Vom Judentum in der Antike, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017

Zu: Seth Schwartz:  Das Judentum in der Antike, Von Alexander dem Großen bis Mohammed, Aus dem Englischen übersetzt von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Anna Raupach, Reclam-Verlag, Stuttgart 2016, gebunden, 284 Seiten, ISBN: 978315011010-2, Preis: 34,95 Euro

Seth Schwartz (geb.1959) ist seit seiner Dissertation über Josephus und das Judentum zwischen 70 und 100 n. Chr. Wissenschaftler und Professor für Geschichte des Judentums. Er lebt und arbeitet in New York seit 2009 als Professor an der Columbia University, die Uni, wo er auch studiert hat.

Das hier zu rezensierende Buch ist unter dem Titel „The Ancient Jews from Alexander to Muhammad“ im Jahr 2014 in Cambridge(GB) erschienen und liegt nun seit 2016 in deutscher Sprache vor.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen zitiere ich einen Abschnitt aus der absolut lesenswerten Einleitung:

„In der Ära der Christianisierung kam es auch zur Verbreitung anderer relativ neuerer Institutionen und Praktiken – dazu gehörten, um nur die wichtigsten zu nennen, die Rabbinen mit dem ihnen eigenen intellektuellen und literarischen Stil und die lokale religiöse Gemeinde, die sich um monumentale Synagogen gruppierte und vor allem Spenden sammelte und verteilte.“ (S. 28) „Vom Judentum in der Antike, Rezension, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Wichtige Bauwerke auf einen Blick, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016

Zu: Sarah Tavernier und Alexandre Verhille: Der illustrierte Atlas der Architektur (voller merkwürdiger Bauwerke), Übersetzt aus dem Französischen von Claudia Sandberg, Kleine Gestalten, Berlin 2016, ISNB: 978-3-89955-774-9, 45 Seiten im Bilderbuchformat, Preis: 22,90 Euro

Das besondere Format dieses Buches fiel schon bei der Lieferung auf. Da das Buch ca. 28 cm breit und 38 cm hoch ist, wurde es in einem Paket ausgeliefert. Als es angekündigt wurde, bewegte mich die Frage, ob es nicht gerade die Bauwerke der Religionen sind, die in Vergangenheit und Gegenwart die Stellung der Religion in der Gesellschaft prägen und die andererseits auch zeigen, dass Religion ein Teil dieser Welt ist. „Der illustrierte Altas der Architektur“ bietet ein ideales Format für einen visuellen Überblick, der jeweils auf die Regionen der Erde bezogen ist. Die Doppelseiten sind jeweils eine Einheit. Dadurch kommen auch besonders hohe Gebäude zur Geltung. Tatsächlich geht es hierbei auch um die Superlativen der Architektur. Das höchste Gebäude der Welt ist Burj Khalifa in Dubai (S. 19). Eine interessante Zusatzinformation ist, dass es im Film „Mission impossible – Phantom Protokoll“ zu sehen ist. Auf der gleichen Seite ist auch eine Superlative in religiöser Hinsicht: Die „Moschee Al-Haram in Mekka ist die „Größte Moschee der Welt“ mit Platz für 900000 Personen. Auch für die Religion selbst gibt es einen Superlativ: Sie ist die „Heiligste Stätte für die Muslime“ (S. 19). Immerhin sind auf der gleichen Seite „Naher Osten“ die bedeutenden religiösen Stätten in Jerusalem abgebildet und erklärt, die Grabeskirche, die Klagemauer und der Felsendom. So viele religiöse Bauwerke im Verhältnis gibt es auf keiner anderen Seite. „Wichtige Bauwerke auf einen Blick, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Predigt über Offenbarung 21, 1-7, Christoph Fleischer, Welver 2016

 

Die Predigt wird am Ewigkeitsonntag in der reformierten Kirche in Soest (Schiefer Turm) gehalten.

Offenbarung 21, 1-7 (Zürcher Bibel)

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, sah ich vom Himmel herabkommen von Gott her, bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.

3 Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen:

Siehe, die Wohnung Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird mit ihnen sein, ihr Gott.

4 Und abwischen wird er jede Träne von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid, kein Geschrei und keine Mühsal wird mehr sein; denn was zuerst war, ist vergangen.

5 Und der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er sagt: Schreib, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr. 6 Und er sagte zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich werde dem Dürstenden von der Quelle des Lebenswassers zu trinken geben, umsonst.

7 Wer den Sieg erringt, wird dies alles erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein.

 

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Foto: Niklas Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

Diesen Text aus der Offenbarung kenne ich seit meiner Kindheit und ich muss sagen, dass ich von dieser Radikalität immer sehr fasziniert war. Allerdings hätte mir damals eine neue Erde voll und ganz gereicht. Warum Johannes sich und uns auch einen neuen Himmel wünscht, dass ist mir damals nicht klar gewesen. Bis ich auf einmal gerade zu dieser Aussage einen neuen Zugang bekommen habe. Das war im Jahr 1987 und ich saß mit zigtausend anderen Menschen auf dem Fußballplatz der Frankfurter Eintracht, im Waldstadion. Nur dass es kein Fußballspiel war, was ich damals erlebte, sondern den Schlussgottesdienst eines Kirchentages. Der Kirchentag war noch sehr geprägt vom Widerstand gegen die Apartheid in Südafrika – muss ich erklären, dass man damals schwarze und hellhäutige Menschen brutal voneinander getrennt hat und die Schwarzen gezwungen hat, in sogenannten Homeland oder Townships wie Soweto zu leben. Entweder lebten sie als Wanderarbeiter weit von ihrer Familie oder von den Townships aus fuhren die meisten mit den Zügen nach Großstädten wie Johannesburg oder Kapstadt zur Arbeit, sei es als Haussklavin oder als billige Arbeitskraft? „Predigt über Offenbarung 21, 1-7, Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen

Predigt Erntedankfest 2016, Christoph Fleischer,Welver 2016

Die Predigt wird gehalten in der reformierten Kirche Soest am 02.10.2016

  1. Korinther 9, 6 – 15 (Bibel in gerechter Sprache):

Dies aber lasst euch sagen:
Die spärlich säen, werden auch spärlich ernten.
Und die auf Segen hin säen, werden auch Segen ernten.
Jede und jeder gebe, wie sie es im Herzen vorher bedacht und entschieden haben, nicht bedrückt oder aus Zwang.
Denn Gott liebt die, die unbeschwert geben.
Gott hat die Macht, all die freundliche Zuwendung bei euch überfließen zu lassen, so dass ihr in allem, allezeit, alles zur Genüge habt und dazu noch Überfluss zu jeder guten Tat.
So steht es in der Schrift: Gott hat ausgestreut und den Armen gegeben, Gottes Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.
Gott gewährt den Säenden Saatgut und Brot zur Speise und wird so auch euch Saat geben und vermehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.
Ihr werdet reich sein an lauter Güte, die durch unser Mitwirken Danksagung für Gott hervorbringt.
Denn eure Unterstützung mit Hilfe dieser Opfergabe begegnet nicht allein der Not der heiligen Geschwister in Jerusalem, sondern strömt in vielfältigem Dank an Gott.
Denn angesichts dieser erfahrenen Hilfe lässt ihr Lobpreis Gott aufstrahlen, weil ihr euch so folgsam zur Freudenbotschaft des Messias und zur gütigen Gemeinschaft mit ihnen und allen bekennt.
Und während sie für euch beten, haben sie Sehnsucht nach euch wegen der überwältigenden Zuwendung Gottes zu euch.
Dank sei Gott für sein unsagbar großes Geschenk.

Niklas Fleischer (c)
Niklas Fleischer (c)

 

Liebe Gemeinde,

Zunächst möchte ich noch kurz an das Evangelium erinnern, das Gleichnis vom reichen Kornbauern. Dieser reiche Kornbauer sind wir selbst. Das heißt nicht, dass jeder von uns einen eigenen Kornspeicher hat. Das übernimmt das Wirtschaftssystem für uns. Wir haben unsere Kornspeicher, unsere nationale Energiereserve. „Predigt Erntedankfest 2016, Christoph Fleischer,Welver 2016“ weiterlesen

Predigt über Römer 9, 1 – 8, 14 – 16 zum Israelsonntag, Christoph Fleischer, Welver 2016

(Hinweis: Eine Kombination aus einem neuen Einstieg und einem Teil einer alten Predigt aus dem Jahr 2004. Dadurch ist der Text recht lang und fordert wie immer dazu auf, auszuwählen und zu kürzen. Es gilt ohnehin nur das gesprochene Wort.) Die Predigt wird in Bad Sassendorf und Lohne am 10. Sonntag nach Trinitatis gehalten.

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom (Gute Nachricht Bibel):

1 Für das, was ich jetzt sage, rufe ich Christus als Zeugen an. Es ist die Wahrheit; ich lüge nicht. Auch mein Gewissen bezeugt es, das vom Heiligen Geist bestätigt wird:

2 Ich bin tieftraurig, und es quält mich unablässig, 3 wenn ich an meine Brüder und Schwestern denke, die Menschen aus meinem Volk. Wenn es möglich wäre, würde ich es auf mich nehmen, selbst an ihrer Stelle verflucht und für immer von Christus getrennt zu sein.

4 Sie sind doch Israel, das von Gott erwählte Volk. Ihnen gehört das Vorrecht, Kinder Gottes zu sein. Ihnen offenbarte er seine Herrlichkeit.
Mit ihnen hat er wiederholt seinen Bund geschlossen.
Ihnen hat er sein Gesetz gegeben und die Ordnungen für den Opferdienst zu seiner Verehrung.
Ihnen hat er das künftige Heil versprochen.
5 Sie sind die Nachkommen der von Gott erwählten Väter, und zu ihnen zählt nach seiner menschlichen Herkunft auch Christus, der versprochene Retter.
Dafür sei Gott, der Herr über alles, für immer und ewig gepriesen! Amen.

6 Es kann keine Rede davon sein, dass dies alles nicht mehr gilt und also das Wort Gottes ungültig geworden ist. Aber nicht alle Israeliten gehören wirklich zu Israel, 7 und nicht alle leiblichen Nachkommen AbrahamsChr sind als solche schon Abrahams Kinder.
Gott sagte zu Abraham: »Durch Isaak gebe ich dir die Nachkommen, die ich dir versprochen habe.« 8 Das heißt: Nicht die natürliche Abstammung von Abraham, sondern erst die göttliche Zusage macht zu echten Abrahamskindern und damit zu Kindern Gottes.
14 Folgt daraus, daß Gott ungerecht ist? Keineswegs!
15 Er sagte ja zu Mose: »Es liegt in meiner freien Entscheidung, wem ich meine Gnade erweise; es ist allein meine Sache, wem ich mein Erbarmen schenke.«
16 Es kommt also nicht auf den Willen und die Anstrengung des Menschen an, sondern einzig auf Gott und sein Erbarmen.

Foto: Niklas Fleischer (c) Flussschifferkirche Hamburg

Liebe Gemeinde,

Bevor ich einmal im Einzelnen auf die Aussagen dieses Bibeltextes eingehe, möchte ich uns das grundsätzliche Problem ins Bewusstsein rufen, was dahinter steht: Es ist die Wahrheitsfrage. Muss nicht die Antwort auf die Wahrheitsfrage mit einem klaren und eindeutigen Satz auszudrücken sein. Ist eine Formel im Sinn von „Sowohl – als Auch“ eine Antwort auf die Wahrheitsfrage? Das kommt uns komisch vor. „Predigt über Römer 9, 1 – 8, 14 – 16 zum Israelsonntag, Christoph Fleischer, Welver 2016“ weiterlesen