Gegenwartsbezug und religiöser Ernst: Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim, Neuausgabe mit Register und Glossar, Nachword von Michael Brocke, Manesse Verlag, Zürich 2014, 780 Seiten, gebunden, ISBN 9783717523680, Preis: 29,95 Euro

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Die erste Buchausgabe dieses Bandes erschien 1949 und war damit in zweifacher Hinsicht historisch. Es war Martin Bubers Antwort auf die Shoah: Die Erzählungen des Judentums aus Osteuropa leben und in ihnen lebt das Judentum weiter. Das Buch ist sicherlich ein Lebenswerk Bubers, in dieser neuen Ausgabe auf dem Einband durch eine Grafik von Marc Chagall aufgewertet. Diese Neuausgabe enthält drei wertvolle Zugaben: Ein Stichwortverzeichnis wichtiger Namen und Begriffe, mit der sich gezielt exemplarische Kurztexte heraussuchen lassen, dazu ein Verzeichnis biblischer Bezugnahmen und das Nachwort des Judaisten Michael Brocke.

Nach der Lektüre des Nachworts wird die biographische Bedeutung und Einordnung der Erzählungen der Chassidim in das Werk von Martin Buber deutlich. Die Erzählungen, die Buber zum Teil schon gedruckt vorlagen und im Judentum Osteuropas verbreitet waren, wollte Martin Buber als lebendiges Zeugnis verstehen. Er hat die ihm vorliegenden Texte bearbeitet und eine Auswahl getroffen. Nicht die esoterische Botschaft der jeweiligen Rabbiner interessierte ihn, sondern die Betonung der Bedeutung der jeweiligen Zaddikim (Lehrer) selbst. In den Erzählungen reduziert Buber die Aussagen auf das Wesentliche. Michael Brocke schreibt: „Schaut man etwas genauer hin, sieht man die Stücke jeweils in ihrer Umgebung, so wollen sie oftmals zu zweit oder zu dritt gelesen werden. Sie sind einander unauffällig thematisch verwandt;“ (S. 756). „Gegenwartsbezug und religiöser Ernst: Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Liebe – mehr als Sex und Gefühl, Rezension von Markus Chmielorz, Dortmund und Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Angelika Krebs: Zwischen Ich und Du, Eine dialogische Philosophie der Liebe, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Suhrkamp Verlag Berlin 2015, ISBN 978-3-518-29663-9, Preis: 18,00 Euro

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Angelika Krebs wirkt als Professorin für Philosophie an der Universität Basel. Passend zu ihren bisherigen Veröffentlichungen bearbeitet sie auch diesmal ein ethisches Thema, die Liebe.

Ganz zu Beginn möchte ich eine Enttäuschung benennen. Das im Titel zuerst vorkommende Wort „Zwischen“, dem auch Martin Buber in seiner dialogischen Philosophie einige Gedanken widmete, wird (im gesamten Buch) nicht ausdrücklich thematisiert. Es weist hier offensichtlich einfach auf die Beziehungsthematik hin, die man auch Zwischenmenschlichkeit nennt.

Das Vorteil und die Stärke des Buches hingegen liegen darin, dass sowohl die klassische Philosophie zu Wort kommt, als auch philosophische Beispiele der Neuzeit (z. B. Edith Stein) und der Literatur (z. B. Henry James). „Liebe – mehr als Sex und Gefühl, Rezension von Markus Chmielorz, Dortmund und Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Dialog mit Muslimen, nicht mit dem Islamismus, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Erhard Kayser: Bemerkungen zum Islamismus, Selbstverlag, Bad Sassendorf 2015 (Fotobuch, Softcover)

und: Erhard Kayser: kaaba – Zielpunkt islamischen Lebens, Selbstverlag, Bad Sassendorf 2015 (Fotobuch Hardcover), Preis auf Anfrage und Bestellung: erhard_Kayser@saoirse.de

Beide Bücher sind als Fotobuch vom Autor selbst erstellt worden und werden auf Anfrage nachgedruckt. Erhard Kayser war lange Zeit als Pfarrer im Kirchenkreis Unna tätig und hat auch als Islambeauftragter viele Reisen in die Türkei und den Nahen Osten unternommen. Daher sind die meisten Fotos in den Büchern von ihm selbst. Die Schrift ist übrigens lesefreundlich groß gedruckt!

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Das erste Buch über Islamismus erscheint kurz nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris und ist daher besonders heute wieder aktuell, geht aber auch auf die Aktivitäten des islamischen Staates insgesamt ein: „Die derzeitigen Ereignisse um den militanten Islamismus in vielen Ländern der Erde sind unter anderem schädlich für den vielerorts begonnene Dialog zwischen Muslimen und Christen.“ (S. 1) „Dialog mit Muslimen, nicht mit dem Islamismus, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Wirtschaftsethik im Christentum, Judentum und Islam, Ankündigung einer Tagung in Unna

Am 19. März 2015 findet um 14:00 Uhr die Tagung zum Thema „Wirtschaftsethik im Christentum, Judentum und Islam“ statt. Hiermit laden wir Sie herzlich ein.

Die Tagung wird in Kooperation mit dem evangelischen Kirchenkreis durchgeführt.

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Vorträge:

„Von der Münze zum Derivat, Grundlagen der jüdischen Wirtschafts- und Sozialethik“ (Abraham de Wolf – Vorsitzender „Torat HaKalkala“, des Vereins zur Förderung angewandter jüdischer Wirtschafts- und Sozialethik e. V., Rechtsanwalt mit dem Schwerpunkt Softwareverträge, Datenschutz und Arbeitsrecht)

„Eine Einführung in die islamische Wirtschaftsethik und das islamische Finanzwesen“ (Idris Nassery – wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Komparative Theologie, Universität Paderborn)

„Wirtschaftliches Handeln in evangelischer Verantwortung“ (Dr. Prof. Traugott Jähnichen – Inhaber des Lehrstuhls für christl. Gesellschaftslehre an der RUB, stellvertretender Vorsitzender der Kammer für soziale Ordnung der EKD, Mitglied im Ausschuss „Wirtschaftswissenschaft und Ethik“ im Verein für Sozialpolitik)

Tagungsort: Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde „haKochaw“ für den Kreis Unna e.V., Buderusstr. 11, 59427 Unna .

Die Teilnehmer der Tagung haben die Möglichkeit, nach den Vorträgen in kleineren Gruppen ihre Kenntnisse zu vertiefen. Bitte melden Sie sich bis zum 15.03.15 unter ha-kochaw@liberale-juden.de oder postalisch im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde an.

Die Jüdische Gemeinde „haKochaw“ bietet Getränke und jüdische Spezialitäten an. Die Kosten für den Imbiss, sowie kalte und warme Getränke (bei Wunsch koscherer Wein) betragen 20,00 €. Bitte überweisen Sie den Betrag auf das Konto bei der Sparkasse UnnaKamen: IBAN: DE90443500600000119933, BIC: WELADED1UNN an die Jüdische Gemeinde „haKochaw“ für den Kreis Unna e.V.

Gerne dürfen Sie die Einladung an mögliche Interessentinnen und Interessenten weiterleiten.

Verständigung geht über die Religion hinaus, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015

Zu: Handbuch Christentum und Islam in Deutschland, Grundlagen, Erfahrungen und Perspektiven des Zusammenlebens, Zwei Bände, Herausgegeben im Auftrag der Eugen-Biser-Stiftung von Mathias Rohe, Havva Engin, Mouhanad Khorchide, Ömer Özsoy und Hansjörg Schmid, Herder Verlag Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 9783451311888, Preis 48,00 Euro

COVER 31188-8 Christentum und IslamDas Inhaltsverzeichnis dieses umfassenden Werkes zeigt, dass es bei der Frage des Dialogs immer zuerst um die jeweils eigene Identität und Rolle der jeweiligen Religion geht. Dazu werden zunächst religionssoziologische Fragestellungen  behandelt, die nicht nur die Stellung der Religionen allgemein in Deutschland zeigen, sondern auch die Verankerung von Islam und Christentum. Insofern ist auch aus christlicher Sicht der Artikel von Kurt Gabriel als Auswertung der jüngsten religionssoziologischen Umfragen und Bestandsaufnahmen zu beachten. Er geht davon aus, dass nach der Verabschiedung einer einheitlichen Säkularisierungsidee, die Vorstellung von „multiplen Modernen“ (S. 62) angebracht ist, die es ermöglicht, Religion nicht mehr unter der Perspektive von Abwehrkämpfen zu sehen, sondern vielmehr die Kontinuität der Religionen im Wandel der Modernen. Ein „selbstbewusster säkularer Staat“ wie „zivilgesellschaftlich vertretene christliche Kirchen und Religionsgemeinschaften“ (S. 66) bedingen einander. Da nicht von dem Islam gesprochen werden kann, kommen in den folgenden Artikel mehrere muslimische Richtungen in Deutschland zum Zuge.  „Verständigung geht über die Religion hinaus, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen