„Menschen stärken“ im seelischen Beistand, Christoph Fleischer, Welver 2016

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Kurzreferat zu:

Kerstin Lammer, Sebastian Borck, Ingo Habenicht, Traugott Roser: Menschen stärken, Seelsorge in der evangelischen Kirche, Mit einem Geleitwort von Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015

(Wenn ich das Referat gehalten habe, werde ich am Ende eine kritische Würdigung ergänzen. Da ich dem Gespräch nicht vorgreifen wollte, bleibt es zunächst bei dieser Zusammenfassung).

Das Buch über Seelsorge ist keine Denkschrift, wurde aber mit einem Geleitwort des Ratsvorsitzenden der EKD Heinrich Bedford-Strohm herausgegeben. Das Geleitwort enthält eine kurze Inhaltsangabe. Als bedeutsam hervorgehoben wird die „Wiederentdeckung des Reichtums von Segensgesten und christlichen Ritualen, die das klassische Seelsorgegespräch um eine entscheidende Dimension erweitern“ (S. 8).

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Die einzelnen Abschnitte werden durch eine Frage inhaltlich eingeleitet. Jeder Abschnitt enthält ein Fazit, der das Gesagte knapp wiedergibt.  Am Ende des Buches ist ein Literaturverzeichnis, sowie je eine kurze Vorstellung der Autorin und der Autoren. Ich werde im Folgenden jeden der zehn Abschnitt kurz zusammenfassen.

  1. „Was ist Seelsorge? Seelsorge als Kernaufgabe und Kernkompetenz der Kirche“ (Kerstin Lammer, Professorin für Seelsorge und Pastoralpsychologie an der Evangelischen Hochschule Freiburg, vormalig tätig am Pastoralkolleg in Villigst, Bücher über Trauer und religiöse Kompetenz in der Seelsorge). (S. 11-17)
    Fazit: „Mit ihrer Seelsorge tut die Kirche Dienst an Gott, am Mitmenschen, an der Gesellschaft und an sich selbst. Seelsorge ist gelebter Glaube. Sie macht die Relevanz und die Kraft des christlichen Glaubens erfahrbar.“ (S. 17) Neben Gedanken über die Definition geht es um Anlässe für „seelischen Beistand“. In der Seelsorge wird die Zuwendung Gottes praktisch abgebildet. Seelsorge geschieht im Stillen, ohne Bedingung von Zugehörigkeit, aber im Kontext des kirchlichen Lebens.
  2. „Welchen Auftrag hat die Seelsorge?“ (Kerstin Lammer) (S. 19-22)
    Fazit: Als gelebter Glaube repräsentiert Seelsorge die christliche Theologie. Seelsorge ist zudem vollzogene christliche Anthropologie. „Sie stärkt die Freiheit und die Kraft zum Menschsein. Seelsorge ermutigt zu Gott- und Selbstvertrauen.“ (S. 22)
    Durch die Aspekte des Glaubensbekenntnisses treten bestimmte Aspekte der Seelsorge in den Vordergrund wie die Fragen in der Seelsorge: „Wo bist du? Was ist los mit dir?“ (S. 19)
    Durch Jesus Christus wird zur Annahme von Leiden genauso ermutigt wie zur Hoffnung auf deren Überwindung. Durch den Heiligen Geist treten Mitmenschlichkeit und Gemeinschaft in den Vordergrund. In diesem Sinn ist Seelsorge „Zuwendung, Gemeinschaft und solidarische Beziehung“ (S. 20). Zur Anthropologie gehören die Stichworte: Gottesebenbildlichkeit, „Gebrochen und gesegnet“, „Begrenzt und begabt“, „Bezogen und in Beziehung“. Auffällig ist hier die Begrifflichkeit von Kraft und Stärke, bezogen auf Beziehungsfähigkeit und Gottvertrauen.
  3. „Welche gesellschaftlichen Entwicklungen fordern die Seelsorge heraus? Befunde und Bedarfe“ (Ingo Habenicht, geb. 1959, Dr. Theo., Pastor und Vorstandsvorsitzender des ev. Johanneswerks, Bielefeld) (S. 23-33)
    1. Veränderte Lebenswelten wirken sich auf die Seelsorge aus: „Wahlbiografien statt Normalbiografie“, „Globalisierung und Mobilität“, „Ökonomisierung und Existenzangst“, „Zunehmende Armut“, „Beschleunigung“, „Bildung und lebenslanges Lernen“, „Entgrenzung des Berufslebens“, „Gesundheit“, „Medialisierung von persönlichen Beziehungen“, „Demografie und sozialer Nahraum“, „Alter“, „Migration“.
    3.2. Zur künftigen Rolle der Kirchen: „Geringere Kirchenmitgliedschaft“, „Abnehmende Finanzkraft“, „Spiritualität“ (aber nicht nur christlich im engeren Sinn), „Konsequenzen für die Strukturen seelsorglicher Arbeit“: „Die Herausforderungen nehmen zu, die personellen und finanziellen Kräfte der Kirche und damit der Seelsorge zugleich ab. Daher sind gute strukturelle Lösungen zu finden …: bedarfsgerecht, qualitativ gut, verlässlich und vernetzt.“ (S. 33)
  4. „Wem gilt Seelsorge. Seelsorge an Lebensübergängen, in Krisensituationen und in besonderen Lebensverhältnissen“ (Sebastian Borck, geb. 1953, Pastor, in der Nordkirche Leiter des Hauptbereiches 2 für Seelsorge, Beratung und ethischen Diskurs/ Traugott Roser, geb. 1964, Dr. Theol., Professor für Praktische Theologie an der WWU Münster) (S. 35-41)
    Die Änderung von Lebensverhältnissen prägt das Bedürfnis nach Seelsorge, a) wenn Lebensverhältnisse sich grundlegend ändern, b) durch eine eintretende Krise, c) Verhältnisse mit besonderen Umständen oder Unterstützungsbedarf, Pflege, Behinderung, aber auch Polizei, Justiz, Bundeswehr.
    Fazit: Den Personen der genannten Bezugsgruppen „bietet (die Kirche) qualifizierte, personenzentrierte und situationsbezogene Zuwendung an.“ Sie versteht sich „als Wegbereitung „zu neuem Leben-in-Beziehung“ (S. 41).
  5. „Wo geschieht Seelsorge? Seelsorge in Kirchengemeinden und ‚am anderen Ort’“ (Sebastian Borck) (S. 43-58)
    Nach den Barmer Thesen kann es eigentlich keinen Lebensbereich geben, in denen nicht Seelsorge geschehen könnte. Das heißt Seelsorge in Kirchengemeinden, in „Anstalten“ oder Institutionen wird ergänzt durch Seelsorge an und mit Zielgruppen, aus fachlicher Spezialisierung und einem besonderen Alarmierungssystem. Dies wird noch einmal nach den einzelnen Orten hin vertieft. In den Ortsgemeinden stehen die Kasualien und die seelsorgerlichen Begegnungen des Alltags im Vordergrund. „In einer anderen Institution ist (Seelsorge) ein freies Angebot der Kirche, offen für jede und jede.“ (S. 49)
    „Die systemisch orientierte Auftrags- und Rollenklärung ist nicht nur eine Herausforderung an die Seelsorgerinnen und Seelsorger. Sie verlangt vielmehr in besonderer Weise kirchliches Leitungshandeln…“ (S. 52)
    Die diakonischen Einrichtungen sind Stellen für die Seelsorge in besonderem Maß Teil der Handlungsfelder. Sie verbinden exemplarisch Zuwendung, Kompetenz und Glauben. Auch in der Arbeit der Beratungsstellen ist theologische Kompetenz gefragt. Da immer zugleich ortsgemeindliche Strukturen betroffen sind, ergeben sich hier Chancen der Zusammenarbeit. Die traditionelle Forderung nach „Mehr Hausbesuchen“ wird ergänzt um die Forderung nach Vernetzung mit „Schulen, mit sozialen Diensten der Kinder- und Jugendhilfe oder der ambulanten bzw. stationären Pflege“ (S. 57). Es wird dabei zugleich schon danach geschaut, welche Personen sich evtl. für eine Weiterbildung in Seelsorge interessieren könnten, um diese dann später auch entsprechend einsetzen zu können. Im Fazit wird dies aufgegriffen und zugleich gezeigt, dass Kirche damit beziehungsfähiger werden kann, als sie es bislang ist.
  6. „Wie arbeitet Seelsorge? Ausrichtung und Methodik“ (Kerstin Lammer) (S. 59-72)
    Es ist ein wichtiges Kapitel, das sich der Gestalt von Seelsorge in Praxis und Ausbildung widmet. Eine Umschreibung: „Seelsorge ist ein Raum für Anliegen, die auf der Seele liegen, Raum zur Selbstthematisierung, Raum für Klage, Raum für Klärungsprozesse. Hier kann man sich von Belastendem erleichtern, indem man es äußert, gehört wird, …“ (S. 59). Die Grundlagen zeigen sich vor allem in der Schilderung des „seelsorgerlichen Gesprächs“ (S. 60). Die Haltung ist wichtig: „Unbedingte Wertschätzung der Person prägt die seelsorgerliche Haltung gegenüber Ratsuchenden. Wahrnehmen, Verstehen und vor allem Annehmen (Dietrich Stollberg) sind die ersten seelsorgerlichen Grundsätze.“ (S. 60f). Hierbei verbindet sich eine psychologisch begründete Annahme mit der theologischen Erkenntnis. In diesem Kontext werden die verschiedenen Notwendigkeiten der „Seelsorgerlichen Arbeit“ angedeutet, wie sie etwa in der „Seelsorgebewegung“ und den Kriterien der pastoralpsychologischen Ausbildung festgestellt worden sind. Seelsorge ist nicht Therapie, kann aber therapeutisch wirken. Das klientenzentrierte Gespräch steht im Vordergrund, wird aber um religiöse Rituale ergänzt. „Rituale sind kein Ersatz für das Gespräch“ (S. 65). Die Seelsorge kann nicht von der Leiblichkeit abgelöst werden. Daher sind Signale der Körpersprache immer einzubeziehen. Dabei ist bei körperlicher Berührung Vorsicht geboten. Sie ist aber in Situationen geboten, wenn die gegenüber einer sprachlichen Zuwendung nicht (mehr) zugänglich sind wie z. B. bei Demenz. Es folgen vier Schritte der seelsorgerlichen Methodik: 1. Wahrnehmen und würdigen, 2. Differenzieren und klären, 3. Realität prüfen und Perspektive erweitern, 4. Verdichten, Symbolisieren, Ritualisieren. Fazit: „Evangelische Seelsorge gibt nicht ungefragt theologische Antworten auf Fragen, die Gesprächspartnerinnen und Partner nicht gestellt haben…“ (S.72).
  7. „Wer ist zur Seelsorge beauftragt? Akteure/ Akteurinnen und Qualifikationsstufen“ (Kerstin Lammer) (S. 73-79)
    Zur Verdeutlichung des in diesem Abschnitt gemeinte zitiere ich einfach die verschiedenen seelsorgerlichen Akteure:
    – Seelsorge aller Christinnen und Christen aneinander
    – Seelsorge durch geschulte ehrenamtlich Tätige
    – Professionelle Seelsorge durch hauptamtliche „Generalisten/Generalistinnen“
    – Professionelle Seelsorge durch hauptamtliche Seelsorge-Spezialisten/Spezialistinnen.
  8. „Welche operative Qualität braucht Seelsorge? Kompetenzen, Haltung und ethisches Handeln Seelsorgender“ (Kerstin Lammer). (S. 81-92)
    Bezogen auf die eben genannten Gruppen der Akteure werden nun bestimmte Qualitätsstandards benannt. Zur persönlichen Eignung gehören: Belastbarkeit, Empathiefähigkeit, Bereitschaft zur Persönlichkeit- und Kompetenzentwicklung, Fortlaufende Selbstreflexion und Lernbereitschaft (S. 82/83)
    Fachliche Mindestanforderungen sind: Theologische Grundkenntnisse, Psychologische Grundkenntnisse, Verschwiegenheit, Vertrauensschutz, Selbstbeschränkung, Kenntnisse über das Hilfesystem. (S. 83/84)
    Kennzeichen der seelsorgerlichen Haltung sind: Respekt, Distanz und Abstinenz, Würdiges Auftreten und Achtsamkeit, Akzeptanz von Machbarkeitsgrenzen.

Die theologische Kompetenz der professionellen Seelsorgerinnen und Seelsorger auch als Generalisten sind: Auslegungs- und Deutungskompetenz, Theologie der Seelsorge, Fähigkeit zu sinnerschließenden Diskursen, Kenntnis der Ethik und ihrer Anwendung, liturgisch-rituelle Kompetenz. Zusätzlich kommen die psychologische und Interkulturelle wie Interreligiöser Kompetenz hinzu.

Bei professionellen Seelsorgespezialisten kommen dazu: Pastoralpsychologische Zusatzqualifikation, Spezifische Feldkompetenzen in bestimmten spezialisierten Einrichtungen, Vertiefte Ethikberatungskompetenz.

  1. „Welche organisatorische Qualität braucht Seelsorge? Strategie, Struktur und Leitungsaufgaben“ (Kerstin Lammer) (S. 93-113)
    In diesem Kapitel geht es um die Leitungsebene, die die Seelsorge zu organisieren hat. Konzept- und Strukturqualität: finanzielle und personelle Ressourcen entscheiden über den Stellenwert der Seelsorge in einem bestimmten Kontext. Zunächst wird die „ortsgemeindliche Grundversorgung“ (S. 96) geschildert. Die Kasualien werden dabei für eine „regelmäßige seelsorgerliche Lebensbegleitung“ (S. 97) sorgen. Diese Aussage wird aber unter Berücksichtigung der völlig veränderten Biografieerfahrungen zugleich konterkariert.
    Die traditionelle Kasualseelsorge ist also zu erweitern um Menschen an unterschiedlichen Lebensübergängen z. B. Scheidung, Ausbildungsabschluss, 50./60. Geburtstag. Zusätzlich gehört dazu die Vernetzung mit anderen helfenden Berufsgruppen wie Sozialarbeiter, ambulante Pflegedienste u. ä. Die „Gehstruktur“ wird neu definiert: „Seelsorgende müssen sich aktiv an Orte des Bedarfs begeben und auf die Menschen zugehen.“ (Die Definition spricht, ohne es zu nennen, doch sehr deutlich von den Krankenhäusern.) Die Prozessqualität sorgt für eine überprüfbare Qualität der Abläufe. Ein Hauptstichwort ist: „Gute Seelsorge ist bekannt und verlässlich erreichbar.“ (S. 106). Damit ist allerdings keine Residenzpflicht oder ähnliches gemeint, sondern eine verlässliche Rufbereitschaft nach dem Beispiel der NFS. Zur Ergebnisqualität gehören die Methoden der quantitativen und qualitativen Auswertung. Die Evaluation sollte die positive Bewertung der Seelsorge in Umfrageergebnissen berücksichtigen. Seelsorge ist das, „was Kirchenmitglieder“ heute „von ihrer Kirche erwarten“, so Kerstin Lammer.
  2. „Wohin soll die Entwicklung der Seelsorge gehen?“ (Sebastian Borck/ Traugott Roser) (S. 113-119)

Kirche soll selbstbewusst auftreten und sich mit anderen professionell vernetzen. Dabei tritt sie „mit leeren Händen und im Bewusstsein ihrer Ohnmacht“ in Erscheinung (S. 114). Das Ziel der kirchlichen Seelsorge ist „Stärkung zu verantwortlichem Leben durch Befreiung aus Verstrickung und falschen Bindungen“ und sich dabei aber auch „an der Entwicklung gesellschaftlicher Einrichtungen beteiligen“ (S. 114).
So gut Seelsorge „von unten her“ entwickelt wird, genauso ist Leitung gefragt. Dazu gehört die Kontaktpflege zu anderen Institutionen und die Stützung der Mitarbeitenden. Kirche soll „Schwerpunkte setzen“, „Für Klarheit sorgen“ und Zusammenarbeit fördern (Vgl. S. 116). Die Seelsorge braucht gemischte Teams von Haupt- und Ehrenamtlichen. Die Ehrenamtlichen sind dazu auszubilden. Kirche sucht die Zusammenarbeit mit den Kommunen, koordiniert die Aus- und Fortbildung, treibt die Forschung voran und wird sich letztlich weiterentwickeln. Trotz allem, was hier an Forderungen und Wünschen ausgedrückt wird, strahlt der letzte Satz Gelassenheit aus: „Die Zukunft der Kirche liegt dabei jenseits aller Plan- und Machbarkeit in Gottes Hand. An ihrer Seelsorge wird das erkennbar sein. Gott sei Dank.“ (S.119)

Abschließend fasse ich einige Punkte und Fragen aus dem Gespräch über das Buch bzw. Referat über das Buch im örtlichen Seelsorgekonvent zusammen.

Das Buch „Menschen stärken“ ist wohl insgesamt der „Systemischen Seelsorge“ verbunden. Für eine inhaltliche Klärung dieses Begriffes ist aber in diesem Buch nicht der Ort. Die Stichworte „Auftrags- und Rollenklärung“ sowie „Leitungshandeln“ sind dazu nicht genau genug. Es ist wohl auch nicht ganz klar, auf welcher Ebene sich das „Leitungshandeln“ verortet. (Meine Vermutung: Auf allen Ebenen, in denen Leitung vorkommt.)

Bei einigen ist der Eindruck entstanden, dass der systemische Ansatz zu einem eher formalen Zugang zum Seelsorgeverständnis führt. Eine konkrete Frage wäre z. B.:

Wie ist es zu bewerten, wenn Seelsorgerinnen und Seelsorger von den persönlichen Problemen der Menschen ausgehen?

Wie offen kann und muss Seelsorge sein oder ist es in manchen Situationen nicht auch nötig, die Bezugsgruppe einzugrenzen z. B. auf evangelische Christinnen und Christen?

Zum Beispiel in Institutionen, wenn ein ökumenisches Team vorhanden ist. Stichwort Arbeitsteilung.

Frage zur Abfassung des Buches: Worin sind sich die Autorinnen und Autoren der Arbeitsgruppe einig, die das Buch verfasst haben und worüber sind sie verschiedener Meinung? Es ist auch nicht ganz klar geworden, auf welcher Ebene der EKD das Buch angesiedelt ist und ob etwa eine Denkschrift geplant war.

Es wird im Text des Buches oft geschrieben: Seelsorge/Kirche muss, sollte; es ist nötig, dass….

Das mag wichtig sein für die Erstellung von Rahmenbedingungen, liest sich aber wie: die SeelsorgerInnen müssen, sollen etc.

Angesichts des zu erwartenden Mangels an hauptamtlichem Personal in der Seelsorge fühlen sich diese Postulate als Überforderung an. Wie sollen einige wenige das leisten? Sie haben ja zusätzlich zur Arbeit vor Ort noch die Ausbildung der Ehrenamtlichen zu bewältigen.

Der letzte Satz des Buches ist in diesem Zusammenhang ärgerlich, da er diesen beruflichen Druck theologisch zu untermauern scheint.

Positiv wird bewertet:

Das Buch bietet eine gründliche Reflexion über Strukturen, in deren Rahmen Seelsorge stattfindet.

An der Einbindung von Ehrenamtlichen führt kein Weg vorbei. Doch hierbei stellen sich auch noch Fragen. Das Thema ist ein wichtiger Impuls, der zur Weiterarbeit ermutigt.

Wie wird die Frage der Seelsorge in freikirchlichen Strukturen gesehen?

Das Buch „Menschen stärken“ ist insgesamt ein wichtiger Kriterienkatalog für die Ausbildung in Seelsorge, für die Verbesserung der Qualität und der Optimierung der kirchlichen Strukturen im Hinblick auf Seelsorge.

Der Titel „Menschen stärken“ weist hin auf Ressourcenorientierung und auf die Erschließung persönlicher und religiöser Kraftquellen. Eine Weiterarbeit an diesem Thema ist nötig.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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