Der „Fall“ Heidegger, zweiter Kommentar, Das „geistige“ Programm Heideggers und seine Verwicklung in den Nationalsozialismus, Christoph Fleischer, Welver 2015

Was wiegt mehr, antisemitische Gedanken in den „schwarzen Heften“, Tagebuchnotizen Martin Heideggers aus der Zeit um 1942, oder bereinigte Manuskripte, herausgegeben im Band „Holzwege“ 1950 kurz vor dem Ende des Lehrverbots mit dem Eintritt in die Pensionierung (Informationen dazu: Sidonie Kellerer: Heideggers verbogene Wahrheiten und die „schwarzen Hefte“, Philosophiemagazin Sonderausgabe 03, S. 71)? Differenziertere Urteile bezogen auf biografische Daten Heideggers wären da schon interessanter.

Was wiegt mehr, der Kontaktabbruch zu seinem Lehrer Edmund Husserl, wie Heidegger selbst wohnhaft in Freiburg und das Löschen der Widmung in Heideggers Werk „Sein und Zeit“ einerseits oder der Rücktritt vom Rektorat 1934 schon nach einem Jahr andererseits? Was wiegt mehr, die Parteimitgliedschaft Heideggers in der NSDAP bis 1945 einerseits und Beginn der Vorlesungen ohne Hitlergruß andererseits?

Die Beobachtungen von Jacques Taminiaux, Übersetzer Heideggers ins Französische scheinen weiterführender. Er sagt in Bezug auf Heideggers Fundamentalontologie in „Sein und Zeit“: „Die Blindheit bestand nicht nur in der Übertragung dessen, was in der Fundamentalontologie auf das einzelne Seiende begrenzt war, auf das Dasein eines Volkes.“ (Ebd. S. 67) Die Frage, wie eine solche Übertragung überhaupt möglich wäre, sollte beantwortet werden. War „Sein und Zeit“ mit seinem Fokus auf das Existenzielle nicht gerade die Immunisierung gegen jede erneute Metaphysik? Jacques Derrida hat in seinem Buch „Vom Geist, Heidegger und die Frage“ die Entwicklung der Lehre Heideggers ein wenig unter die Lupe genommen, was im Weiteren noch zur Sprache kommen wird. Vorab schon einmal ein Zitat zum Zusammenhang von Metaphysik, Nationalsozialismus und „Geist“: „Man kann nicht einfach sagen, dass Heidegger in der Rektoratsrede ein Risiko eingeht. Wenn deren Programm diabolische Züge annimmt, so deshalb, weil es – nichts dabei ist dem Zufall zuzuschreiben – das Schlimmste in sich vereint, kapitalisiert, zwei Übel zugleich: es bürgt für den Nazismus und enthält einen Gestus, der noch ein metaphysischer Gestus ist. … die Metaphysik kehrt stets zurück, wie ein Gespenst, wie ein wiederkehrender Geist…“ (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 995, Suhrkamp Verlag Frankfurt/Main 1992, S. 50) „Der „Fall“ Heidegger, zweiter Kommentar, Das „geistige“ Programm Heideggers und seine Verwicklung in den Nationalsozialismus, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

„Schwache Theologie“, Notiz zu einem Interview mit John D. Caputo in der New York Times am 9.3.2014, Christoph Fleischer, Werl 2014

Link: http://opinionator.blogs.nytimes.com/2014/03/09/deconstructing-god/ (zitiert als „Caputo“)
Vermutlich sollte man den Begriff „Schwache Theologie“, den der Philosophieprofessor John T. Caputo aus Syracusa /USA (geb. 1940) geprägt hat, als schwachen Theismus bezeichnen, wenn nicht andererseits der Begriff Theismus in der Postmoderne unmöglich geworden wäre („Theologie nach dem Tode Gottes“/ Derrida: „after the death oft God“, so zitiert von Caputo im Interview).
Ich fand dieses Interview auf der Suche nach einer Verbindung zwischen der Theologie Jürgen Moltmanns und der Philosophie Derridas im Internet. Die Buchtitel John Caputos weisen ihn als gründlichen Leser des verstorbenen Philosophen Jacques Derrida (1930 – 2004) aus und sie zeigen, dass er bestrebt ist, das Anliegen Derridas im Blick auf die Religion zu kommunizieren (z. B.: The Prayers and Tears of Jacques Derrida, Religion without Religion (1997), The Weakness of God (2006), Philosophy and Theology (2006), The Insistense of God: A Theology of Perhaps (2013), Truth: Philosphy in Transit (2013)).
Was also trifft zu, wenn man nach Religion in der Postmoderne fragt?

„„Schwache Theologie“, Notiz zu einem Interview mit John D. Caputo in der New York Times am 9.3.2014, Christoph Fleischer, Werl 2014“ weiterlesen

Nachkoloniales Schriftverständnis, Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2013

Zu: Rike Felka: Eingefaltete Zeit, Derridas Philosophie der Schrift, Institut für Buchkunst, Leipzig 2013, ISBN 978-3-932865-73-2, Preis: 8,00 Euro

„Mit der Schrift lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas, geben wir etwas bekannt, veröffentlichen wir etwas, das deshalb auch schnell überholt ist. […] Die der Schrift eigentümliche Lautlosigkeit ist es, die vom Weiß des Papiers ausgeht. Derrida spricht von der ‚Strenge‘ des Papiers, es lässt uns zunächst ‚ohne Antwort‘ (Anmerkung: Derrida, Jacques: Das Papier oder ich, wissen sie… in … Maschinen Papier, Passagen Verlag Wien 2006).“ (S. 31).
20131106-074958.jpgDiese im Institut für Buchkunst herausgegebene Schrift will mehr sein, als nur das Wort und die Bilder, die sie enthält. Schon die vierzehn Abbildungen zeigen, dass der Begriff Schrift nicht auf die Buchstaben beschränkt werden darf, dass auch das Papier, „120 g Munken Pure“, der Satz, „Korpus Kiss“, die Bindung und Edition zur Erarbeitung eines Buches hinzugehören (Vgl. Impressum). „Nachkoloniales Schriftverständnis, Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2013“ weiterlesen

Gedanken des Glaubens weltlich geprägt Christoph Fleischer. Werl 2009

Zur Umstellung auf den Blog habe ich mich entschieden, diesen Text im Ganzen als Artikel zu veröffentlichen. Die Überschriften der einzelnen Kapitel lauten:
– Zur Einstimmung „Gedanken des Glaubens weltlich geprägt Christoph Fleischer. Werl 2009“ weiterlesen