Tod in Nordschweden? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

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Jürgen Domian: Dämonen, Hansens Geschichte, Roman, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018, gebunden, 189 Seiten, Preis: 17,99 Euro

Daemonen von Juergen Domian

Ich empfehle dieses Buch von Jürgen Domian, dem ehemaligen Fernsehseelsorger nicht.

Der Erzählzeitraum von hundert Tagen passt allenfalls zu einer Erzählung, nicht zu einem Roman, wie der Untertitel vermerkt. Vielleicht sind die Gattungsgrenzen fließend, aber zu einem Roman wäre eine erzählte Lebensgeschichte, nicht nur ein Porträt nötig, die in einer Erzählung über hundert Tagen in Rückblenden oder Parallelerzählungen unterbracht werden könnte, was hier kaum geschieht.

Die Landschaftserfahrungen eines primitiven Wander-Urlaubs in einer schlichten Holzhütte in Nordschweden sind durchaus anspruchsvoll im Spätherbst und Frühwinter jedoch sicherlich nicht so originell, dass sie nicht schon an anderer Stelle erzählt worden wären. Schön, dass die Hauptfigur wenigstens in der Gestalt seines Vermieters und dessen Ehefrau Menschen aus der Bevölkerung Lapplands kennengelernt hat und auch an der Beerdigung von dessen Ehefrau teilnehmen kann. Ansonsten gibt es nicht viel Kontakt zu den Bewohnern des eher unwirtlichen Landstrichs.

Die Vorstellung, die Hauptperson müsse sich am Ende des Buches, am Ende der erzählten Zeit, das Leben nehmen, ist als Erzählmotiv zu schwach. Es sind Gedanken, die sich der Hauptperson mehr oder weniger aufdrängen, da er depressiv veranlagt zu sein scheint. Die Frage, ob diese Krankheit auch eine klinische Seite hat, wird ausgeblendet. Es war nicht nötig, finde ich, den für den geplanten Suizid gekauften teuren Whiskey vorzeitig wegzuschütten. Warum hat er ihn nicht wenigstens beim Knistern des Ofens am Abend nach und nach genossen?

Die Beziehung Hansens zu seinem Sohn Philipp kommt zu kurz, gerade hier fehlt der ausführliche Rückblick, mit dem die zeitweise sehr lange Funkstille erklärt werden könnte. Der Schluss der Erzählung ist enttäuschend, von der Sache her schwach plausibel und einfach zu flüchtig erzählt, als sei das Ende des „Romans“ unter Zeitdruck entstanden.

Wer sich mit dem Thema Suizid auseinandersetzt, findet sicher auch andere Bücher, die eher im Bereich des Sachbuchs anzusiedeln sind. Ich frage mich beim Motiv des angekündigten Suizids schon, wem man ein solches Buch eigentlich schenken könnte und warum. Den Gedanken möchte ich lieber nicht weiterdenken. Vielleicht wäre es eine Alternative, eine Biographie über Robert Enke oder Robin Williams zu lesen. Inspirierend ist auch das Buch des Autors: Interview mit dem Tod (2012).

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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