Die Zukunft ist weiblich, Rezension von Danièlle Weiss, Kufstein (Österreich) 2014

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Zu: Michaela Zadra, TOCHTER – MUTTER – WEISE FRAU, Die Kraft der Weiblichkeit entdecken, Verlag Kamphausen Bielefeld 2014, ISBN: 978-3-89901-704-5, Preis:?
Zugegeben, Bücher über weibliche Spiritualität erregen immer meine Aufmerksamkeit und stoßen auf Interesse. Bei mir, der dieser Themenkreis nun einmal sehr nahe ist, und sicher auch bei vielen anderen Frauen. Und auch Männern. Nicht nur in Anbetracht einer gerade vorherrschenden Orientierungssuche (…in Zeiten wie diesen, wäre man geneigt zu sagen) aus dem Bedürfnis heraus einfache, klare Zugänge und Hilfestellungen, auch Antworten und Lösungen auf die vielfältigen Fragen und Probleme einer immer komplizierteren Welt zu finden, gerade im Bewusstsein des so notwendigen Paradigmenwechsels, der als letzte Hoffnung wieder einmal auf den Schultern der Frauen lastet, von denen, wie könnte es anders sein, die „Rettung der Welt“ vielfach erwartet wird. Spätestens seit Ottfried Eberz, (Von Aufstieg und Niedergang des hoministischen Zeitalters) den Matriarchats-, Göttinnen-, Theologinnen- und anderen Vor-und Nachdenkerinnen des feministischen Manifestes aus den 60er und 70er Jahren steht eindeutig fest:
DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH-ODER SIE IST GAR NICHT!

Die Kraft des Weiblichen entdecken,….. zyklisches statt lineares Denken, weibliche Empathie und Intuition statt männlicher Ratio und Logik. Brückenbau durch weiblich Verbindendes, statt Gräben aufzureißen durch männlich, trennend Teilendes. Da liegt Hoffnung und Zuversicht, die Menschheit bedarf der schützenden, heilenden, nährenden, lebensspendenden Kraft des Weiblichen. Dies ist unbestritten, wurde zulange geringgeschätzt, abgetan und belächelt, drängt nun wieder vermehrt ins Bewusstsein vieler Frauen, Menschen, schafft einen verbindenden Geist der Schwesterlichkeit im Versuch neue Zugänge zu einer leb-baren Spiritualität zu finden. Da ist jeder Schulterschluss, jedes Bemühen von Verbündeten höchst willkommen, egal ob als Aktivistin, Schriftstellerin oder als Frau in maßgeblicher Position. Soviel auch zum heutigen Anlass eines Weltfrauentages, der immer wieder deutlich macht wie schwierig Veränderungen zu erreichen sind.
Gerade die Rückbesinnung auf die Wurzeln der weiblichen Kraft ist notwendig, um sich als Frau wieder in einem gemeinsamen Denken, Urteilen und Handeln ein starkes Selbstbewusstsein zu schaffen. Diesen Anspruch scheint, dem Buchtitel sowie dem Inhaltsverzeichnis nach, auch die Autorin des vorliegenden Buches zu erheben. Ihre Gedankengänge zu den verschiedenen Archetypen des Mutterbildes (Lilith-Komplex), der Königin, Kriegerin, Weisen Frau, sowie der archetypisch großen Mutter, ihre Streifzüge durch diverse Religionen wie den Buddhismus, den christlichen Marienmythos treffen genau auf jene Themen, die den Frauen schon immer ein Anliegen waren. Als einziger Wehrmutstropfen im Text bleibt jedoch die oft oberflächliche Betrachtung kraftgeladener Symbole, wie z. B. das der „Schwarzen Madonnen“ oder des so vielen Frauen Halt und Hoffnung gebenden Marien-Mysteriums oder der gesalbte Messias der Frauen, Jesus. Sie beschränken sich, lediglich auf einmalige Erwähnungen oder simple Aufzählungen von Marienanrufungen, großteils aus der lauretanischen Litanei, ohne dem eigentlichen Geheimnis in die Tiefe nachzuspüren, ohne aus dem zweifellos vorhanden gewesenem reichhaltigem Fundus an Inhalten und Glaubensbildern der weiblichen Spiritualität zu schöpfen, um diesem Ausdruck zu verleihen und gerecht zu werden.
In Anbetracht der vorhandenen reichhaltigen Quellenliteratur zu diesen Themen, (Matriarchats-Mythen-Göttinnen-Forschung in Archäologie, Literatur und Geschichtsüberlieferungen sowie der Theologie und Philosophie, nenne hier nur beispielhaft E.Neumann, O.Eberz, H.Göttner Abendroth, Gerda Weiler, Virginia Woolf, Christa Mulack, L.Irigaray, Gould Davis, die Philosophinnen aus Verona (Diotima), die als Vordenker/innen der letzten hundert Jahre die Latte in der Diskussion sehr hoch gelegt haben. Oder um es in anderen Worten zu sagen „Es gibt nichts neues unter der Sonne“, da ist es ja geradezu unmöglich noch Ungesagtes zu sagen, respektive Ungeschriebenes zu schreiben. So bleibt diese vorliegende Quelle leider ohne Labsal, sprudelt nicht, fließt nirgendwohin, löscht nicht den Durst der fortgeschrittenen Leserin, was das Bemühen der Autorin um einen femininen Schulterschluss nicht schmälern soll, ist ihr Buch als grundsätzliche Einführung zum Thema weiblicher Spiritualität und wo denn diese sich überhaupt festmachen lässt, gut zu empfehlen.
Das breitgefächerte Literaturverzeichnis erweckt den Eindruck einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex, obwohl, wie oben angeführt, wichtige Autoren leider fehlen, es findet aber zu wenig durch Bezugnahmen, in Querverweisen oder Zitaten Eingang in das Werk.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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