Mit Rissen leben lernen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

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Céline Santini: Kintsugi, Wie uns Bruchstellen im Leben stark machen, Der japanische Weg zur Resilienz, Aus dem Französischen von Ursula Held, Kailash Verlag (Random House), München 2018, gebunden, 288 Seiten, ISBN: 978-3-424-63180-7, Preis: 20,00 Euro

Die Autorin Celine Santini hat sich zur Aufgabe gemacht, den Leserinnen und Lesern die Methode das Kintsugi nahezubringen. Auf den Seiten 17 – 21 wird erklärt, in welchen Schritten die Reparatur einer Porzellan-Vase oder Teetasse erfolgt, die heruntergefallen ist.

Es handelt sich also ursprünglich um ein Handwerk, das vermutlich auch in Japan inzwischen aus der Mode gekommen ist. Es stammt aus einer Zeit, in der Porzellan handwerklich hergestellt wurde. Bei einem Schaden blieb nur die Option der Reparatur.

Ohne dass dazu hier in der Rezension einzelne Schritte aufgegriffen werden, soll eine bedeutende Qualität dieser Reparaturweise herausgestellt werden.

Vermutlich würden wir dazu neigen, Bruchstellen sorgfältig zu kleben und wenn möglich farblich anzugleichen, also zu kaschieren. Im Kintsugi  geschieht nun das völlige Gegenteil: Hier werden die Risse und Lücken sichtbar mit Metall, meist Gold verschlossen (siehe Buchcover).

Im Buch von Céline Santini wird diese Technik auf die Bearbeitung persönlicher Lebenskrisen angewandt. Die einzelnen Schritte werden in sechs Arbeitstechniken eingeteilt, die im Buch auf die persönliche Beratung bezogen werden. Durch diese Einteilung enthält das Buch insgesamt 36 einzelne Handlungsvorschläge zur Bearbeitung von Krisen. Gut daran ist, wie schon angedeutet, dass die Krisen als Verletzungen und Beschädigungen wahrgenommen und nicht ignoriert, sondern integriert werden.

Diese Herangehensweise ist eine Begegnung zwischen japanischer und europäischer Form der Bewältigung von Krisen. Der Ansatz des Buches macht zwar den Eindruck, als sei es eine Art Anleitung zur Selbsttherapie. Dies halte ich für nicht so sinnvoll, sondern es sollte doch eher eine Art Ergänzung dazu darstellen. Die ästhetische Aufmachung und der relativ günstige Preis machen das Buch zu einem wertvollen Therapiewerkzeug.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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