Warteraum auf das Ewige oder Austauschrunde für eine Wahrheit im Dialog, Von: Thomas Hirsch-Hüffell, erschienen im Deutschen Pfarrerblatt, Ausgabe: 12 / 2019

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Drüggelter Kapelle, Möhnesee, Beispiel einer runden Kirche, Foto: Christoph Fleischer

Der Umbau eines Kirchraums und die Selbstvergessenheit der Gemeinde

Wenn Gemeinden herausgefordert sind, ihren Kirchenraum neu zu gestalten, dann wird rasch eine kaum überschaubare Vielfalt an Wünschen hörbar. In aller Regel dominieren dabei funktionale und praktische Erwägungen, während eine theologische Reflexion unterschiedlicher Raumkonzepte meistens zu knapp gerät. Doch Kirchenräume verraten viel über das dahinter stehende Gottesbild und Gemeindeverständnis. Thomas Hirsch-Hüffell liefert für die Diskussion einige grundlegende Aspekte und Kriterien.

Umbau religiöser Gewohnheiten und Röhrenblick

Das Innere einer Kirche neu zu gestalten ist für eine Gemeinde eine große Herausforderung. Der Prozess der Einigung über Formen, Farben, Materialien und Richtungen kann eine Leitung schon mal innerlich zerreißen.

Da sind die „Ureinwohner“, die an allem hängen, was sie einst mit beschlossen haben. Die Kirchenmusiker*innen wittern die einzigartige Chance ihres Berufslebens in Richtung auf einen musikalisch brauchbaren Aufführungsraum. Die mit Kindern arbeiten, freuen sich auf flexible Verhältnisse. Die Feng-Shui-Begeisterten wissen, wo alles zu stehen hat und wo nicht.

Die „IKEA-Fraktion“ besteht auf freundlichen Polstern. Die Diakonin möchte in die Kirche gleich eine Küche für die Armenspeisung einbauen. Der Bauingenieur im Team besteht auf der Erneuerung der elektrischen Leitungen. Pfarrer Müller möchte unbedingt das Kirchencafé im Rückraum der Kirche, damit die Leute auf dem Weg zum Gemeindehaus nicht verloren gehen.

Mütter verlangen nach einer Sandkiste für die Kleinsten während des Gottesdienstes. Relativ moderat treten oft die Pastores auf. Sie sind zufrieden, wenn man ihnen die Kanzel lässt oder etwas Entsprechendes. Theologisch sagen sie zum Raum meist wenig. Man bräuchte geistliche Kenntnisse.

Aber der Protestantismus entdeckt die Raumtheologie erst allmählich.

Man sammelt all diese – oft disparaten – Kriterien, man möchte es heller, man wünscht andere Beleuchtung und einen schicken Altar vorne. Mehr weiß man oft nicht zu wünschen. In allem geht es um funktionale oder dekorative Kriterien. Damit wendet man sich an ein Architekturbüro. Das nimmt alles freundlich auf und unterbreitet nach einiger Zeit ein Exposé.

Die Gemeindeleitung ist entsetzt und/oder entzückt und/oder ratlos und merkt oft erst anhand des fertigen Entwurfs, was sie auf keinen Fall will. Ist das Büro flexibel, wird es Variationen präsentieren. Aber manchmal waren im ersten Anlauf die Vorgaben so vage, dass die Bau-Profis ganz von vorn anfangen müssten, wenn sie die erste Reaktion des Vorstands auf die Idee hören. Das klappt nicht immer. Man trennt sich – oder es geht gemeinsam anders weiter. In jedem Fall kostet das erste Exposé schon mal vierstelliges Geld – egal was später passiert. Das sollte man wissen. Manche zahlen dies Lehrgeld und nehmen neue Architekten.

Dieserart Krebsgang ist vielleicht nötig für die Bildung des Bewusstseins. Nur, er ist oft teuer und erzeugt auch Frust. Man könnte sich auch vor allen Aufträgen etwas gründlicher intern beraten lassen, wie ein kirchlicher Raum auf Dauer funktioniert. Der hat eine etwas andere Logik als ein Wohn- oder Spielzimmer. Darüber wissen auch die Pastores nicht immer Bescheid.

Die Beratungsstellen für Gottesdienst oder in seltenen Fällen auch theologisch bewanderte Angestellte des Kirchenkreises für Bau können helfen. Wenn sie wirklich raumtheologisch und nicht nur formal denken können. „Warteraum auf das Ewige oder Austauschrunde für eine Wahrheit im Dialog, Von: Thomas Hirsch-Hüffell, erschienen im Deutschen Pfarrerblatt, Ausgabe: 12 / 2019“ weiterlesen

Scham, Gefühle auszudrücken, auch im Alltag, schriftlich, nonverbal oder mündlich, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Monique Honegger (Hg.): Schreiben und Scham, Wenn ein Affekt zur Sprache kommt, Psychosozial-Verlag, Gießen 2015, ISBN: 9783837924701, 215 Seiten, Preis: 29,90 Euro, Link: http://www.psychosozial-verlag.de/2470

Reihen-Umschlaggestaltung für den Psychosozial-Verlag, Gießen Info zu Hintergrund Raster-Bild: Raster für Fond: Covermotiv in Fläche von ca 25 x 25 cm einbauen und in Bitmap wandeln. Einstellung Bitmap: Halbtonraster 10 p per inch Winkel 45°

„Ich merkte, dass ich mich für den Wunsch schämte, mich mit intimen und persönlichen Gedanken dem Leser auszuliefern und um seine Anerkennung zu werben.“ (S. 47). Markus Fäh schildert das Phänomen der Scham beim Schreibprozess anhand seiner eigenen Erfahrung beim Abfassen des Artikels „Hölle und Glückseligkeit, psychoanalytische Überlegungen zur Scham beim Schreiben“ (S. 47 – 66). Die Schreibhemmung ist ein weiter verbreitetes Phänomen, als man wohl annimmt. Es ist ein Arbeitsschwerpunkt der Pädagogischen Hochschule Zürich, sich damit zu befassen. Das Autorenteam setzt sich zusammen aus Monique Honegger, Stefan D. Keller, Daniel Perrin, Geri Thomann, Professoren an der PH Zürich und tätig als Schreibexperten oder Schreibberater, Matthias Jäger, Dr. und Psychiater, Elena Ibello, Andrea Keller, MA Education und Journalistinnen und Michael Saschi, lic. Phil. Lehrer und Autor.      „Scham, Gefühle auszudrücken, auch im Alltag, schriftlich, nonverbal oder mündlich, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Sei dein eigener Coach! Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Yvette Pichlkostner: Hilf dir selbst, Eine tiefenanalytische Reise ins Land der eigenen Seele und eine praktische Anleitung zum Selbstcoaching-Tool „Hilf dir selbst“, Verlag Kamphausen Bielefeld 2014, ISBN 978-3-95883-002-8, 160 Karten mit einer Anleitung, Preis 39,90 Euro

9783958830028Zusätzlich zur Anleitung sollte man zunächst das Interview-Video auf Youtube (Suchwort: Pichlkostner) ansehen. Die fragende Journalistin konfrontiert die Autorin Yvette Pichlkostner-Nowak mit der konkreten Frage: „Wie werde ich mehr Erfolg haben?“ Dazu kann die Autorin und erfahrene Heilpraktikerin (Psychotherapie) sowohl ihren eigenen Ansatz der Kinesiologie erläutern als auch die Funktionsweise der Arbeit mit dem Kartenset erklären und darstellen. Die Begriffskarten, die etwas länger sind als die Bildkarten, werden jeweils zuerst gezogen und dann nacheinander mit einer Bildkarte kombiniert. Erst nach einem kurzen Gespräch, in dem sich die Interviewerin mit der Bild-Begriffskombination auseinandersetzt, wird die nächste Kartenkombination gezogen. Obwohl die Auswahl der Karten auf dem Zufallsprinzip beruht und hier keine intuitive Auswahl möglich ist, findet sie recht schnell eine persönliche Erklärung zu den gewählten Kartenkombinationen. „Sei dein eigener Coach! Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Selbsthilfe zum Einklang von Gefühl, Handeln und Verstand. Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2011

zu: Siglind Willms, Johannes Risse: Zum Frieden befreien, Selbsthilfe durch Co-Counseling, Fühlen, Denken und Handeln versöhnen. Sozio-Publishing, Belm-Vehrte/Osnabrück 2. Auflage 2011, ISBN: 978-3-935431-19-4, Preis: 18,90 Euro

Co-Counseling ist ein psycho-dynamisches Selbsthilfe-Verfahren, das nicht zu einer Abhängigkeit von professioneller Therapie führt, sondern unter Anleitung fachlich qualifizierter Lehrer und Lehrerinnen durchgeführt wird. „Selbsthilfe zum Einklang von Gefühl, Handeln und Verstand. Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2011“ weiterlesen