Glaubensgedanken lesen und aufschreiben, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

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Zu: Uwe Metz (Hg.): Woran glaubst Du? Bekenntnisse heller Köpfe, wacher Geister und tiefer Seelen, Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft GmbH, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-945369-00-5, Preis: 14,95 Euro

PatternDas kleine Taschenbuch hat 112 Seiten Text „Woran glaubst du?“ und 48 leere Seiten zum Stichwort „Daran glaube ich!“ Die eigenen Notizen zum Glauben können auf die passende Homepage hochgeladen oder in einen Facebook-Kommentar hineingesetzt werden (www.woran-glaubst-du.info). Ausgehend vom Namen des Verlages und der herausgebenden Redaktion des Evangelischen Gemeindeblatts erstaunt die Vielfalt der Antworten der zumeist prominenten oder profilierten Männer und Frauen, die der Aufforderung gefolgt sind, ihre Meinung zum Glauben zu Papier zu bringen. Christliche Liedermacher neben Pastorinnen und Pastoren, aber auch Politiker, Schauspielerinnen, Kabarettisten, Unternehmer und Künstler haben sich beteiligt, 20 Frauen und 28 Männer. Bei den meisten wird das Wort „Glaube“ wie im Titel verbal aufgefasst, einige wenige, eine deutliche Minderheit, referieren eine Kurzfassung des kirchlichen Glaubensbekenntnisses. Erstaunlich ist die Vielfalt der Antworten, die immer persönlich an den eigenen Erfahrungen anknüpfen. Fakt ist: Der Glaube geschieht heute als ein möglicher Aspekt des Lebensvollzugs, sei es in der Form von Sinnfindung oder ethischer Orientierung. Kein Wunder, dass hier auch eine Orientierung am Buddhismus nicht ausgeschlossen ist. Evangelisch von Gott reden heißt hier mehrheitlich, ein Erfahrung bezeugen, einen persönlichen Bezug finden und darstellen, nicht ohne Bezug zur Bibel oder Kirche, aber keinesfalls im Sinn von Ableitung oder Schlussfolgerung des eigenen aus der Tradition. Eine Begründung wie, die Bibel sagt A und ich glaube daher B, gibt ist selten. Eher ist die Frage, wie das Gottesbild Jesu aus unseren Alltag anwendbar ist.

Die leeren Blätter ermutigen die Leserinnen und Leser, sich authentisch, bewusst und ehrlich zu der gestellten Frage zu verhalten und es aufzuschreiben: Daran glaube ich!

Daher füge ich jetzt einfach den Anfang meiner eigenen Notizen an:

„Ich glaube an Gott, als dem „Du“, den oder das ich im

Gebet anrede. Damit ist Gott das Gegenüber, zu dem ich in Beziehung stehe. Da sich das Sprechen mit Gott immer auch in mir selbst vollzieht, ist Gott zugleich eine innere Stimme und das Gefühl des Grundvertrauens. Gleichzeitig begegnet mir Gott in jedem anderen Menschen, ja zugleich in der ganzen lebendigen Natur…“

Warum reden wir nicht mehr, über unseren eigenen Glauben? Rechnen wir immer noch damit, dafür schlechte Zensuren zu bekommen, wenn die Glaubensbegriffe von der bekannten kirchlichen Lehre abweichen? Die Kirche braucht Menschen, die zu ihrer eigenen Meinung stehen und bewusst sagen können und wollen, mit welchen Erfahrungen sie ihren Glauben und ihre Zweifel verbinden. So ein Buch sollte man nicht nur kaufen, man sollte es verschenken!

Link zum Blog des Buches mit meinem Beitrag: http://www.woran-glaubst-du.info/blog/widerstand-und-ergebung.html

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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