Rezension und Interview mit Franco Rest, Christoph Fleischer, Welver 2019

Franco Rest: Das letzte Fest Gottes, Menschwerdung und Tod, eine andere Sicht auf Menschlichkeit, Sterben und Tod, Steinmann-Verlag, Neuenkirchen bei Soltau 2018, Softcover, 231 Seiten, ISBN 978-3-927043-72-5, Preis: 24,80 Euro

Mit diesem Buch gibt er Erziehungswissenschaftler und Theologe Franco Rest aus Dortmund  (emeritiert, geb. 1942) Rechenschaft über die ihn leitenden Gottesvorstellungen, die sich an der christlichen Botschaft orientieren.

Dabei zeigt sich, dass in der Perspektive des Neuen Testaments Gott ganz zum Menschen wird, Sterben und Tod zulässt und keinesfalls als allmächtiger Weltherrscher über allem Sein thront. Die Menschlichkeit des Christentums ist ganz im sinn des Christushymnus im Philipperbrief seine Bereitschaft, den menschlichen Tod zu sterben. Auferstehung im christlichen Sinn ist ein Ereignis nach dem Tod und über ihn hinaus.

Franco Rest wäre nicht der Mitbegründer der Hospiz-Bewegung, wenn er dieses Gottesbild nicht auch auf die Vorstellungen der Sterbebegleitung anwenden würde. Gerade im ausführlichen Mittelteil wird dieses Thema ausführlich behandelt. 

Der Schlussteil greift gezielt einige Autoren aus der Theologie- und Philosophiegeschichte auf. Novalis, Erasmus von Rotterdam, Sören Kierkegaard, Janusz Korczak und Elija den biblischen Propheten. Erasmus wird als der gründliche Philologe gewürdigt, der einerseits auch die Reformation vorbereitete, andererseits aber eher an Frieden und Humanität interessiert war, als manche fanatischen Glaubenskämpfer.

Was den schlüssigen Gedankengang von der Menschlichkeit Gottes bei der Lektüre oftmals stört, sind apologetisch wirkende Bemerkungen zur Unterscheidung des christlichen Gottesbildes vom Gottesbild des „Islams“ sowie anderer Religionen und Weltanschauungen. Da nach Meinung des Rezensenten dadurch ein absolut notwendiges und wichtiges Buch von einem antiislamischen Ansatz gestört wird, der zu dem Islam auf eine bestimmte öffentlich bekannte Lesart festlegt, habe ich mich um einen Dialog mit dem Autor bemüht, den ich hier in Auszügen dokumentiere:

Christoph Fleischer an Franco Rest (Interview am 30.12.2018)

Ich habe ein Riesenproblem mit dem Buch. Es ist mir zu sehr antiislamisch angelegt.

Franco Rest

Das Buch ist m.E. keineswegs „antiislamisch“, sondern prochristlich. Als solches muss es die Differenzen zum Islam klar benennen (Menschwerdung Gottes, Erlösungstod Jesu etc.). Der Islam ist leider entsprechend als „antichristlich“ einzustufen. 

Aber diese Auseinandersetzung ist ein Nebenschauplatz meines Buches, weshalb es auch kein eigenes Kapitel zum Islam enthält, was ursprünglich geplant war. Ich lebe mit zwei muslimischen Frauen in einer Wohngemeinschaft; sie haben mein Buch gelesen und kommentiert: Jetzt verstünden sie, woher mein Engagement für die Hospizbewegung stamme; jetzt verstünden sie, warum ich keine Probleme mit aggressiven Menschen hätte, ich würde ja offensichtlich in jedem menschlichen Gesicht das Antlitz Gottes wiederfinden; jetzt verstünden sie auch, wie jemand sein Leben in den Dienst des Sterbens bzw. der Sterbenden stellen könne, denn Sterben sei eben durch das Sterben meines Gottes für mich wohl etwas Heiliges geworden. – Vielleicht ist mir nicht gelungen, dieses Anliegen genug zu verdeutlichen. 

Meine Kritik am Islam dient ausschließlich der Verdeutlichung des tiefsten christlichen Anliegens, nämlich aus der Menschwerdung Gottes die alle Menschen (also auch Muslime) umfassende Liebe zu begründen.

Christoph Fleischer 

Okay. – Die Kritik am Islam basiert immer auf der bekannten und verbreiteten Lesart. Dabei kann der muslimische Glaube auch tolerant und säkular praktiziert werden. Aber das ist nicht Problem. Es ist ein durchlaufenden Nebenthema, auf das kein Untertitel hinweist. Das ist den Käufern gegenüber nicht fair.

Franco Rest

Kann man vielleicht so sehen. Jedoch auch der tolerante und säkularisierte Islam verneint kompromisslos die Möglichkeit einer Menschwerdung Gottes und den Tod Gottes als Instrument der Welterlösung. Um mehr ging und geht es nicht.

Christoph Fleischer 

Sie haben recht, theologisch gesehen. Nur will ich das (als Leser, Leserin) überhaupt wissen? Wozu brauche ich zu meinem Selbstverständnis die Apologetik? 

Franco Rest 

Bin auch kein Freund von Apologetik im Sinn einer rechthaberischen Verteidigungsrede. Aber eine Erklärung, warum es gut sein könnte, wenn verstanden werden könnte, worin das Besondere des Christlichen bestünde, damit es tragfähig würde oder gar bliebe für das Zusammenleben der Menschen, könnte doch hilfreich sein. Wenn der besondere Ernst christlich begründeter Menschenrechte darin besteht, dass ihr Selbstbild in der Ebenbildlichkeit zu Gott, in der Selbstentäußerung Gottes durch seine Menschwerdung und in der Dienstbarmachung menschlichen Sterbens für die „Rettung“ der Menschheit begründet werden kann, dann hätte sich die Mühe einer Besinnung doch bereits gelohnt.

Christoph Fleischer 

Vielen Dank, Franco Rest

Franco Rest, anstelle eines Kommentars:

Wollte gerade einen Kommentar schreiben; aber die Kommentarmöglichkeit akzeptiert nicht meine Website: www.francorest.de

Zur Fortsetzung unseres Gedankenaustausches: Zunächst haben Sie leider den Fehler meiner ersten Antwort übernommen, indem ich doppelt verneinte „Vielleicht ist mir nicht gelungen, dieses Anliegen nicht genug zu verdeutlichen“. (Inzwischen korrigiert, C. F.) Also mache ich einen poetischen Versuch zur Verdeutlichung meines nicht ausreichenden Gelingens.

Was ist der Mensch? Und wer bin ich?

So fragen wir uns innerlich.

Oder auch: Was ist das Leben? Was die Welt?

Und: Was ist Wahrheit? Wofür gibt es Geld?

Dann geben wir die Fragen mutig an die Außenwelt,

die uns erstaunt vor neue Fragen stellt.

Zum Beispiel: Was ist mein Begehr?

Oder auch: Wo komm ich her?

Wo gehe ich einst hin?

Auch diese Frage macht, wie man so heute sagt,

auf ihre Weise Sinn.

Und dann wird noch gefragt,

Was ich zu hoffen wagen darf?

Was soll ich tun, was soll ich lassen?

Und all die Denker denken scharf,

und wolln das Sollen als das Müssen fassen,

das unserm Können wohl entspricht.

Wer bin ich? Ja, was kann ich wissen?

So werd‘ ich aus dem Schlaf der Nicht-Nachdenklichkeit gerissen.

Und werde Philosoph – und bin es immer nicht!

Was hilft, damit ich mir mein Glück erhelle?

Indem ich eben diese und manch andre Fragen stelle.

So gehn durch meinen Kopf die dümmsten Sachen.

Auch wenn mein kluger Kopf am Alltag scheitert,

den selbst der Dümmste besser meistert.

Wir werden wenigstens gemeinsam lachen.

(Vgl. Franco Rest, Trotzdemgesänge. Leidgeprüfte Lieder. deutscher lyrik verlag: Aachen 2010,9)

Weihnachtspredigt 2017: Liebe erlöst, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath 2017

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzig geborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16

Werl, Forum der Volker

Liebe Heilig-Abend-Gemeinde,

Liebe erlöst

Aus Liebe hat Gott seinen einzig geborenen Sohn in die Welt gesandt. Was steckt hinter der uns fremd gewordenen Vorstellung? In alten Übersetzungen heißt es sogar: Gott hat seinen eingeborenen Sohn gegeben. Das Apostolische Glaubensbekenntnis formuliert: „Ich glaube an Gott, den Vater, … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn.“

Dahinter steht die Glaubensvorstellung, dass Gott nicht allein ist, sondern von Anfang an, vor aller Schöpfung, Gott der Vater und der Sohn eine göttliche Einheit bilden. Sie sind weder erschaffen noch gezeugt, sondern präexistent –  ohne Anfang und Ende. Gott ist schon vor der Schöpfung oder wie wir heute sagen würden – vor dem Urknall da – ebenso wie der Geist Gottes. „Weihnachtspredigt 2017: Liebe erlöst, Joachim Wehrenbrecht, Herzogenrath 2017“ weiterlesen

Predigt 1. Weihnachtstag, Christoph Fleischer, Welver 2017

Die Predigt über den vorgeschlagenen Predigttext am 1. Weihnachtstag halte ich in der reformierten Kirche Soest (Schiefer Turm) am 25.12.2017 um 10.30 Uhr.

1. Johannes 3, 1-6

1 Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. 2 Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.
Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

3 Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist. 4 Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht. 5 Und ihr wisst, dass er erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme, und in ihm ist keine Sünde. 6 Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.

Forum der Völker, Werl, Krippenausstellung

Liebe Gemeinde,

Der Text fängt euphorisch an. Er nimmt uns in unserer Weihnachtsstimmung ernst. Wir finden uns hier zusammen unter dem Weihnachtsbaum und haben Weihnachtslieder gesungen. Heute ist ja ein Weihnachts-Feiertag, das Christfest und das Weihnachtsfest.

Die Nacht der Nächte liegt schon hinter uns. Und wir haben diese Nacht gefühlsmäßig alle mitgemacht. Doch damit heißt es auch für das heutige Weihnachtsfest: Wir feiern ein Ereignis, das hinter uns liegt. In der Heiligen Nacht gebiert Maria das göttliche Kind. Es ist der Erlöser, er ist erschienen, damit er die Sünden der Welt wegnehme. „Predigt 1. Weihnachtstag, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Predigt über 1. Korinther 4, 1-5, Christoph Fleischer, Welver 2015

Predigt über 1, Korinther 4, 1-5 (Epistel, Lutherbibel), 3. Advent, Günne und Meiningsen

1 Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.  2 Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn dass sie treu erfunden werden.

3 Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht.  4 Denn ich bin mir nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der HERR ist’s aber, der mich richtet.

5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der HERR komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren; alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren.

Liebe Gemeinde,

bevor ich direkt auf diesen Text zurückkomme, möchte ich ihnen und euch etwas über meine Kindheitserfahrungen mit Advent und Weihnachten erzählen. Es geht um das Geheimnis der Vorweihnachtszeit und um das Geheimnis der Weihnachtsbotschaft selbst. „Predigt über 1. Korinther 4, 1-5, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen