Intellektuelle Redlichkeit – Von der Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz der wissenschaftlichen Methode, Von Lars Jaeger

Vom erstaunlichen Widerspruch unserer Zeit, dass immer mehr Menschen ein Leben in höchstem Komfort führen, in nahezu totaler Sicherheit und mit einem beispiellosen Mass an Gesundheit bis ins hohe Alter leben und gleichzeitig denken, der Zustand der Welt sei schlecht und würde immer schlechter, ist oft die Rede.

Für beide Szenarien ist derselbe Auslöser verantwortlich – der wissenschaftliche und technologische Fortschritt. Diesem Gegensatz ist jedoch noch eine weitere Paradoxie aufgesetzt: Die Wissenschaft gilt heute vielen in Bezug auf Fragen die Natur betreffend (und immer mehr auch die zum Menschen) als höchste Instanz der Wahrheit. Zugleich tut sie sich mit diesem besonderen Begriff, der seinen Ursprung in der Philosophie hat, selbst sehr schwer. Denn die Wissenschaften lehren uns die Dynamik eines ständigen Befragens des Status quo unserer eigenen intellektuellen Solidität und die nicht endende kritische Reflexion unseres gegenwärtigen Denkens, Wissens und Meinens. Für feste und auf ewig unverrückbare Wahrheiten ist da wenig Platz.

photo-Robert-Hausmann-scaled

Diese scheinbare Widersprüchlichkeit des wissenschaftlichen Geistes ist für Nicht-Wissenschaftler nicht immer leicht zu verstehen. Was in der Wissenschaft Normalität ist, nämlich, dass jede wissenschaftliche Erkenntnis innerhalb der wissenschaftlichen Community immer auch angezweifelt und kontrovers diskutiert wird, sorgt bei Laien für Verunsicherung – und erlaubt es leider auch Politikern, die Hände in den Schoss zu legen, wenn es um wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse wie beispielweise den Klimawandel geht, ganz frei nach dem Motto: „Schaut, die Wissenschaftler sind sich ja selbst nicht einig! Woher sollen wir dann wissen, was zu tun ist?“ „Intellektuelle Redlichkeit – Von der Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz der wissenschaftlichen Methode, Von Lars Jaeger“ weiterlesen