Portrait Johannes Falk, Rezension von Emanuel Behnert, Lippetal 2018

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zu: Gerhard Heufert: Johannes Daniel Falk – Poet und Pädagoge, Weimarer Verlagsgesellschaft im Verlag am Römerweg, Wiesbaden 2013, ISBN:978-3-86539-689-1, Preis: 9,90 Euro

In diesem Jahr am 28. Oktober jährt sich zum 250. mal der Geburtstag von Johannes Daniel Falk, der als 2. von 7 Kindern in Danzig geboren wird, allerdings im Lauf seines Lebens Weimar zu seiner Wahlheimat macht, in der er, der ursprünglich studierte Theologe sich in unterschiedlichen Positionen – vor allem als Pädagoge und Lehrer, aber auch als Diplomat und Schriftsteller / Poet in das gesellschaftliche Leben einbringt, in dem er aber über weite Teile trotz aller Bemühungen nur eine gesellschaftliche Randposition erreichen kann. Auch wenn er in der bereits 2013 erstmals erschienen, inzwischen in 2. Auflage vorliegenden Biographie von Gerhard Heufert als einer „der größten Wohltäter der Weimarer Geschichte“ (Umschlagtext) beschrieben wird, was sich laut dem Autor besonders an seinem unmittelbaren pädagogischen Wirken an und mit den Kindern und Jugendlichen in den Not- und Kriegszeiten der Kriege des frühen 19. Jahrhunderts in ihren speziellen Auswirkungen auf Weimar und dessen Umgebung zeigt.     

„Eine Musteranstalt wollte er schaffen, mit einer Strahlkraft über die Grenzen Weimars, ja Deutschlands hinaus. Beispielgebend für christliche praktische Volksbildung wollte er sein; denn natürlich nicht allein der äußeren, mehr noch der inneren Verwahrlosung galt es durch Erziehung zu begegnen.“ (S. 22)

Aus dieser Idee heraus entwickelt er den Plan eines Rettungshauses, das in die Gründung des Lutherhofes mündete, in dem Fachleute unter anderem einen Vorläufer des „Rauhen Hauses“ in Hamburg sehen, gleichzeitig auch in der damit verbundenen Konzeption eine Wegbereitung für – auch noch heute gültige – Konzepte der Sozialpädagogik, aber auch der Inneren Mission und der Diakonie, wenngleich sich in seinem Leben im Verlauf durchaus auch zeigt, dass Johann Daniel Falk durchaus auch auf kritische Distanz zu den weltlichen, vor allem aber auch kirchlichen Würdenträgern und Institutionen gehen konnte. „Er prangert Papsttum, überhaupt kirchliche Frevel und religiöse Heuchelei in allen Facetten an, bilanziert den moralischen Verfall des Menschen als einen sogar unter die Vernunftfähigkeit des Tieres herabgesunkenen, wettert gegen die unablässige Kriegstreiberei samt all ihren damit verbundenen Grausamkeiten und stößt die Kriegshelden vom Sockel.“…. „Sie beschuldigen mich gewisser Lieblingsideen. Ja, die hab ich; und hier ist die Quintessenz davon! Ich hasse alle Schurken und alle Heuchler! Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass Prasser einem Mann mit sechs Kindern sein letztes Stück Brod wegnehmen, um es ihren Hunden zu geben! Ich hasse alle Art von Ungerechtigkeit, mag sie unter dem Schutz des Doppeladlers, oder einer Freiheitsmütze begangen werden. Dies ist mein Glaubensbekenntnis.“ (beide Zitate S. 42)

Ein Glaubensbekenntnis, das ihm mitunter den Zugang zu den Honoratiorenkreisen, von dem er immer wieder geträumt hat, schwer gemacht, zeitweilig sogar ganz versperrt hat. Immer wieder wurden durch derartige Äußerungen auch seine Beziehungen zu Goethe, oder auch Herder, deren Ruhm er anstrebte, aber nie erreichte, aufs Äußerste belastet und trugen mitunter sogar zu deren Beendigung bei.

Das Zitat lässt auch die wirtschaftlich – persönliche Situation Falks ahnen, die aber, wenn überhaupt nur zugunsten der sozialen und pädagogischen Bezüge gestreift wird.

Fazit: Die von Gerhard Heufert vorgelegte Biographie ist liebevoll mit sehr vielen historischen Abbildungen und Zitaten aus dem vielschichtigen poetischen Werk  Falks gestaltet. Auf den 223 Seiten dieser Biographie wird allerdings nur ein kleiner, sehr spezieller Teil des Lebens von Johannes Daniel Falk wiedergegeben, mit Verknüpfungen und speziellen historischen Bezügen, die eine Menge Vorwissen voraussetzen. Daher scheint mir dieses Buch für den „normalen“ Leser insgesamt eine zu große Herausforderung, und ist wohl eher einem speziell interessierten Fachkreis vorbehalten.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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