Das Leben bejahen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019,

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Christoph Quarch: Das große Ja, Ein philosophischer Wegweiser zum Sinn des Lebens, Legenda Q, Daun 2019, 3. Auflage, zuerst im Kailash-Verlag, München 2012, gebunden, 224 Seiten, ISBN: 978-3-948206-00-0, Preis: 19,90 Euro

Link: www.legenda-Q.de

Christoph Quarch, geboren 1964 in Düsseldorf, NRW, ist Philosoph, Autor und Hochschuldozent. Einer seiner Tätigkeiten ist auch die Durchführung von „Philosophiereisen“ z. B.   zu philosophischen Stätten der Antike. Man merkt diesem Buch an, dass er eine Lehre im Dialog mit Hörerinnen und Hörern vermittelt und deren Zeit- und Lebensfragen aufgreift.

Sein akademisches Niveau verliert sich nicht in vielen Fachbegriffen und griechischen Vokabeln, sondern ist dem Dialog verpflichtet. Ich werde gleich als Beispiel dafür einen Abschnitt zitieren.

Doch zuvor einige Worte zum Buch. Die Leitfrage des Buches ist das „Ja“ zum Leben. Darin ist der christlich-religiöse Aspekt ausgeblendet getreu der Tradition der wissenschaftlichen Philosophie seit der Aufklärung. Man kann diese Art der immanenten Argumentation auch vor dem Hintergrund der Transzendenzfrage lesen.

Der Lebensbezug muss immer immanent zu suchen und zu finden sein. Das „(post-)moderne“ Angebot hedonistischen Denkens lehnt der Autor ab, da es diesem nicht gelingt, den Leid-Aspekt zu integrieren.

Das ganze Buch durchzieht -wie ein Kehrvers- immer wieder die Anspielung auf die Lehre des Wiener Psychiaters Viktor Frankl, der Auschwitz überlebt hat und aus der Erfahrung des Konzentrationslagers das „Ja zum Leben“ vermittelte als ein „Trotzdem“ gegenüber allen existenziell bedrohlichen Leiderfahrungen. Voraussetzung dafür ist, dass dieses „Ja“ nicht erfunden, erdacht, geglaubt, erarbeitet wird, sondern aus dem Leben selbst als Geschenk erfahren wird.

Christoph Quarch integriert diese Lehre in die Philosophie, indem er sie mit den Gedanken Friedrich Nietzsches in Verbindung bringt. Darin ist es eben nicht nötig, dem Prinzip eines positiven Denkens zu folgen, sondern sich bewusst dem Leidensaspekt des Lebens zu stellen.

Darauf bezieht sich das folgende Zitat, dass ich als exemplarischen Text in die Rezension integriere:

„Nicht länger Tod und Krankheiten, Leid und Sterben auszublenden und an die Peripherie unserer Lebenswelt zu verdammen, sondern sie zu integrieren in ein umfassendes Selbstverständnis von Gesellschaften und Individuen, die an keine halbseidenen Verheißungen von Leidfreiheit und Sicherheit mehr glauben und stattdessen die Tragik allen Lebens anerkennen und bejahen, und auf diese Weise Räume wahrer Lebendigkeit zu öffnen. Ganz im Ernst: Ich glaube, eine solche Weltsicht, ein solches Lebensgefühl, wird uns allen gut tun. […] Meinen Sie nicht auch, dass wir diesen Weg einschlagen sollten – zurück in die Zukunft einer bejahbaren Welt, die nicht von Sinnfinsternis verschattet ist, sondern im hellen Licht des Sinns erstrahlt.“ (S. 178)

Hierzu lässt der Autor fünfmal den Vorhang aufgehen und erzählt verschiedene Aspekte der Sinnfrage im Dialog mit Figuren und Texten der Antike und daneben als zweite Ebene Zitate aus dem Werk Friedrich Nietzsches (1844 – 1900). Eingefügt wird jeweils ein „Zwischenspiel“- zuletzt „Nachspiel im Himmel“, in der das Gesagte von Philosophen verschiedener Generationen im Dialog kommentiert wird, sozusagen im Philosophenhimmel, symbolisch gesehen.

Die fünf Schritte des Buches sind: Die Entdeckung der Seele im Zeitalter der Sinnfinsternis. Die Lehre vom Tod Gottes nicht als Antireligion, sondern als Symbol dafür, dass es keinen Ausweg aus dem gelebten Leben gibt. Die Diskussion einer postmodernen Lebenskunstlehre, scheitert wie oben angesprochen an den Negativerfahrungen des Daseins. Es folgt ein Kapitel mit Beispielen aus der Lehre Platons und danach eines zu den Gedanken Friedrich Nietzsches in ihrem Bezug zur antiken Begrifflichkeit. Im letzten Kapitel geht es um die Zusammengehörigkeit von Sinn und Sinnlichkeit. An dieser Stelle frage ich mich allerdings, ob Christoph Quarch am Ende nicht doch trotz aller philosophischen Tiefgänge und Reflexionen und dem Gedanken der Annahme des Leids bei einer Lehre der Lebenskunst gelandet ist. Seine Kritik an der Lebenskunst würde dann zu kurz greifen, wenn dort auch die Erfahrungen des Leid und des Todes reflektiert würden.

Trotzdem oder gerade deshalb, sollte das Buch von Christoph Quarch weitere Verbreitung finden.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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