Philosophen auf der Spur, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019

Zu:

Hartmut Sommer: Der philosophische Reiseführer, Auf den Spuren grosser Denker, Orte, Bilder, Gedanken, Marix Verlag, Wiesbaden 2018, Softcover, 372 Seiten, ISBN: 978-3-7374-1103-5, Preis: 24,90 Euro

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Die vielen hundert Kilometer, die Hartmut Sommer auf der Recherche dieses Buches zurückgelegt hat, bleiben ungezählt.

Sicherlich wird dieses Buch ein guter Reiseführer sein, denn die Orte, an denen sich beispielsweise Thomas von Aquin, Meister Eckhart, Comenius und Spinoza, Immanuel Kant und Gottfried Herder, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger, Edith Stein, Martin Buber und Hans Jonas aufhielten und lebten, wird man nicht alle aufzählen können.

Ich empfinde das Buch trotz seiner praktischen Reiseempfehlungen und seinem Haupttitel „Der philosophischer Reiseführer“ eher als eine Einführung in die Erinnerung an Philosophen aus der Perspektive ihrer Wirkungsstätten. Und allein diese Perspektive, die Bodenhaftung und der Ortsbezug machen den ungeheuren Reiz der Einführung in das philosophische Denken aus. Das zeigt nicht nur, dass die Denkerinnen und Denker lebendige Menschen waren, sondern auch, dass ihre zeitweise auch wechselnden Lebensumstände keinesfalls nur nebensächliche Begleiterscheinungen waren. „Philosophen auf der Spur, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019“ weiterlesen

Notwendigkeit einer neuen Religion, Hinweis auf Christoph Quarch

Der Philosoph Christoph Quarch, von dem ich erst kürzlich ein Buch über Platon angezeigt habe, weist in seinem Silvestergruß auf die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Religion hin und bezieht sich dabei auch auf Martin Heideggers Rede vom „letzten“ Gott.

Religion wird hier wörtlich verstanden als Rückbindung an das Sein, das nun mit Platon als Lebendigkeit gedeutet wird. Diesen Text antichristlich zu verstehen, greift zu kurz, denn zu den Referenzen gehört auch der Theologe Paul Tillich, dessen Theologie ohnehin noch nicht gänzlich zur Kenntnis genommen worden ist. Neben der integralen Theologie sollte die religionsphilosophisch geprägte als zukunftsweisend angesehen werden.

Ich teile hier gern den Link zum Aufsatz mit der Erlaubnis des Autors:

Christoph Quarch: Wurzeln im heiligen Sein dieser Welt

Zarathustra neu lesen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Heinrich Meier: Was ist Nietzsches Zarathustra? Eine philosophische Auseinandersetzung, Verlag C.H.Beck, München 2017, gebunden, 240 Seiten, ISBN: 978 3 406 707940, Preis: 26,95 Euro

Heinrich Meier lehrt als Philosophie-Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und zugleich in Chicago. Außerdem leitet er die Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München. Die Notizen zum Hauptwerk von Friedrich Nietzsche „Also sprach Zarathustra“ sind in diversen Lehrveranstaltungen entstanden. „Zarathustra neu lesen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Aufstand der Unwichtigen? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu:

Die Epilog, Zeitschrift zur Gegenwartskultur, Ausgabe Nr. 7 (2018), Quite important, Thema: Irrelevant, Herausgeber: Mads Pankow, Chefredakteur: Fabian Ebeling, Verlag: Große Fahrt Weimar KG, 2018,

Die Zeitschrift „Die Epilog“ erscheint jährlich. Wer die Homepage die-epilog.de besucht, wird erfahren, dass die nächste Ausgabe am 19.3.2018 erscheint und damit am Tag nach der Leipziger Buchmesse, auf der sie vorgestellt wird.

Aus meinem Presseexemplar entnehme ich, dass die Ausgabe 22 Artikel enthält, die jeweils kaum länger als eine Schreibmaschinenseite sind. Hinzu kommen zwei Gedichte und zwei Fotodokumentationen. Dank der vielen Farbillustrationen riecht das Heft ein wenig nach Druckerfarbe. Exemplarisch gehe ich kurz auf vier Artikel ein:

Alle Artikel handeln irgendwie vom Begriff der Irrelevanz. Birthe Mühlhoff schreibt davon, warum es wichtig sein kann, von Schöpfung zu sprechen und von Gott als dem Schöpfer: Insekten sind nicht irrelevant. Für die Zukunft der Schöpfung mag diese Erkenntnis zu spät sein. (S. 33 – 35)

Mads Pankows erster Artikel fragt danach, was die Alternative zum Nihilismus ist und aktualisiert Nietzsche. Es geht nicht darum, zum Übermenschen zu werden, sondern auf die Fragen einzugehen, die das Leben im Alltag stellt. Es geht um das Verhältnis zum Leben und um Verhältnismäßigkeit im Alltag. (S. 37 – 39)

In seinem zweiten Artikel stellt er Georg Franck vor, der 1998 den radikalen Markt der Anerkennung entdeckt hat. Mit dieser Entdeckung fand er das neue Prekariat, die Menschen ohne Aufmerksamkeit. Die aktuelle politische Entwicklung sei daher als Aufstand der Unwichtigen oder Unbedeutenden zu deuten: „Wenn wir Menschen ignorieren, müssen sie sich ihre Aufmerksamkeit mit Gewalt nehmen.“ (S. 68f.).

Maybrit Hillnhagen erklärt das Gesetz der Irrelevanz, das auf George Spencer-Brown zurückgehen soll (lebte Brown wirklich in einer Garage, was an Diogenes erinnert?). Spencer-Brown hat eine alternative Logik entwickelt: „Nur durch persönliche Erfahrung, durch praktisches Handeln könne sich das Bewusstsein einer unzugänglichen Welt nähern.“ (S. 139) Die Logik der Erfahrung nach Spencer-Brown basiert auf der Unterscheidung, die jeweils eine Bewertung voraussetzt, die damit zwischen Relevanz und Irrelevanz unterscheidet. Das Zeichen der Unterscheidung ist in der Schreibweise dieser Logik ein leerer Raum, wie es heißt: „Der blank space gibt dem Irrelevanten Raum in unseren Unterscheidungen.“ S. 139). Zum Schluss warnt Maybrit Illnhagen allerdings davor, in die Position des Beobachters zu verfallen, so dass die Realität letztlich egal würde. (S. 138/139)

Fazit: In der Kürze liegt die Würze.

Als Dichter nur Narren? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Katharina Grätz, Sebastian Kaufmann (Hrsg.): Nietzsche als Dichter, Lyrik-Poetologie-Rezeption, Unter redaktioneller Mitarbeit von Armin Thomas Müller, Milan Wenner, in: Andreas Urs Sommer u. a. (Hrsg.): Nietzsche Lektüren, Band 1, De Gruyter, Berlin/Boston 2017, gebunden, 488 Seiten, ISBN 978-3-11-051888-7 (print), Preis: 129,95 Euro

Die Tagung der „Klassik Stiftung Weimar“ zum Thema „Nietzsche als Dichter“ war als 2. Forum Junger Nietzscheforschung ausgeschrieben und fand vom 23. bis 28. März 2015 in Oßmannstedt bei Weimar statt. Das Tagungsprogramm findet sich im Internet unter http://www.klassik-stiftung.de/uploads/tx_lombkswmargcontent/2._Forum_Junger_Nietzscheforschung___Nietzsche_als_Dichter.pdf.

Die Einführung des Buches geht ganz auf inhaltliche Aspekte ein und lässt Fragen der Edition bzw. einen Rückblick auf die Veranstaltung außen vor. Das Buch enthält 20 Aufsätze, von denen sechs im Tagungsprogramm nicht enthalten sind. Auch ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren mit einer Kurzinfo zur Person fehlt. Am Ende des Buches findet sich allerdings ein Namensregister. „Als Dichter nur Narren? Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen