Streit um den Islam in Deutschland – warum? Christoph Fleischer, Werl 2010

 

Vorweg: Als Teilnehmer des interreligiösen Dialogkreises in Werl bin ich immer wieder überrascht von der Aktualität und Wirklichkeitsnähe des Islam. Der Islam pflegt Toleranz gegenüber anderen Religionen und lädt zum Dialog ein, zumal diese Treffen in der Werler Moschee stattfinden. Der Dialog zeigt immer auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede, wodurch die eigenen religiöse Vergewisserung gestärkt wird. „Streit um den Islam in Deutschland – warum? Christoph Fleischer, Werl 2010“ weiterlesen

Trinitarische Schöpfungslehre (Jürgen Moltmann) Christoph Fleischer, Werl 2010

Jürgen Moltmanns trinitarische Schöpfungslehre ist insofern interessant, als sie die Theodizeefrage aushebelt, die letztlich eine metaphysische Unterscheidung von Gott und Welt voraussetzt. Sie grenzt sich von mechanistischen und fundamentalistischen Schöpfungsvorstellungen ab. Diese trinitarische Interpretation scheint daher manchen biblischen Aussagen, die den Gegensatz von Gott und Welt betonen, zu widersprechen. Doch ob das wirklich richtig wäre, müsste dann ersteinmal die Einzelexegese zeigen. Wenn Jesus sagt, dass sein Reich „nicht von dieser Welt“ ist meint er es ja nicht als metaphysisches Gegenüber, sondern als einen Gegensatz im Verständnis der Welt und des Lebens. auch die fundamentalistische Lehre vom intelligenten Designer antwortet auf die falsche Frage, da sie Schöpfung und Verursachung verwechselt.

Aus: Gott in der Schöpfung. 1985. (S.27-29)

Das Fundament für die permanente Unterscheidung von Gott und Welt war der Schöpfungsglaube, denn mit ihm wurde Gott der Welt gegenüber gestellt. Gott steht in der Transzendenz und die Welt wird als „das Werk seiner Hände“ zur Immanenz gemacht: Die Natur wird entgöttert, die Politik profanisiert, die Geschichte defatalisiert. Die Welt wird zur Passiven Materie gemacht.

Diese Unterscheidung von Gott und Welt wurde auch von der theologischen Apologetik der Neuzeit verwendet, um die biblischen Traditionen an die Säkularisierungsprozesse der Neuzeit anzupassen. Die rücksichtslose Eroberung und Ausbeutung der Natur, von der die europäische Neuzeit fasziniert war, fand ihre passende religiöse Legitimation in jener alten Unterscheidung von Gott und Welt. Damit wurde freilich die kritische Wahrheit jener alttestamentlichen Unterscheidung verfälscht. Ohne sie preiszugeben, muss eine ökologische Schöpfungslehre heute die Weltimmanenz Gottes wahrnehmen und lehren. Sie weicht damit nicht von den biblischen Traditionen ab, sondern kommt vielmehr auf ihre ursprüngliche Wahrheit zurück: Gott der Schöpfer von Himmel und Erde ist in jedem seiner Geschöpfe und in ihrer Schöpfungsgemeinschaft durch seinen kosmischen Geist präsent. … Gott ist nicht nur der Schöpfer der Welt, sondern auch der Geist des Universums. Durch die Kräfte und Möglichkeiten des Geistes wohnt der Schöpfer seinen Geschöpfen ein, belebt sie, erhält sie im Dasein und führt sie in die Zukunft seines Reiches. Die Geschichte der Schöpfung ist in dieser Hinsicht die Wirkungsgeschichte des göttlichen Geistes. Es ist darum schon im Blick auf die ursprünglichen Traditionen einseitig, die Schöpfung nur als Werk der „Hände Gottes“ anzusehen und als sein „Werk“ von ihm selbst zu unterscheiden. Schöpfung ist auch die differenzierte Gegenwart Gottes des Geistes, die Präsenz des Einen in den Vielen.

Um nach der Welttranszendenz diese Weltimmanenz Gottes zu begreifen, ist es ratsam, den Kausalbegriff und mit ihm selbst das kausale Denken selbst aus der Schöpfungslehre zu entfernen. Mit ihm konnte nur die Welttranszendenz der göttlichen causa prima, die als göttliche zugleich causa sui sein muss, gedacht werden. Weltschöpfung ist aber etwas anderes als Weltverursachung. Ist der Schöpfer kraft des Geistes in seiner Schöpfung selbst präsent, dann ist seine Beziehung zur Schöpfung eher als ein vielfältiges Netz einseitiger, wechselseitiger und mehrseitiger Beziehungen anzusehen. In diesem Beziehungsnetz benennen „Schaffen“, „Bewahren“, „Erhalten“ und „Vollenden“ zwar die großen einseitigen Beziehungen, aber „Einwohnen“, „Mitleiden“, „Teilnehmen“, „Begleiten“, „Erdulden“, „Erfreuen“ und „Verherrlichen“ sind wechselseitige Beziehungen, die eine kosmische Lebensgemeinschaft zwischen Gott dem Geist und allen seinen Geschöpfen bezeichnen.

Die trinitarische Schöpfungslehre geht also nicht von einem Gegenüber von Gott und Welt aus, um dann Gott und Welt gegeneinander zu definieren, also Gott als nicht weltlich und die Welt als nicht göttlich zu bestimmen. Sie geht vielmehr von einer immanenten Spannung in Gott selbst aus: Gott schafft die Welt und geht zugleich in sie ein.

Eigentum. Christoph Fleischer, Werl 2010

Dies ist ersteinmal eine Notiz zur Vorbereitung des Unterrichts einer Stunde bzw. einer Reihe. Die Frage ist: Was ist eigentlich das Besondere am 7. Gebot. Wer nach Diebstahl fragt, muss nach dem Eigentum fragen. Damit ist zugleich die Beziehung zu anderen Geboten hergestellt. Einerseits geht es hier um den Wunsch danach, etwas zu bekommen, dem Begehren, auf das das neunte und zehnte Gebot eingeht, andererseits geht es um eine andere Art, sich etwas anzueignen, die das sechste Gebot, „Du sollst nicht ehebrechen!“ meint. Im Ganzen geht es damit auch um den Übergriff überhaupt, damit auch um das 5. Gebot: „Du sollst nicht töten!“. In diesem Zusammenhang widmet sich das Gebot „Du sollst nicht stehlen!“ der Frage des Eigentums, die ich hiermit kurz reflektiere:

Worin liegt das ethische Problem des Eigentums?

1. Der Erwerb von Sachen setzt einen Wunsch und damit zugleich ein Bedürfnis voraus, im Zusammenhang mit Neid auch als das Begehren bezeichnet.

2. Der Diebstahl ist die Form der widerrechtlichen Aneignung durch gewaltsamen Erwerb. Damit ist ein Erwerb nicht grundsätzlich ausgeschlossen, der auf eine einverständliche, ausgehandelte Übereignung beruht. Da der Diebstahl einen Übergriff darstellt, der gegebenenfalls mit Körperverletzung oder sogar Mord einhergeht, oder im Fall eines Einbruchs mit widerrechtlichem Eindringen in ein Gebäude, sowie durch Täuschung oder betrügerisches Handeln, wird durch Diebstahl die Lebensspäre eines anderen in der Regel verletzt oder beeinträchtigt.

3. Eine besondere Frage stellt sich dadurch, dass dem Eigentum auch das Nicht-Eigentum, die Armut gegenübersteht. Auch durch Armut ist keine gewaltsame und übergriffige Handlung gerechtfertigt, allenfalls Betteln, also die Bitte um das Überlassen eines Gutes ohne Bezahlung. Diebstahl oder Raub kann aber auf das Vorhandensein einer Form von Armut oder Abhängigkeit hinweisen, worauf der häufige Zusammenhang von Sucht und Diebstahl hinweist. Sucht und Armut sind keine Rechtfertigung des Diebstahls. Trotzdem weisen solche Diebstähle noch auf andere Möglichkeiten der Beurteilung der Taten hin, als nur durch die Frage nach Ausgleich oder Schuld. Auch Reichtum kann zu einer besonderen Art von Diebstahl anreizen, die dann dazu führt, dass Anleger getäuscht, oder etwa, dass die öffentliche Hand für die Regulierung von privat herbeigeführten Schäden herangezogen wird, was die Finanzkrise gezeigt hat.

4. Ehebruch, Körperverletzung, Mord und Diebstahl sind darin vergleichbar, dass ein körperliches oder seelisches Bedürfnis dazu führt, den Respekt vor der Ehre und der Würde eines Menschen zu verletzen. Es geht also gerade nicht um ein Besitzdenken, sondern ein Denken von der Würde und der Lebensrechte einer menschlichen Person her.

5. Biblische Beispiel für Diebstahl sind die Erzählungen von Zachäus, Nabots Weinberg und, obwohl es vordergründig um Mord geht, auch Kain und Abel.

Viktor Frankl Gleichnisse, hrsg. von Christoph Fleischer. Werl 2009

Aus: Der Seele Heimat ist der Sinn. Logotherapie in Gleichnissen von Viktor E. Frankl Zusammengestellt und kommentiert von Elisabeth Lukas, Kösel Verlag München 2005
Im folgenden Text werde ich nur einige der von Elisabeth Kösel im o.g. Buch gesammelten Gleichnisse vorstellen, und zwar soweit diese mit dem Begriff vom schwachen Glauben in beziehung gesetzt werden können. „Viktor Frankl Gleichnisse, hrsg. von Christoph Fleischer. Werl 2009“ weiterlesen

Der Zielkonflikt der protestantischen Berufsethik im Kapitalismus nach Max Weber und Jürgen Habermas. Eine Notiz. von Christoph Fleischer, Meschede 2004

Zur protestantischen Berufsethik im Kapitalismus nach Max Weber und Jürgen Habermas in „Theorie des kommunikativen Handelns, Erster Band, Frankfurt 4. Auflage 1987, S. 307 – 320. (Christoph Fleischer)

Zufällig erhalte ich an diesem Tag die folgende Mail: „Alle Arbeit ist göttlich“. Swami Sivananda. Ein Herr sagte zum Meister: „Swamiji, ich bin zu beschäftigt mit weltlichen Pflichten. Ich habe nur wenig Zeit für Sadhana.“ Sofort antwortete der Meister: „Betrachte alles, was du tust als göttliche Arbeit. Sogar atmen, sehen, hören – alle sind göttliche Handlungen. Betrachte alle Pflichten als Verehrung Gottes. Es gibt keine getrennten Abteilungen – die göttliche Abteilung und die weltliche Abteilung. Sie sind ein und dasselbe. Nur die Einstellung dazu muss sich ändern.“ „Der Zielkonflikt der protestantischen Berufsethik im Kapitalismus nach Max Weber und Jürgen Habermas. Eine Notiz. von Christoph Fleischer, Meschede 2004“ weiterlesen