Welche Zukunft steht uns bevor? Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017

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Corinna Griesbach: Das Prinzip der Mittelmäßigkeit, Science-Fiction-Roman, AndroSF 63, Verlag: p.machinery, Murnau 2017, Softcover, 257 Seiten, ISBN: 978-3-95765-094-8, Preis: 11,90 Euro (print)

Die Herausgeberin der Literaturzeitschrift „Haller“ aus Monschau Corinna Griesbach hat ihren ersten Roman veröffentlicht.

Zunächst: Die Lektüre des Buches hat mir keine schlüssige Erzählung vermittelt. So wird das Buch mit zwei Zeitungsmeldungen eingeleitet, indem Mütter mit und ohne Suizid ihre Kinder umbringen, wohl um die Frage anzudeuten, dass es vielleicht Gründe gibt, in dieser unserer Welt nicht mehr leben zu wollen. Dass dann auf der nächsten Seite berichtet wird, in einer Stadt stehe nach einer Hochwasser-Katastrophe meterhoher Schlamm und in Australien hätten Buschbrände ganze Städte beseitigt, hat mich dann schon nicht gewundert. Gewundert hat mich eher, dass man dann doch auf Überlebende trifft. Es gibt also ein Leben nach der Katastrophe. Und das ist die Zukunft.

Ich habe auch nicht verstanden, wozu das doppelseitige Einlegebild (Frontispiz) eigentlich gedacht ist. Zwei Menschen rechts und links stehen bzw. gehen in die jeweils andere Richtung. Das Ganze ist umrahmt von Pflanzenbildern, die eher an ein Botanikbuch erinnern. In der Mitte befindet sich auch in Fusion mit einer Pflanze eine Art Roboter.

Doch gelesen habe ich das Buch trotzdem bis zum Ende, da es durchaus unterhaltsam ist. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich für die Zukunft interessiere und für die Frage, welche Vorstellung die Autorin von der Zukunft vermittelt.

Verstanden habe ich, dass die Hauptperson HThüsos Maisyn durch eine urbane Landschaft wandert, die man Post-Zivilisation nennen kann. Der Meeresspiegel ist bereits deutlich erhöht, Landschaften und Städte auf der ganzen Welt sind untergegangen. Unklar ist mir, warum er alle seine Begegnungen und Beobachtungen in einem mobilen Auge aufzeichnet und auch jemandem übermittelt, wie erst später deutlich wird.

Ich schreibe das nicht, um eine Pointe zu verraten, sondern um zu zeigen, dass die Zukunft durchaus auch eine technologisch weiterentwickelte Wirklichkeit darstellt, wie es ja wohl im Science- Fiktion üblich ist. Eine Frage an die Autorin wäre vielleicht, warum dieser technologische Fortschritt nicht geeignet gewesen wäre, die Umweltkatastrophen zu verhindern, die sie vom heutigen Weltzustand her zu Recht als gegeben voraussetzt.

Am Ende entwickelt sich das Zukunftsbuch vollends zum Science-Fiction-Roman, in dem die dabei wohl zwingend als notwendig gedachte zweite Welt oder zweite Ebene auftaucht. Dass es für einen Science-Fiction-Roman üblich ist, dass ein Liebespaar dabei eine wichtige Rolle spielt, halte ich durchaus für möglich.

Um noch etwas mehr Sicht in den Nebel zu bringen, habe ich im Internet ein wenig nach Rezensionen gesucht und bin bei den üblichen Verdächtigen zunächst nicht fündig geworden (Amazon, Perlentaucher). Trotzdem keine Fehlanzeige: Es gib eine Rezension in der Aachener Zeitung. Dass das nicht nur damit zu tun hat, dass die Eifel zur Region Aachen gehört, zeigt dieses kurze Zitat: „In dem Roman reist HThüsos Maisyn aus der Zukunft durch Zeit und Raum und findet sich in einer deutschen Stadt wieder, die sich für Aachener unschwer als ihre Heimatstadt erkennen lässt.“ (Link: https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/article/17a3a19c17/, vom 03.08.2017, gelesen am 03.11.2017). Das Exodusmagazin stellt in seiner Ausgabe vom 31.07.2017 die Frage, ob das Buch überhaupt ein Science-Fiction-Buch ist, in der in der Beobachtung der Zukunft aus „Komik“ „Groteske“ wird. Karl Folk schreibt: „Und – ja, es ist Science-Fiction! Und ein Roman, der in Erinnerung bleibt.“ (Link: https://www.exodusmagazin.de/news/buchtipps-der-redaktion/422-das-prinzip-de)

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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