zwischen dem Jugendlichen und jungen Mann Jörg Zink, als Funker bei den Fliegern im Einsatz, und seiner Arbeit in den letzten beiden Jahrzehnten. Jörg Zink hat darin, der Darstellung von Morgenroth zufolge, das Thema der Mystik in mehreren Büchern nicht nur biografisch aufgearbeitet, sondern auch inhaltlich entfaltet. War es auch ein Vermächtnis seiner viel zu früh verstorbenen Eltern, an die sich Zink nur sehr vage erinnern konnte? Die Eltern hatten ein alternatives Leben auf dem Land aufbauen wollen, orientiert an christlichen und sozialen Idealen, und waren kurz hintereinander an Tuberkulose gestorben. Indem sich Morgenroth an die Veröffentlichungen Zinks anlehnt , gibt er dem Leser einen guten Einblick in die Thematik der Mystik.

Kirchlich bekannt ist Jörg Zink durch seine Arbeit an der Bibel, an Gebeten und meditativen Texten. Jörg Zink fühlte sich berufen, die Gestalt der deutschsprachigen Lutherbibel  so zu ändern, dass sie dem Urtext entsprach, aber einfacher und verständlicher für die heutigen Menschen wurde. Sein Ansatz wurde später in mehreren anderen Bibelübersetzungen wiederholt, doch er war sozusagen der Pionier. 1965 erschien sein Neues Testament, und wenig später stellte er Texte aus dem Alten Testament bereit. Er wurde als christlicher Schriftsteller bekannt und arbeitete später als Öffentlichkeitspfarrer,  er moderierte z. B. lange Zeit auch das Wort zum Sonntag. Nach einem Konflikt mit seiner Kirchenleitung legte er das Pfarramt nieder und wirkte als Schriftsteller und auf Kirchentagen weiter. Jörg Zink hat seine schriftstellerische Arbeit im hohen Alter nach einer gesundheitlichen Krise wieder aufgenommen, sogar in diesem Jahr ein neues Buch über das Abendmahl herausgebracht.

Die Arbeit Jörg Zinks mit den Schwerpunkten „Öffentlichkeit“ und „Politik“ sind nicht im Gegensatz zur Orientierung an der Mystik zu sehen, sondern sie werden vielmehr auch in den kommenden Jahren präsent bleiben, weil sie  über ihre Zeit hinausweisen. Morgenroth stellt kein abgeschlossenes Lebenswerk vor, sondern zeigt die Linien auf, die im sich vollendenden Werk Jörg Zinks beobachten lassen. Ein Zitat soll diese kleine Rezension beschließen: „Wir sind an einer religiösen Zeitenwende angelangt, sagt Jörg Zink. Die bisherigen Weltbilder, auch die religiösen, werden nicht überdauern. […]Wollen wir künftig sagen, was wir glauben, so werden wir über alles, was wir gelernt haben, hinaus auf unsere eigenen Erfahrungen hören müssen. Wir werden nicht Autoritäten oder Lehrämter fragen, was denn wahr sei, sondern werden unmittelbar und selbständig leben müssen, auch in den religiösen Dingen. […] Der Weg zur Erfahrung und zur Mystik führt bei Jörg Zink nicht ins Unnennbare, ins Nirwana […], im Gegenteil, sein Weg zur Mystik führt zugleich zurück auf denjenigen, der dem Christentum seinen Namen gegeben hat. Denn Jesus hat unmittelbar zu Gott gelebt.“ (S. 58).

 

Hinweis: hr2 Camino vom 26.11.2012, Geist mit Freiheit Download

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

Ein Gedanke zu „Mystik, Politik und Öffentlichkeit – Dimensionen der Arbeit von Jörg Zink, Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2013“

  1. Ich finde die Biographie äußerst gelungen, vor allem aber, weil Morgenroth immer wieder Zink zu Worte lässt. So lassen sich Zusammenhänge besser erkennen und verstehen. Kann das Buch auch weiterempfehlen.

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