Predigt über Jeremia 31,31-34, Christoph Fleischer, Welver 2018

Die Predigt wird gehalten in Neuengeseke und Möhnesee-Völlinghausen am Sonntag Exaudi 2018 über: Jeremia 31, 31-34 (Lutherbibel 2017). Weiterhin werde ich die Predigt in erweiterter Form am Pfingstsonntag in der reformierten Kirche in Soest halten.

Als freien Einstieg habe ich einige aktuellen Beobachtungen zu Thema Antisemitismus zusammengetragen:

Es handelt sich um einen sogenannten Kippa-Test. Ein 21-Jahre alter israelischer Student, wollte einem Bekannten, der auch Israeli ist, beweisen, dass es völlig sicher ist, sich in Deutschland als Israeli bzw. als Jude zu erkennen zu geben. Er ist mit seiner Kippa, einer jüdisch-religiösen Kopfbedeckung auf die Straße gegangen. Im Stadtbezirk Prenzlauer Berg wurde er von einem palästinensischen Flüchtling mit einem Gürtel geschlagen. Der daraufhin wegen Körperverletzung angeklagt und festgenommen wurde. Wie ich lese, war der Begleiter des israelischen Studenten ein Redakteur vom Deutschlandfunk. Daher wurde der ganze Vorfall auch aufgenommen und ins Internet gestellt.

Ein anderer Test, zweifelsohne eigentlich politischen Inhalts, wurde von der Bild-Zeitung veranstaltet. Sie haben in der Nähe einer U-Bahnstation in Berlin-Neukölln eine israelische Flagge an einem Zaun aufgehängt. Diese Fahne wurde von zwei jungen Männern heruntergerissen. Diese versuchten dann auch die Fahne anzuzünden und sich dabei zu filmen.

Der Zeitungsbericht über den Kippa-Test notiert, dass es im Jahr2017 1453 neue Straftaten in Deutschland gegeben hat, wovon allerdings 90 Prozent von der rechtsradikalen Szene verübt wurden.

(Quelle u.a.: https://www.swp.de/politik/inland/angriff_-kippa-tragen-war-ein-test-25358318.html)

Ergänzend möchte ich noch darauf hinweisen, dass mich die Vorfälle am Grenzzaun des Gazastreifens mit großer Betroffenheit erfasst haben. Man mag den Vorgang bewerten wie man will, aber der Schusswaffeneinsatz gegen die Zivilbevölkerung ist gegen alle völkerrechtlichen Regeln. Ich denke, dass man einen Ausdruck der Sorge angesichts dieser Vorgänge nicht als Antisemitismus bezeichnen kann, auch wenn er sich zum Teil ähnlich äußert.

Ich möchte in dieser Predigt insofern auf die Frage des Antisemitismus eingehen, indem das Thema des religiösen Antijudaismus, der im Christentum überliefert worden ist, näher betrachtet wird. Der Predigttext aus dem Buch Jeremia gibt dazu eine gute Vorlage:

Jeremia 31, 31-34:

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR,

da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda

einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist,

den ich mit ihren Vätern schloss,

als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen,

mein Bund, den sie gebrochen haben,

ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR;

33 sondern das soll der Bund sein,

den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit,

spricht der HERR:

Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben,

und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder

den andern lehren und sagen:

»Erkenne den HERRN«,

denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß,

spricht der HERR;

denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben

und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Foto: Niklas Fleischer (c)

Liebe Gemeinde,

diese Vision des Jeremia taucht im weiteren Alten Testament immer mal wieder auf. Man kann sie vielleicht auf den einfachen Nenner bringen: Es wird keinen Umweg mehr zu Gott geben.

Es gibt keinen Weg mehr über das Opfer, keinen Weg mehr über das Studium der einzelnen Gesetze, keinen Weg mehr über die vollkommene Ethik, keinen Weg mehr über die Institution, sondern nur noch den direkten Weg von Gott zu uns Menschen.

Kein Wunder, dass Jesus sich auf diese Traditionen berufen hat, sei es auf Jeremias Rede vom neuen Bund oder später auf die Verheißung des Joel, die in der Pfingstgeschichte eine Rolle spielt: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ (Joel 3,1) „Predigt über Jeremia 31,31-34, Christoph Fleischer, Welver 2018“ weiterlesen

Predigt über Johannes 7, Christoph Fleischer, Welver 2017

Johannes 7, 37 – 39 (Predigt am Sonntag Exaudi in Neuengeseke und Möhnesee-Völlinghausen)

37 Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

Foto: Niklas Fleischer (c)
Liebe Gemeinde,

dieser kurze Abschnitt ist doch wohl ganz schön aus dem Zusammenhang herausgetrennt. Ich habe mir für heute vorgenommen, diesen Vorgang rückgängig zu machen. Das siebente Kapitel des Johannesevangeliums ist dem Laubhüttenfest gewidmet, genannt Sukkot. Das passt zwar vom Kalender her nicht zwischen Ostern und Pfingsten, ist aber insofern auch eine sinnvolle Vorbereitung auf Pfingsten, da es sich dabei auch um ein großes jüdisches Fest handelte, das Wochenfest, das eben genau 49 Tage nach dem Passah gefeiert wurde. „Predigt über Johannes 7, Christoph Fleischer, Welver 2017“ weiterlesen

Predigt Pfingstsonntag Johannes 14,23–27, Christoph Fleischer, Welver 2015

Predigttext Johannes 14,23–27 (Gute Nachricht Bibel)

23Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

24Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten – und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat.

25Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin.

26Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist*.

Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe.

27Zum Abschied gebe ich euch den Frieden*, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt.

Erschreckt nicht, habt keine Angst!

 

Liebe Gemeinde!

Einstieg zum Anlass: Pfingstfest. Dazu ein kurzer Text aus einer Predigtmeditation:

„Pfingsten feiern wir heute, Ausgießung des Heiligen Geistes, Geburtstag der Kirche. »Halleluja« und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Unsere Pfingstlieder sind fröhlich, wir haben sie laut und voller Freude mitgesungen. Jetzt setzen Sie sich bitte mal so richtig bequem hin und warten auf die Pfingstpredigt. Schön wäre es, wenn die Predigt voll Feuer und Geist ist, eine richtige Pfingstpredigt also, die uns Mut macht und von Herzen froh: »gieß aus dein heilig Feuer«, ja, so soll es sein …“ (Gottesdienstpraxis Serie A:, 1. Perikopenreihe, Band 3, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2015, Ingrid Keßler-Woertel, S. 27)

 

Der Predigttext aus dem Johannesevangelium besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Aussagen über die Einheit Jesu mit dem Vater, besonders bezogen auf die Worte Jesu, die ein bleibendes Element sind, die Ankündigung des Geistes und den Friedenssegen für die Jünger. Vielen wird der Text ein wenig abstrakt vorkommen. Anschaulicher ist da schon der Bericht aus der Apostelgeschichte, den wir als Epistel gelesen haben. Doch auch diese Pfingst-Geschichte wirft Fragen auf, die vielleicht hier von einer anderen Seite her beantwortet werden können.

Die zentrale Frage dabei ist: Wer oder was ist eigentlich der „Heilige Geist“? „Predigt Pfingstsonntag Johannes 14,23–27, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen