Registerband zur Heidegger Gesamtausgabe, Rezension von Konrad Schrieder, Hamm 2017

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Unruh, Patrick: Register zur Martin Heidegger Gesamtausgabe, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-465-04314-0., 618 S.

Obwohl die seit 1975 in vier Abteilungen und bisher 102 Bänden mit mehr als 30.000 Seiten erscheinende Martin Heidegger-Gesamtausgabe noch nicht abgeschlossen ist, liegt mit dieser Neuerscheinung ein stattliches Werk vor. Mit Ausnahme des Doppelbandes 80 sind darin die ersten 97 Bände berücksichtigt.

Zu 915 Sachbegriffen und 303 Personennamen von den Vorsokratikern über Thomas von Aquin und Werner Heisenberg bis zu Hannah Arendt werden die wichtigsten Fundstellen zum jeweils genannten Sachverhalt in den entsprechenden Bänden und Seiten innerhalb der bisher erschienenen Gesamtausgabe aufgeführt, was ein wertvolles Rüstzeug für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Schriften Heideggers ist.

Aber auch ein Anhang mit Querverweisen innerhalb der Werke Heideggers ermöglicht die Suche nach korrelierenden Stellen, teilweise sogar mit Stichwortangabe. Das kann hilfreich sein, wenn man etwa Entwicklungen in der Begriffsgeschichte oder von Argumentationslinien zwischen den Früh- und den Spätschriften Heideggers untersucht.

Insgesamt liegt hier also ein umfangreicher Stellenschlüssel zu Heideggers gesamtem Schaffenswerk vor. Allerdings ist die Nutzung dadurch begrenzt, dass sie den Gebrauch der Gesamtausgabe voraussetzt. Wer andere oder ältere Ausgaben verwendet, wird hier nicht fündig werden.

Wer allerdings nicht über die Gesamtausgabe verfügt oder nur über einzelne Bände, kann das Sachregister des Registerbandes dennoch sinnvoll nutzen im Sinne eines Wörterbuchs. Hier finden sich verwendete Begriffe der klassischen Philosophie neben speziellen heideggerschen Termini. Als Beispiele für letztere seien genant: Dasein, Da-sein, Eigentlichkeit, Entbergung, Unverborgenheit, Existenz, Ek-sistenz, Jemeinigkeit, Sein, Seinsvergessenheit, Seyn, Zeitlichkeit. Auch Begriffe für die Beschäftigung mit Heideggers nationalsozialistischer Vergangenheit fehlen nicht, so z.B. „Juden“, „Nationalsozialismus“ oder „Rasse“. Griechische Begriffe finden sich in griechischer Schrift im lateinischen Alphabet eingeordnet.

Jedem Sachbegriff sind neben den Fundstellen verwandte Termini aus dem entsprechenden Umfeld zugeordnet – ein zusätzlicher Fundus an Querverweisen. 168 Artikel enthalten darüber hinaus Kernstellen mit Zitaten aus dem Schriftwerk Heideggers, die einen guten Überblick über den Bedeutungsgehalt der Begriffe geben. So wird das Register zugleich als eigenständiges Lexikon zu Heideggers Denken nutzbar. Als ein repräsentatives Beispiel für die heideggersche Fundamentalontologie sei hier ein Zitat zum Begriff „Seyn“ genannt: „Das seynsgeschichtliche Erfragen des Seyns ist nicht Umkehrung der Metaphysik, sondern Ent-scheidung als Entwurf des Grundes jener Unterscheidung, in der sich auch noch die Umkehrung halten muß. Mit solchem Entwurf kommt dieses Fragen überhaupt ins Außerhalb jener Unterscheidung von Seiendem und Sein; und sie schreibt deshalb „Sein“ jetzt als ‚Seyn’ Dieses soll anzeigen, daß das Sein hier nicht mehr metaphysisch gedacht wird. (65 436)“ (S. 394).

Der vorliegende Registerband ist nicht Teil der Martin Heidegger Gesamtausgabe. Er wird daher nicht im Rahmen der HGA-Fortsetzungen ausgeliefert, sondern muss separat bestellt werden. Von vielen, die sich wissenschaftlich mit Heidegger und seinem Werk befassen, dürfte mit Sehnsucht erwartet worden sein. Möglicherweise ist das der Grund für sein Erscheinen zum jetzigen Zeitpunkt. Auf den abschließenden Registerband darf man gespannt sein.

 

Hinweis auf die Leseprobe: http://download.klostermann.de/leseprobe/9783465043140_leseprobe.pdf

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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