Edvard Munchs Nietzsche, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu: Detlef Brennecke: Die Nietzsche-Bildnisse Edvard Munchs, Wahlverwandtschaft – Der Norden und Deutschland, Essays zu einer europäischen Begegnungsgeschichte, Herausgegeben von Bernd Henningsen, Band 5, Berlin-Verlag Arno Spitz GmbH, broschiert, 106 Seiten, ISBN: 3-8305-0073-4, Preis:

Detlef Brennecke (geb. 1944) ist emeritierter Professor in Frankfurt/Main. Seine Bücher und Übersetzungen handeln von den Skandinaviern Sven Hedin, Tanja Blixen, Roald Ammundsen und Fritjof Nansen und allgemein von Skandinavien und der Polarregion. So wird man sagen können, dass er zu Recht in dieser Reihe publiziert hat, die der Verbindung Skandinaviens zu Deutschland gewidmet ist.

Das hier zu besprechende Buch ist bereits im Jahr 2000 erschienen. Ich habe es auf der Suche nach Arbeiten zum Nietzsche-Bild Munchs im Internet gefunden und gesehen, dass eine Besprechung fehlt. Ich denke, dass die Rezension sowohl ein nachträglicher Beitrag zum Gastland der diesjährigen Buchmesse Norwegen sowie ein Beitrag zur Munch-Ausstellung in Düsseldorf sein kann.

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Tauschbörse für Weihnachtsschmuck. Presseinfo Stadt Münster 2019

Rauschgoldengel und Christbaumkugeln wechseln Besitzer / Ab 4. November in der Umweltberatung

Die Umweltberatung der Stadt Münster  bietet vom 4. bis zum 28. November eine Tausch- und Verschenkbörse für weihnachtliche Dekorationen an. Egal ob klassisch, kitschig oder retro: Gebrauchter Baumschmuck und andere intakte Weihnachts-Dekorationen können hier zu den Öffnungszeiten der Umweltberatung im City-Shop, Salzstraße 21 getauscht werden (Mo 13-18 Uhr, Di-Do 10-13 Uhr und 3. Sa/Monat 10-16 Uhr).Wenn in der Vorweihnachtszeit die Dekorationskisten ausgepackt werden, geht oft das große Aussortieren los. Was im letzten Jahr noch gefiel, wird nun an die Seite gelegt. Im Laufe der Jahre sammeln sich so viele Stücke an. Aber zum Wegwerfen sind Weihnachtsmann, Rauschgoldengel und  Christbaumkugel auch  zu schade. Also, warum nicht anderen Menschen damit eine Freude machen und sich gleichzeitig für Abfallvermeidung und Ressourcenschutz einsetzen? Denn was für die einen nicht mehr in Frage kommt, ist für die anderen vielleicht gerade angesagt.In den Boxen der Umweltberatung ist Platz für alles Weihnachtliche, das intakt und gut erhalten ist. Einzige Beschränkung: Die Dekomaterialien, die abgegeben oder mitgenommen werden, sollten in einen Stoffbeutel passen.

Foto: Aussortiert, aber zu schade zum Wegwerfen? Gut erhaltener Weihnachtsschmuck wird ab 4. November in der Umweltberatung gesammelt.

Haiku, japanische Gedichtform, international präsentiert, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019 

Zu:

Corinna Griesbach (Hrsg.)
Christian Gerhard & Sara Hawkes-Hollands
VON DAUNEN UND ZIKADEN
Pillows and Blossoms
Van Kussens en Bloemen
日常と季節
Außer der Reihe 36
p.machinery, Winnert, Juni 2019, 120 Seiten, Hardcover, ca. 148 x 100 mm
ISBN 978 3 95765 164 8 – EUR 16,90 (DE)

Information aus dem Duden:

Hai|kai das; -[s], -[s], Hai|ku das, auch: der; -[s], -[s], Hokku das; -[s], -[s] <jap.>: aus drei Zeilen mit zusammen 17 Silben bestehende japanische Gedichtform. – Dau|ne, die; -, -n (Flaumfeder). – Zi|ka|de, die; -, -n <lateinisch> (kleines, grillenähnliches Insekt, Zirpe). –

Zur Edition:

Corinna Griesbach präsentiert in diesem kleinen Büchlein von zwei Autor*innen Sara Hawkes-Hollands aus England und Christian Gerhard, der in Japan lebt. Seine Gedichte sind den Jahreszeiten gewidmet. Corinna Griesbach schreibt in ihrem Vorwort dass das Kurzgedicht Haiku in Japan immer etwas mit den Jahreszeiten zu tun haben sollte. Dieser Thematik ist Christian Gerhard verpflichtet, der seine Haikus dem Jahresablauf nach ordnet. Die Gedichte von Sara Hawkes-Hollands orientieren sich eher am häuslichen und stofflichen Bereich. Beiden gemeinsam geht es um Vergänglichkeit. 

Die Gedichte werden hier in vier Sprachen präsentiert: Deutsch und Japanisch von Christian Gerhard, das Englische als Übersetzung von Axel Bölling sowie das Niederländische von Felix Kirchhart. Sara Hawkes-Hollands schreibt in englischer Sprache.

Zum Inhalt:

Das traditionelle japanische Gedicht Haiku wird in drei Zeilen aufgeteilt. Es soll insgesamt 17 Silben enthalten. Für mich war es interessant, die englische und niederländische Fassung neben der deutschen lesen zu dürfen. Mit der japanischen konnte ich weniger anfangen, da ich weder Schrift noch Sprache beherrsche. Doch dadurch bekommt das Büchlein gerade einen globalen Flair. Es gilt nicht nur die Sprachverwirrung, sondern auch deren partielle Überwindung durch Übersetzung und Sprachverständnis. 

Das Bändchen bringt zuerst die Gedichte von Sara Hawkes Hollands unter der Überschrift „Daunen“ und danach unter der Überschrift „Zikaden“ die unter die Gedichte zu den Jahreszeiten Sommer, Herbst, Winter und Frühling. Man könnte auch sagen Haus und Welt.

Ich konnte dabei wieder beobachten, was mir schon einmal bei einer Übersetzung von Lyrik begegnet ist, dass in der englischen Sprache ein weiterer Bildraum in der gleichen Wort Anzahl geschaffen werden kann, als in der deutschen. Die englische Sprache bringt dadurch mehr Dynamik hervor. 

Doch zugleich frage ich mich: Was hat die deutsche Sprache mehr als das englische? Ich glaube es ist so etwas wie Einfühlung. Ein Beispiel: Zuerst lese ich das Gedicht im Deutschen.

Ein Beispiel:

Stille lauert er

Im goldenen Dschungelgras

Kurz vor dem Angriff

Dann auf Englisch:

Silently he stalks

Through the golden jungle grass

About the Attack

Das Wort Stille ist unspezifischer als Silently, kann aber eher ein Gefühl präsentieren. Es müsste ja eigentlich auch still lauten und nicht Stille. Mit dem Wort Stille klingt mehr an als nur Natur. Es ist fast philosophisch. 

Mir kommt beim englischen Gedicht die Assoziation des Tigers oder eines anderen Raubtiers, ich ahne schon was kommt. Das Deutsche präsentiert eher eine Situation der Stille in der Steppe. Der Löwe liegt noch im Gras. Springt er schon? Ich weiß es nicht. Es liegt müde ein Raubtier am Boden und träumt im Gras, möglicherweise greift es an.

Was sagt das Niederländische?

Stil loert hij

Door het gouden jungle grass

Vlak voor het aanval

Ich denke es ist in Deutschen näher als das Englische. Während der Tiger im englischen stalkt, ist in Deutschland vom Lauern die Rede wie genauso im Holländischen. Zusammen mit dem Englischen betont das Niederländische, dass das Löwe oder Tiger durch das Gras geht und nicht nur das er im Gras lauert, es ist also eine Aktivität zu spüren.

Fazit:

Ich wollte jetzt nur dieses Beispiel herausgreifen, um zu zeigen, dass die unterschiedlichen Übersetzungen auch auf die Phantasie einwirken. Die Haikus von Christian Gerhard vermitteln dazu noch die Kultur eines Volkes, zumindest sofern Begriffe aus der japanischen Kultur genommen sind. Die entsprechenden Begriffe werden durch Anmerkungen erläutert. Und so taucht aus der Lektüre der Gedichte nicht nur Weltoffenheit und Globalität auf, sondern auch ein bestimmtes Heimatgefühl. Die japanische Kultur lädt dazu ein, entdeckt zu werden. Und das, obwohl weder das Wort Japan noch das Wort Haiku im Titel des Büchleins auftauchen.

Auch das Titelbild hat künstlerische Qualität. Die Künstlerin Helga Wagenknecht, hat bei Prof. Benno Werth in Aachen Kunst studiert und war danach Galeristin. Heute lebt und arbeitet sie in der Eifel und nimmt mit ihren Bildern an zahlreichen Ausstellungen teil. Mehr Bilder unter www.helga-wagenknecht.de

Zu den Gedichten müsste man sagen: In der Kürze liegt die Würze. Alle Aspekte der Sprache sind auf engem Raum beisammen. Die Dynamik und die Situationsbeschreibung, der ontologische Sinn und der vordergründige, die intellektuelle und die emotionale Ebene, die Vorstellung eines Bildes oder die eher sinnliche Wahrnehmung. Alles, was ein Wort ausdrücken kann regt hier zum Denken und Mitfühlen, aber auch zum Weiterdenken an.

Frankfurter Buchmesse 2019, Niklas Fleischer, Dortmund 2019

Bevor ich meinen kurzen Bericht starte, möchte ich mich kurz bei Greta entschuldigen: Es tut mir leid!

Spaß beiseite, nachdem ich meine Blogger-Akkreditierung erhalten hatte und mehrtätige Ausflüge wegen notwendiger Hunde-Betreuung unmöglich waren, bin ich heute zur Frankfurter Buchmesse gefahren.

Daneben tut es mir leid, da dieser Bericht nicht wirklich zu einem Religionsblog passt. Den Ständen der entsprechenden Verlage habe ich leider weniger Beachtung geschenkt. Es handelt sich eher um einen allgemeinen Bericht über die Messe.

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Wieso entschuldige ich mich also bei Greta? Nicht etwa wegen Papier und Tropenholz, sondern weil ich mit dem Auto gefahren bin. Leider gibt es zwischen Dortmund und Frankfurt noch keine ICE Direktverbindung (~4 Stunden Bahn vs. 2 Stunden Auto). Von den Ticket-Kosten ganz zu schweigen – davon hätte ich den Tank mehr als füllen können, vermutlich zweimal. Für eine Strecke von eigentlich nur 200 Kilometern völlig überzogen. Vielleicht wird in einigen Jahrzehnten ja doch nochmal eine Schnelltrasse zwischen dem Ruhrgebiet und Frankfurt gebaut… Eigentlich bin ich der Bahn nicht abgeneigt, wenn Preis und Fahrtzeit stimmen.

 

Die Ankunft

Nach etwa 2 Stunden komme ich also am Parkhaus an. Zufahrt und Verkehrsführung funktionierten reibungslos, und schon nach wenigen Minuten mache ich mich vom Auto in Richtung des Shuttle-Bus auf. Zu meiner freudigen Überraschung stelle ich am Ausgang des Parkhauses fest, dass ich als Blogger keine Parkgebühren zahlen muss. Ein sehr feiner Zug! Der Bus steht schon bereit, und es geht zu den Hallen los. Schon im Bus fallen die Massen an Cosplayern auf. (Wem das nichts sagt: Menschen, meist Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich wie ihre Lieblings-Zeichentrickhelden kostümieren. Einige Kostüme waren sehr gut gemacht, andere Cosplayer beeindruckten eher durch ihren Mut…)

Halle 3

Nach kurzer Einlasskontrolle ging es direkt mit Halle 3 los. Und wie… Ich neige nicht zu Klaustrophobie oder Panikattacken, bin nach der Loveparade in Dortmund aber etwas vorbelastet (in Duisburg war ich damals – Gott sei Dank – nicht). Jedenfalls war die Halle bedenklich überfüllt und es herrschten Subtropische Temperatur und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse.

Mal ein ernstes Wort: Gut besucht ist ja toll, der Füllstand ging aber leider in Richtung „unverantwortlich“. Bei einem Knall oder einem Unfall mit Messestand-Requisiten hätte es leicht Verletzte und Tote geben können. Ab einem gewissen Füllstand gehören Hallen meiner Meinung nach abgeriegelt – oder Besucherströme müssen besser geführt werden – zahlende Standbesitzer hin oder her.

Dennoch nahm ich allen Mut zusammen und machte mit meiner Besichtigungsrunde weiter.

 

Der goldene Haufen

Halle 3 hatte auch direkt das erste Skurrile Highlight:

Ein japanischer Schulbuchverlag warb in Halle 3, wo normalerweise Belletristik, Comics und Kinderbücher gezeigt werden, mit einer Schulbuch-Reihe, in der sich alles um Haufen dreht. (Also die, die man auf der Toilette lässt.)

Kindern mit Spaß zum Lernen zu animieren halte sich eigentlich für eine gute Idee – das geht für meinen Geschmack dann aber doch eine Spur zu weit. Highlight des Standes war ein goldener Haufen. Das Titelbild möchte ich Euch ebenso nicht vorenthalten, ebenso wie den goldenen Haufen:

Foto: Niklas Fleischer

Mal im Ernst, an mir nagen ersthafte Zweifel, ob das auch ein Modell für deutsche Grundschulen ist. Die japanischen Standbetreiber scheinen von dem Konzept aber überzeugt zu sein, der Stand ist durchaus groß und in exponierter Lage, fast einen Steinwurf von großen Verlagen wie Carlsen entfernt. Ich möchte dennoch den Mut der Betreiber würdigen – das hätte ich mich nicht getraut, weder in ökonomischer Hinsicht, noch in irgendeiner anderen.

Langsam wurde es mir in Halle 3 dann doch zu voll. Ähnlich wie samstags auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt versuchte ich also weitestgehend mit dem Strom zu einem der Ausgänge zu schwimmen.

 

Die Agora

Auch im Innenhof bemerkte man die Besucherströme, durch die größere Fläche verlief die Massen sich aber ein wenig. Die Warteschlangen an Ständen und Versorgungsstationen waren aber beachtlich. Wieder wurde deutlich, wie sehr Cosplayer inzwischen das Bild der Messe prägen, obwohl Comics bei den Bücherständen eher schwach repräsentiert waren. Die Currywurstbude lockte zwar schon, ich entschied mich aber trotzdem erstmal für Halle 4.

Foto: Niklas Fleischer

Halle 4.0

Wie üblich hatte ich noch leichte Orientierungsprobleme und meinte deshalb, Halle 4 über Halle 3 betreten zu müssen, anstelle 200 Meter weiter den direkten Eingang zu benutzen… nach einem kurzen Schlenker über Halle 3.1 ging es also mit Halle 4 weiter. Dort waren in diesem Jahr asiatische Verlage, Druckdienstleister und der Cosplay-Bereich angesiedelt. Wieder wurde man von Menschenmassen geradezu erschlagen, todesmutig stürzte ich mich dennoch erneut hinein. Den Papeterie-Bereich empfand ich als etwas klein geraten. Eigentlich gehören Schreibwaren für mich zur Literatur dazu, das scheine ich aber offenbar alleine so zu sehen. Beim Stand des Leuchtturm-Verlages (ist ein Hersteller von Notizbüchern eigentlich ein Verlag?) gab es ein paar gute Angebote, sodass ich zwei Notizbücher mitnahm. Eines der Bücher soll mit Hilfe einer App die Digitalisierung der Seiten erleichtern – das werde ich einmal ausprobieren müssen. Weiter ging es zu Asiatischen Verlagen und dem Comic-Bereich. Hier wurde es mir jedoch langsam zu voll – der Füllstand, speziell in diesem Bereich, übertraf noch einmal den von Halle 3. Langsam fing mein Magen an zu knurren, ich schlenderte also in Richtung der Agora zurück.

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Verschwörungstheorien – historischer Querschnitt, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Stiftung Kloster Dalheim LWL – Landesmuseum für Kloster Kultur, Ingo Grabowsky (Hg): Verschwörungstheorien früher und heute, Katalog zur Sonderausstellung der Stiftung Kloster Dalheim, LWL – Landesmuseum für Klosterkultur, 18. Mai 2019 bis 22. März 2020, Ardey-Verlag, Paderborn 2019, gebunden, farbig illustriert, 304 Seiten, ISBN: 978-3-87023-442-3, Preis, Museumsausgabe 29,90 Euro

Ausstellungsprojekte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe habe ich in guter Erinnerung. Es gelingt immer wieder, historische Erkenntnisse sachkundig und doch im Adressatenbezug darzustellen. Das Querschnittsthema der Ausstellung „Verschwörungstheorie“ ist einerseits hoch aktuell und andererseits ein roter Faden der Geschichte Europas.

In der folgenden Rezension betrachte ich den Katalog dieser Ausstellung:

Der Einführungsteil geht einigen typischen Themen entlang, die einige wichtige Stationen der europäischen Geschichte berühren. Meine Auswahl ist zufällig. Eigentlich ist alles gleich interessant, Judenverfolgungen vom Mittelalter bis Auschwitz und danach, kirchliche Verfolgung von Tempelrittern, Hexen, Jesuiten, Freimaurern sowie diversen politischen Gegnern oder Ausländern.

Diese Ansammlung von Texten geht anschließend in den Ausstellungsteil über, der alle Exponate dokumentiert und dazu reich bebildert ist. Einige Schlagsätze aus den Aufsätzen sollen die Bandbreite dieses Bandes dokumentieren.

Carolin Mischer geht in ihrem Grundsatz Artikel zwar auch auf historische Verschwörungen ein, sieht aber den Hauptanknüpfungspunkt für das Thema in der Gegenwart. Ingo Grabowsky stellt in seinem Überblicksartikel diverse Verschwörungstheorien vor. Die Ideen, die in diesen ausgedrückt werden, sind offensichtlich unbegründet und werden trotzdem verbreitet.

Helga Fabritius stellt am Beispiel der (behaupteten) Papisten-Verschwörung in England eine ganz typischen Propagandamittel vor, beispielsweise die Herstellung gefälschter Dokumente und gedruckter Flugblätter – hier wird eine Analogie zur heutigen Verbreitung per Facebook und ähnliche Plattformen deutlich.

Die Verfolgung des Judentums nimmt einen breiteren Raum ein. Michael Hagemeister stellt die Erforschung des Pamphlets „Die Protokolle der Weisen von Zion“ vor. Wolfgang Benz zeigt dessen Nachwirkungen im Nationalsozialismus in der Idee der „Jüdischen Weltherrschaft“ bei Rosenberg und Hitler.

Katharina Impelmanns meint hingegen, dass in den bisher beschriebenen Verschwörungstheorien noch nicht der Höhepunkt dieser Bewegung erreicht worden ist. Erst das 21. Jahrhundert hatte mit dem Internet die ideale Verbreitungsform dafür gefunden: „Lügenpresse“, „Chemtrail“, 11. September 2001 und andere Themen werden als Material für Verschwörungstheorien missbraucht bzw. genutzt.

Zur Region rund um das Kloster Dalheim gehört die Wewelsburg. Kirsten John-Stucke erzählt die Geschichte der NS Motive des esoterischen Hitlerismus, wie sie sich unter anderem in der Wewelsburg darstellt.

Der Artikel von Sebastian Bartoschek über die psychologischen Determinanten der Verschwörungstheorien schließt den Aufsatzteil ab, der so mit Grundsatzthemen eingerahmt wird, dazwischen aber sehr konkret auf den Ausstellungsteil vorbereitet.

Doch was in der historischen Auseinandersetzung sachgemäß ist, kann in der Präsentation leicht zu viel werden. Die Aneinanderreihung von Quellentexten. Die interessanten pädagogischen Konzepte der Ausstellung im Kloster Dalheim, wie die gemeinsame Suche nach dem Schatz der Templer werden im Katalog nicht erwähnt: Escape Room „Der Heilige Gral“, Vortag: die Dalheimer Hexenprozesse (https://www.lwl.org/LWL/Kultur/kloster-dalheim/veranstaltungen/Vorschau/2019/191110-A-Vortrag) und das Angebot Ferien-Verschwörung, das bestimmt längst ausgebucht ist (https://www.lwl.org/LWL/Kultur/kloster-dalheim/ausstellungen/sonderausstellung/Kulturrucksack).

Leider habe ich es noch die geschafft, die Ausstellung im Kloster Dalheim zu besuchen, aber sie läuft ja noch bis zum 22.03.2020.

Link: https://www.lwl.org/LWL/Kultur/kloster-dalheim/ausstellungen/sonderausstellung/ausstellung