Rentnerin auf Tour, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

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Rosa Schmidt: Mein Mann, der Rentner, auf Tour statt Kur, Das geheime Reisetagebuch einer Ehefrau, Penguin Verlag, München 2019, Taschenbuch, Originalausgabe, 367 Seiten, ISBN: 978-3-328-10240-3, 10,00 Euro

Auf der Suche nach unterhaltsamer Lektüre über ein Kreuzfahrtschiff bin ich auf dieses Buch gestoßen, hier verknüpft mit einer Reise mit dem Wohnmobil, die mir als ehemalig altem Camper auch zusagte. Obwohl ich das Buch als Gute-Nacht-Lektüre auf dem Nachttisch liegen hatte und jeweils nur ein paar Seiten gelesen habe, war der rote Faden immer wieder klar erkennbar.

Das Format der sogenannten „Rentner“ – Bücher von „Rosa Schmidt“ (Autorin Anne Hansen) ist jeweils das Tagebuch eines ganzen Jahres. Dass dabei der Einstieg mit der alljährlichen Silvestersauferei immer ähnlich zu sein scheint, zeigt die Leseprobe aus dem Band „Mein Mann, der Rentner, und dieses Internet“, die am Ende angefügt ist. Also Vorsicht: Legt bitte das Buch nicht deshalb aus der Hand, nach dem Motto: Schon wieder ein Tagebuch.

Dass die Autorin in Wahrheit noch nicht im Rentneralter ist, meine ich an einigen Stellen schon durchscheinen zu sehen. Sie glaubt zum Beispiel, die Hauptbeschäftigung reisender Rentner scheinen Diaabende zu sein, was von der Gattung her klar in die siebziger und frühen achtziger Jahre gehört. Solche diaschauenden Rentner dürften heute so um 90 sein.

Was ich hingegen ganz interessant finde, ist, dass Rentner zunächst so mit 63-65 ganz gut mit der täglichen Beschäftigung im Hobby klar kommen, ja sich sogar immer schon darauf gefreut haben und dass danach eine Phase der Reiselust kommt, in der man sich am liebsten kutschieren lässt. Die Kamera ist da schon fast aus der Mode gekommen, weil zu umständlich. Man hat ja als Rentnerin ein Smartphone. Was übrigens dazu führt, dass die lieben Angehörigen immer einen Anruf weit entfernt sind.

Da mietet man sich etwa ein luxuriöses Reisemobil und bleibt wochenlang auf demselben Campingplatz, ohne sich etwa in der Umgebung noch weiter umzuschauen.

Ja beide Reiseperioden sind so kurzweilig, anschaulich, mitfühlend und witzig erzählt, dass sie wirklich jeweils einen kleinen Einblick bieten in die jeweilige Reiseform. Ich musste etwa schallend lachen, als gleich beim Einchecken auf dem Campingplatz die üblichen Schikanen auftauchen. Dass Rosa Schmidt Schwierigkeiten mit dem Duschhäuschen hat, muss man hier nicht verschweigen, da diese Pointe wirklich vorhersehbar war. Das hat schon meine Frau von ihren früheren Campingerfahrungen berichtet, nach denen bei ihr Camping zu NoGo wurde.

So schön die Reise mit dem Wohnmobil auch erzählt wird, die Fahrt mit dem Kreuzfahrtschiff ist der Höhepunkt des Buches. Hier darf ich wirklich keine Pointe vorwegnehmen. Gut war, dass man einen bekannten Musiker an Bord hatte, der die Konzertabende bestritt. Dass die Kreuzfahrtgesellschaft zu 50% ein reisender Fanclub war, war Rosa Schmidt nicht von Anbeginn klar. Die Unterkunft auf dem Schiff scheint passabel zu sein. Die Frage der Sitzordnung eher gewöhnungsbedürftig. Weiterhin ist es interessant, was im Reisepreis enthalten ist und was nicht. Also kurz gesagt, man sollte insgesamt einfach das Doppelte einplanen, auch mehr, wenn die Fahrt von vornherein besonders preiswert erscheint.

Beiden Reiseformen, dem Camping und der Kreuzfahrt scheint gemeinsam zu sein, dass man schnell in Kontakt kommt. Klar kann man sich auch zurückziehen oder etwas zu zweit unternehmen, wie etwa einen Landgang in einer Hafenstadt, von dem man dann bitte noch rechtzeitig zurückkommt! Also gut, ein wenig musste ich ja aus der Lektüre aufschienen lassen. Kurz gesagt: Das Buch bekommt fünf Sterne. Ich würde es auch gern noch mal als Hörbuch zu Weihnachten bekommen.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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