Abrams Aufbruch, Predigt über Genesis 12, 1-4, Christoph Fleischer, Welver 2018

Predigt über 1. Mose 12, 1 – 4a, wird gehalten am 5. Sonntag nach Trinitatis in Bad Sassendorf-Neuengeseke und in Möhnesee-Körbecke, dort vereinfacht zur Taufe verbunden mit einer Lesung aus einer Kinderbibel.

1.Mose 12,1-4

Abrams Berufung und Zug nach Kanaan

121 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.

2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst  ein Segen sein.

3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm.

Liebe Gemeinde,

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

(aus: Hermann Hesse, Stufen, Quelle: http://www-stud.informatik.uni-frankfurt.de/haase/Lyrik/hesse.html)

 

Als ich den Text dieses Abschnitts aus dem 1. Buch Mose nachlas, wurde mir bewusst, dass dies nicht der Anfang ist, sondern dass auch diesem Aufbruch ein erster Aufbruch vorausging. Das heißt, dass dieser zweite Aufbruch von Abraham, jetzt noch Abram genannt, nicht am Geburtsort Abrahams spielt, in Ur in Chaldäa, das an der Euphratmündung am Persischen Golf gefunden und ausgegraben werden konnte. Denn bereits sein Vater ist den ersten Schritt gegangen und hat die Heimat in Richtung Kanaan verlassen, ist dann aber in Haran geblieben und dort gestorben. Von dort aus geht nun Abraham mit seiner Frau Sarah weiter ins verheißene Land und auch erst im Alter von 75 Jahren. Diese Ehe war bis dahin kinderlos. Die Verheißung der Nachkommenschaft ist hier mit der Verheißung des neuen Landes verknüpft. „Abrams Aufbruch, Predigt über Genesis 12, 1-4, Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Luthers Meinung „Von den Juden“, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Martin Luther: Von den Juden und ihren Lügen, neu bearbeitet und kommentiert von Matthias Morgenstern, berlin university press in der Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-7374-1320-6, gebunden, 328 Seiten, Preis: 19,90 Euro

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Wer mit dem Begriff des Antisemitismus hantiert, hat es mit verschiedenen Zeit- und Bedeutungsebenen zu tun. Orientiert man sich am politisch-rassistischen Begriff des 19. und 20. Jahrhunderts, so wird man die antisemitische Wirkung Luthers nicht verleugnen können, wie Dietz Bering zeigte (Dietz Bering: War Luther Antisemit? Das deutsch-jüdische Verhältnis als Tragödie der Nähe, Berlin University Press Berlin 2014). Auch Donatella Di Cesare kommt in ihrem Buch über Martin Heideggers Antisemitismus in einem Kapitel zur Geschichte des Antisemitismus nicht umhin, diese Schrift Martin Luthers zu erwähnen. (Donatella Di Cesare: Heidegger, die Juden, die Shoah, Vittorio Klostermann, Frankfurt/Main 2016: Philosophie im Kontext – Heidegger im Licht des Antisemitismus, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016)

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Predigt am 2. Sonntag der Passionszeit Reminiszere über Hebräer 11, 8-10, Christoph Fleischer, Werl 2014

In solchem Vertrauen gehorchte Abraham, als Gott ihn rief. Er brach auf in das Land, das er als Erbbesitz bekommen sollte, und verließ seine Heimat, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Und in solchem Vertrauen lebte er in dem Land, das Gott ihm zugesagt hatte, als ein Fremder und in Zelten, zusammen mit Isaak und Jakob, die dieselbe Zusage bekommen hatten. Denn er wartete auf die Stadt mit festen Grundmauern, die Gott selbst entworfen und gebaut hat.

Liebe Gemeinde,

diese kleine Bibelstelle nimmt Bezug auf die Geschichte von Abraham. Abraham wird heute als Glaubensvater der drei abrahamitischen Religionen verstanden. Die drei Religionen Judentum, Islam und Christentum haben also verschiedene Mütter, aber einen Vater, um im Bild zu bleiben. Die Frage nach Abraham ist die Frage danach, was diese Religionen verbindet, und das ist schon einfach zu sagen: Es ist der Glaube an den einen Gott. „Predigt am 2. Sonntag der Passionszeit Reminiszere über Hebräer 11, 8-10, Christoph Fleischer, Werl 2014“ weiterlesen