Rezension zu Adele Schopenhauer, von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:

Adele Schopenhauer, Unbekanntes aus ihrem Nachlass in Weimar, Ein Ausstellungsbuch, bearbeitet von Francesca Fabri und Claudia Häfner, Schätze aus dem Goethe- und Schiller-Archiv, Band 5, Weimarer Verlagsgesellschaft im Verlagshaus Römerweg, Wiesbaden 2019, Französische Broschur, Softcover, farbig illustriert, 100 Seiten, ISBN: 978-3-7374-0277-4, Preis: 14,90 Euro

Links:  https://www.evangelisch.de/inhalte/158916/01-08-2019/weimar-zeigt-ausstellung-zu-adele-schopenhauerund https://www.verlagshaus-roemerweg.de/Weimarer_Verlagsgesellschaft/Claudia_Haefner_(Hrsg.)_%7C_Francesca_Fabbri_(Hrsg.)-Adele_Schopenhauer-EAN:9783737402774.html

 

Das hier zu besprechende Buch ist als offener Ausstellungsführer konzipiert. Die aktuelle Ausstellung in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv, Jenaer Str. 1, Weimar, Eintritt frei) wird im Buch nicht ausdrücklich erwähnt, wobei der o.g. Link die zurzeit angebotene Ausstellung bestätigt.

Der Katalog ist nicht nur reichlich illustriert, was auch dem Leser/der Leserin einen Eindruck vom Umfang der Ausstellung gibt. Der Textteil ist jedoch auch recht ausführlich, so dass mit diesem ein Einblick in die Biographie von Adele Schopenhauer gegeben wird.

Eine Erklärung, wieso der Nachname z. B. In der Schenkung des Nachlasses durch ihre Freundin und Erbin Sibylle Mertens-Schaafhausen aus Bonn mit zwei „pp“ geschrieben wird, habe ich im Buch nicht gefunden. Ich lasse es daher bei der gewohnten Schreibweise.

Adele Schopenhauer stammte wie ihr bekannter Bruder, der Philosoph Arthur Schopenhauer aus Hamburg, hat aber lange mit ihrer Mutter in Weimar gelebt. Johanna Schopenhauer war auch die eher bekanntere Schriftstellerin als die Tochter Adele, wobei ihre Tochter gleichwohl einen starken Anteil am Werk der Mutter haben wird, nicht nur als Lektorin, sondern auch als stille Mitautorin.

Dem Salon ihrer Mutter in Weimar verdankt sie auch die lebenslange Bindung an die Familie Goethe. Der Autor, Sammler und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe war Stammgast in Johannas Salon. Adeles Freundin Ottilie von Pogwisch heiratet den früh verstorbenen Sohn Max.

Nachdem der Salon in Weimar hat schließen müssen, lebte Adele mit ihrer Mutter Johanna in Bonn in einem Haus der Familie Mertens-Schaafhausen.

Die Dokumente der hier dokumentierten Ausstellung zeigen eine vielseitig engagierte und künstlerisch begabte Frau. Sie war Schriftstellerin, wobei sie sich auch von Annette von Droste-Hülshoff beraten ließ. Neben ihrer Arbeit als Malerin arbeitete sie an Scherenschnitten. Im künstlerischen Nachlass finden sich auch Buchillustrationen wie der von ihr herausgegebenen Märchen und der biblischen Evangelien.

In einem Kapitel des Buches werden auch archäologische Funde aus der Römerzeit gezeigt, die Adele an Johann Wolfgang von Goethe vermittelte, ein kleiner Seitenblick auf die Vermarktung von Antiquitäten. Auch die Aufzählung der Bücher aus dem Erbe Adeles zeigt eine beachtliche Bibliothek, immerhin mit 40 Bänden der originalen Ausgabe der Werke Goethes.

Am 28. August 1849 wurde Adele Schopenhauer in Bonn beerdigt, zufällig dem Tag des 100. Geburtstag Goethes. Walther von Goethe, Johann Wolfgangs Enkelkind und Adeles Patenkind schrieb einen Nachruf auf Adele in der Allgemeinen Zeitung. Adeles Todestag ist der 25. August 1849.

Von Adele Schopenhauer gibt es (noch) keine Briefmarke. Aber der Ausstellungsführer berichtet im 2. Kapitel über die Wirkungsgeschichte Adeles in Film, Theater und der Bücherwelt.

Hier ist auch vom Buch von Angela Steidele die Rede, die Adele Schopenhauer und Sybille Mertens-Schaafhausen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung sieht.

Adele Schopenhauer steht zu Unrecht in der Forschung ein wenig im Schatten ihrer Mutter und anderer Zeitgenossen. Der Nachlass Adele Schopenhauers in Weimar gibt sicher noch genug Gelegenheit zu weiterer Forschung.

 

Adventsmotivationen, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu:

Hanna Buiting: Von Lichtgestalten und Sterneguckern, 24 Glanzpunkte im Advent, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2017, Softcover, 147 Seiten, ISBN: 978-3-7615-6458-5, Preis: 9,99 Euro

Hanna Buiting (geb. 1992) entwickelt sich zur anerkannten Autorin. Ich treffe sie auch regelmäßig auf Twitter. In Hamburg hat sie bei „Andere Zeiten“ gearbeitet und hat wohl von deren Konzept her eine ähnliche Arbeit entwickelt, zumindest in diesem Adventsbegleiter, der jetzt schon nach 2016 der zweite dieser Art ist. Sie lebt und bloggt in Berlin (hannabuiting.de). „Adventsmotivationen, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Einer für alle – Kunsthändlerfamilie Gurlitt, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Meike Hoffmann, Nicola Kuhn: Hitlers Kunsthändler, Hildebrand Gurlitt 1895 – 1956, Die Biographie, Verlag C.H.Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69094-5, Preis: 24,95 Euro

9783406690945_cover

Als die Steuerfahnder 2013 in der Wohnung des Kunsterben Cornelius Gurlitt (1932 – 2014) in München-Schwabing auf die Spur einer umfangreichen Kunstsammlung stießen, war ein Jahrhundertfund gelungen. Dabei wäre es an sich nichts Anrüchiges, vom Erbe der Eltern zu leben, wenn nicht ein Teil der Bilder aus der Verwertung jüdischen Eigentums in der Nazizeit stammen würde. Die Hauptintention der Autorinnen dieser Biographie besteht darin, auf die nach wie vor bestehende Problematik der sogenannten „Raubkunst“ aufmerksam zu machen. „Die in öffentlichen und privaten Sammlungen verborgene Raubkunst gehört ans Licht und, wo es möglich ist, zurück in die Hände der ehemaligen Besitzer oder der Nachfahren. … 70 Jahre nach Kriegsende wird es Zeit, auch in der Kunst den Opfern des NS-Regimes Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“ (S. 345). „Einer für alle – Kunsthändlerfamilie Gurlitt, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen