Predigt über 2.Kor 5,14-21, Christoph Fleischer, Welver 2016

Karfreitag 2016 – Günne, Meiningsen am 25.03.2016

Version 2

Liebe Gemeinde am Karfreitag,

in der letzten Woche kam am Rande der Konfirmandenprüfung die Frage auf, warum man den Karfreitag als höchsten evangelischen Feiertag bezeichnet. Die Frage ist tatsächlich berechtigt, denn der Zusammenhang ist nicht einfach zu erklären. Anders ausgedrückt: Die Kreuzigung Jesu ist zweifelsfrei eins der wichtigsten Glaubensereignisse und Bekenntnisse. Doch da Jesus am Kreuz zu Tode kommt, ist der Begriff Feiertag irgendwie auch nicht so ganz angebracht.

Entweder nimmt man die Kreuzigung als Tod eines Menschen ernst, dann ist mir nicht zum Feiern zumute, oder man sieht in der Kreuzigung das wichtigste evangelische Glaubensbekenntnis, das zu feiern wäre. Doch es müsste dann auch unmittelbar einleuchten, was daran dann zum Feiern Anlass gibt. In diesem Fall müsste der Zusammenhang von Karfreitag und Ostern mitgedacht werden. Karfreitag ist nur darum der höchste evangelische Feiertag, weil es ohne den Kreuzestod Jesu kein Ostern gäbe. Das Osterfest ist doch mehr als ein fröhliches Eiersuchen oder Feier des österlichen Sonnenaufgangs, sondern die Bestätigung und Auferweckung des Gekreuzigten. Was ist daran aber nun  ausschließlich besonders evangelisch?

Ich denke, dass die Epistel, die uns heute als Predigttext gegeben ist, eine Antwort auf dieses angeschnittene Problem liefert. Ich nehme vor der Lesung die Pointe einfach mal vorweg: Wir feiern heute die Kreuzigung Jesu als Heilsereignis zwischen Gott und den Menschen. Der Verdienst dies besonders herausgestellt zu haben, gebührt dem Apostel Paulus.

Der Glaube der Urgemeinde an die Auferstehung Jesu war ihm zunächst ein Greuel. Er verfolgte die Gemeinde der messianischen Juden, der Christen. Doch dann erschien ihm in einer epileptischen Krise vor Damaskus, als er sich von einem Blitz geblendet fühlte und erblindete, der gekreuzigte und auferstandene Christus in einer Vision und fragte ihn: „Saul, was verfolgt du mich?“ Das ist eigentlich ein Bibelwort aus dem Samuelbuch. David fragt Saul, der ihn heimtückisch verfolgte. Zuletzt wurde David doch König. David steht hier für Christus und Saul für Saulus, der später Paulus hieß.

Durch diese Erscheinung verstand auch Paulus die Auferstehung des Gekreuzigten als das Heilsereignis. Der Gekreuzigte lebt. Die Verfolgung ist sinnlos.

Doch das veränderte die Vorstellung vom Messias bei Paulus selbst: Es gibt keine messianische Machtergreifung, sondern einen Machtverzicht Gottes. Niemand muss daran verzweifeln, dass die judäische Revolution ausgeblieben ist. Gott selbst verzichtet auf die Durchsetzung einer irdischen Herrschaft und ermöglicht so das Wirken seines Geistes. Aber wozu das alles? Wozu muss Jesu sterben, um uns das Heil der Güte Gottes zu übergeben?

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Predigt über Hebräer 5, 7-9, Christoph Fleischer, Welver 2016

Die Predigt wird am Sonntag Judika in Günne und Meiningsen gehalten in einer frei vorgetragenen Fassung

Hebräer 5, 7-9 (Gute Nachricht Bibel)

7Als er noch auf der Erde lebte, hat Jesus sich im Gebet mit Bitten und Flehen an Gott gewandt, der ihn vom Tod retten konnte; mit lautem Rufen und unter Tränen hat er seine Not vor ihn gebracht.

Weil er treu zu Gott hielt, ist er schließlich auch erhört worden.

8Und doch: Obwohl er Gottes Sohn war, hat er zunächst durch das, was er durchmachen musste, Gehorsam gelernt.

9Nachdem er nun das Ziel erreicht hat, ist er für alle, die ihm gehorchen, zum Begründer ihrer endgültigen Rettung geworden.

Foto: Christoph Fleischer, Gedenktalfen in Günne - Warum fehlen die Opfer der KZs auf den offiziellen Gedenkstätten?
Foto: Christoph Fleischer, Gedenktafeln in Günne – Warum fehlen die Opfer der KZs auf den offiziellen Gedenkstätten bei uns?

Liebe Gemeinde,

zu Anfang möchte ich mal eine Frage stellen und einleiten. Dieser aus dem Zusammenhang gerissene Bibeltext gibt eine Meinung wieder, die man nicht zu Unrecht auf die Passionsgeschichte bezogen hat. Sicherlich ist der Text aber auch nur ungefähr anwendbar und im Detail gar nicht unbedingt passend. Denn das Gebet, das er meint, kann nicht das Gebet im Garten Gethsemane sein, denn dort ist Jesus gerade nicht erhört worden. Seine Bitte war damals, den Kelch des Leids von ihm zu nehmen. Nur wenn das nicht möglich sei, so Jesus im Gebet, würde er in den Plan Gottes einwilligen, und sich dem Willen Gottes zu beugen. Einverständnis oder gar Gebetserhörung sieht meines Erachtens anders aus. Um welche Bitte hätte es sich aber sonst gehandelt? Vermutlich ist Gethsemane tatsächlich gemeint, aber der genaue Sinn der Gebetserhörung liegt im Dunkeln.

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Predigt über Apostelgeschichte 1, 15 – 26, Christoph Fleischer, Welver 2016

Die Predigt wird zum Matthiastag am Sonntag Okuli 2016 in Günne und Meiningsen gehalten. Die Gemeinde trifft sich nach dem Gottesdienst traditionell zum Grünkohlessen.

Liebe Gemeinde,

Der Name Matthias stammt aus der Makkabäerzeit etwa im 2. Jahrhundert vor Christi Geburt. Es ist die griechische Form von Mattatias, was bedeutet: „Geschenk Gottes“. (vgl. 1. Makkabäer 2,1)

Die Makkabäer, ein judäisches Priestergeschlecht, bekämpften die neuen hellenistisch, griechischen Einflüsse in der Jerusalemer Religion und waren andererseits zugleich auf Machtübernahme aus, um Israel erneut einen selbständigen Status zu geben. 150 Jahre später lebte als letzter makkabäischer König ebenfalls ein Mattatias, bis unter dem Einfluss der Römer Herodes an die Macht kam, ein idumäischer Jude, der Israel mit der Sicherheit der römischen Herrschaft regierte. Daraus resultierten zu der Zeit Jesu die Diskussionen um die Kopfsteuer, die Steuerlasten und andere Themen.

Der biblische Matthias, von dem heute die Rede ist, galt als Jünger Jesu, gehörte aber noch nicht zu dem Zwölferkreis. Als Geburtsort gilt Bethlehem. Er steht den Schriftgelehrten nahe. In der Apostelgruppe konkurriert er mit Paulus, der erst später als Heidenapostel dazu kam. Zur Zeit um Pfingsten galt Paulus noch als Verfolger der Christengruppe.

Version 3Matthias war im weitesten Sinn Jünger Jesu, Paulus nicht. In der Abbildung der Heiligen, wie auch hier in der St. Matthiaskirche in Soest hält er eine Bibel und ein Richtbeil (siehe Bild). Matthias gilt als Evangelist, aber ein Evangelienbuch von ihm gibt es nicht. Das Evangelium ist die Botschaft von Jesus, dem Christus. Er soll um 63 nach Christus den Märtyrertod gestorben sind, erst gesteinigt, dann mit dem Richtbeil enthauptet.

Es gibt eine Stelle im Neuen Testament, in der Matthias erwähnt wird:

Lesung Apostelgeschichte 1, 15-26:
15
Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern – es war aber eine Menge beisammen von etwa Hundertzwanzig – und sprach:

16Ihr Männer und Brüder, es musste das Wort der Schrift erfüllt werden, das der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, der denen den Weg zeigte, die Jesus gefangen nahmen; 17denn er gehörte zu uns und hatte dieses Amt mit uns empfangen. 18Der hat einen Acker erworben mit dem Lohn für seine Ungerechtigkeit. Aber er ist vornüber gestürzt und mitten entzweigeborsten, sodass alle seine Eingeweide hervorquollen. 19Und es ist allen bekannt geworden, die in Jerusalem wohnen, sodass dieser Acker in ihrer Sprache genannt wird: Hakeldamach, das heißt Blutacker. 20Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm 69,26; 109,8): »Seine Behausung soll verwüstet werden, und niemand wohne darin«, und: »Sein Amt empfange ein andrer.« 21So muss nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, als der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist 22– von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns genommen wurde –, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.

23Und sie stellten zwei auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias, 24und beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast von diesen beiden, 25damit er diesen Dienst und das Apostelamt empfange, das Judas verlassen hat, um an den Ort zu gehen, wohin er gehört. 26Und sie warfen das Los über sie und das Los fiel auf Matthias; und er wurde zugeordnet zu den elf Aposteln.

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Karfreitag im Stadtmuseum Münster, eine Pressemeldung mit Bild

Münster (SMS) Auch im Stadtmuseum wird auf die Passionsgeschichte verwiesen. Im Kabinett „Spätmittelalter“ der Dauerausstellung ist das Tafelgemälde „Kalvarienberg“ zu sehen (Foto). Zugewiesen wird das aus der Zeit um etwa 1490/1500 stammende Gemälde dem Maler Johann von Soest, dem sogenannten Meister von Liesborn. Es schmückte einst als zentrale Altartafel einen großen Flügelaltar. Dargestellt ist Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern vor einem Landschaftshintergrund. Unter dem Kreuz ist auch Maria, Johannes, der gute Hauptmann oder der blinde Longinus zu sehen. Im vierten der 33 Kabinette im Stadtmuseum sind noch weitere Bilder aus der Passionsgeschichte zu sehen. Öffnungszeiten: Karfreitag bis Ostermontag (18. bis 21. April) jeweils von 11 bis 18 Uhr, am 22. April bleibt das Museum geschlossen. Der Eintritt ist frei. Foto: Stadt Münster. 136906P

Predigt über Matthäus 27,33–54, Karfreitag 2013, Christoph Fleischer, Werl 2013

Grabkreuz AuferstehungUnd als sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das heißt: Schädelstätte, gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und als er’s schmeckte, wollte er nicht trinken.

Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum.

Und sie saßen da und bewachten ihn. Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes: Dies ist Jesus, der Juden König.

Und da wurden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.

Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz! Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Gefallen an ihm hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. Desgleichen schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. Und von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige aber, die da standen, als sie das hörten, sprachen sie: Der ruft nach Elia. Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die andern aber sprachen: Halt, lass sehen, ob Elia komme und ihm helfe! Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! „Predigt über Matthäus 27,33–54, Karfreitag 2013, Christoph Fleischer, Werl 2013“ weiterlesen