Der „Fall“ Heidegger, erster Kommentar, Fragen, Markus Chmielorz, Dortmund 2015

Auf Wittgenstein geht der Satz zurück: „Die Welt ist alles, was der Fall ist.“ (Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus. URL: http://tractatus-online.appspot.com/Tractatus/jonathan/D.html – abgerufen am 23.05.2015)

Die Schriftstellerin Sabine Scho hat einmal darauf geantwortet: „Ich zähle noch an den Blessuren.“ (Sabine Scho, ohne Titel, in: Katalog Zeta-Ausbildungsgruppe, hg. v. L. Kossolapow, Münster/Lengerich 1995, S. 76)

1945 lag Deutschland in Schutt und Asche, nicht nur buchstäblich. Noch heute zählen Menschen an dem, was während der nationalsozialistischen Diktatur der Fall war: Dass Menschen Menschen, nur weil sie Jüdinnen und Juden, Kommunist_innen, Sozialdemokrat_innen, Zeugen Jehovas, Lesben oder Schwule waren, aus der Gesellschaft ausgeschlossen, an den Rand gedrängt, verfolgt und umgebracht haben.

Heideggers „Schwarze Hefte“ also. Eine aktuelle Debatte, nicht zufällig 70 Jahre nach dem Ende der Schreckensherrschaft, die Grund genug ist für eine Selbstreflexion. Ein Anlass zu erhellen, worauf die Diskussion zielt und worauf sie sich begründet.

Meine Beschäftigung mit Heidegger geht zurück auf Vattimo und den „schwachen Glauben“. Worauf also sich berufen, wenn es darum geht, nach Religionskritik und Aufklärung gute Gründe für einen post-metaphysischen Glauben zu finden. Der erste Gedanke: Worauf ließe sich ein „schwacher Glaube“ alternativ begründen, wenn nicht auf Heidegger? Doch langsam, denn es wollen die vielen Stränge der Erzählung vom „schwachen Glauben“ einzeln aufgenommen werden.

An einem Sonntagmorgen sendet der Deutschlandfunk einen katholischen Gottesdienst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …“ Wie ist das möglich, diese Sätze heute auszusprechen und vernunftbegabt gute Gründe dafür zu finden?

Ich gebe Auskunft darüber, wozu es gut ist, dass kenosis (Leerwerden, Entäußerung) für mich im Hinblick auf postmetaphysische Religion so bedeutsam ist. und weshalb ich anstelle dieses Glaubensbekenntnisses eine Zeichenfolge [ ] ins Spiel gebracht habe, als einen Hinweis auf einen unbegrifflichen Zwischen-Raum des Nicht-Kontingenten und Un-verfügbaren.

Ist also dieses Glaubensbekenntnis nur etwas für Narren? Für die Toren unter uns, die noch an die Allmacht Gottes glauben angesichts der Schrecken? Oder: Wenn denn des Narren Mund Wahrheit kundtun würde, welche Wahrheit genau wäre das dann?

Wie also geht postmetaphysisches Denken? Vattimo hat Heidegger befragt (der hat Nietzsche befragt), Derrida hat ebenfalls Heidegger befragt: eine Frage der geistigen Väter also, die ebenso eine Frage der Religionen ist. Ein Blick zurück in die Geschichte der Religionsphilosophie, um eine Antwort darauf zu finden, wem die Elternschaft für den „schwachen Glauben“ zugeschrieben werden kann. Wie genau lassen sich die Bedingungen der Möglichkeit des „schwachen Glaubens“ erzählen? Die Bedingungen der Möglichkeit einer postmetaphysischen Religion, die sich auf die Schriften beruft, die von Jesus Christus erzählen? Die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrungen, die anders sind, als unsere Alltagserfahrungen? Die Bedingungen der Möglichkeit einer anastasis (Aufstehen, Erwachen), ohne den Tod zu leugnen?

Auch 70 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewalt, die immer noch eingeschrieben ist in die Körper der Nachfahren, wird mir zu viel über die Täter_innen gesprochen und zu wenig über die Opfer. Das wäre schon so etwas, wie ein Programm:

  • Welche alternativen Begründungen postmetaphysischen Denkens sind möglich ohne Heidegger?
  • Wie setze ich einen Autor und sein Werk ins Verhältnis? (Argumentieren ad hominem und/oder Michel Foucaults Ansatz des „maskierten Philosophen“.)
  • Wie geht Dekonstruktion von Texten, deren Autor Martin Heidegger ist?
  • Welche Tiefenstruktur ließe sich herausarbeiten? Und inwieweit affirmiert oder kritisiert diese Tiefenstruktur seinen Antisemitismus?

Der „Fall“ Heidegger, zweiter Kommentar

Religion – eine Quelle der Kraft, Christoph Fleischer, Werl 2014

Zu diesem Text gibt es einen Vorlauf, eine Kommunikation, die später veröffentlicht werden soll. Diese Kommunikation stellt zwei Begriffe in den Fokus, die wohl aus der Regeltechnik kommen und konfrontiert sie mit der Begrifflichkeit des „schwachen Glaubens“. Dabei wird der Ansatz des schwachen Glaubens, der von der Notwendigkeit des schwachen Denkens in der Postmoderne abgeleitet wurde (nach Gianni Vattimo) neu definiert, konkretisiert und hier beispielhaft mit der Vorstellung der Quellen von Kraft in der Religion (religiöse Resilienz) in Verbindung gebracht.

Es gibt offensichtlich zwei Grundformen in der Art und Weise, Entscheidungen zu treffen und damit eventuell Herausforderungen und Krisen des Lebens zu meistern, die in Aufnahme des Bildes aus der Regeltechnik mit Steuern und Regeln bezeichnet werden (können). Zugegebenermaßen ist es daher notwendig, zwischen diesen Grundformen der Gedankenführung zu unterscheiden, besonders dann, wenn sie auf die Bewegung und Reflexion des Lebens übertragen wird. Dieses Bild kann sodann in der Begrifflichkeit des Starken oder Schwachen Glaubens ausgedrückt werden. „Religion – eine Quelle der Kraft, Christoph Fleischer, Werl 2014“ weiterlesen

Gründe. Oder das Verhältnis zu mir selbst. Christoph Fleischer, Werl 2014

Ich bin ständig damit beschäftigt, über mich selbst nachzudenken. Sicherlich gibt es viele Situationen, in denen ich über etwas anderes nachdenke als über mich selbst. In diesem Fall wird das Nachdenken über mich selbst an die Seite gestellt, ohne es auszuschalten, da es in dieser Zeit jedoch weiterdenkt.
Der Unterschied zwischen der Form des Regelns oder Steuerns in der Gestaltung von Entscheidungen, kann mit einem starken oder schwachen Denken oder Glauben verglichen werden. In diesen Entscheidungen wird alles Gedachte sprachlich ausgedrückt, wie in der Form von Fragen:
Warum hast du das getan? Oder nicht getan? Oder nicht anders gemacht? Ich sage etwas zu mir. Ich entgegne mir.

„Gründe. Oder das Verhältnis zu mir selbst. Christoph Fleischer, Werl 2014“ weiterlesen

Veröffentlichungen im Deutschen Pfarrerblatt, Christoph Fleischer, Werl 2013

Bei der Übertragung der Artikel auf die Seite des Blog vermeide ich doppelten Content. Die Artikel, die im Deutschen Pfarrerblatt erschienen sind, sind über den jeweiligen Link zu erreichen. Dort steht auch eine Druckfunktion und die Ausgabe der Datei als PDF zur Verfügung.

„Veröffentlichungen im Deutschen Pfarrerblatt, Christoph Fleischer, Werl 2013“ weiterlesen

Gedanken des Glaubens weltlich geprägt Christoph Fleischer. Werl 2009

Zur Umstellung auf den Blog habe ich mich entschieden, diesen Text im Ganzen als Artikel zu veröffentlichen. Die Überschriften der einzelnen Kapitel lauten:
– Zur Einstimmung „Gedanken des Glaubens weltlich geprägt Christoph Fleischer. Werl 2009“ weiterlesen