In der Gemeinde ankommen, Rezension von Christoph Fleischer, Werl 2014

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Zu:
– konfi live, Mein Begleiter, Im Auftrag der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelischen-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) zusammengestellt und bearbeitet von Martina Steinkühler; herausgegeben von Andreas Brummer, Georg Raatz und Martin Rothgangel, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014
– Konfi live, Pfarrer/in und Team, Zweijähriger Kurs, 16 Einheiten, Hrsg. s. s., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014
– Konfi live, Pfarrer/in und Team, Einjähriger Kurs, 8 Einheiten, Hrsg. s. s., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014

Im Taschenformat, jedoch stabil gebunden mit stolzen 224 Seiten ist der konfi live Begleiter ein gutes Hilfsmittel für den Konfirmandenunterricht oder, wie es in Westfalen heißt, für die Konfirmandenarbeit. Viele Seiten lassen sich entweder in Eigenarbeit im Laufe der Konfirmandenzeit bearbeiten oder in eine Phase des Unterrichts integrieren. Sehr schön ist, dass es dabei für Menschen, die lieber hören als lesen, die Texte des Begleitbuches auf der Internetseite www.v-r.de/konfi-live-begleiter zum Nachhören gibt.
Im konfi live Begleiter lassen sich die Gottesdienstbesuche abstempeln und Geburtstage in einen Kalender eintragen. Persönliche und gemeindliche Belange werden gleichrangig behandelt. Damit ist das Büchlein ebenso ein persönlicher Begleiter für die Konfirmandenzeit wie ein Hilfsmittel für die Konfirmandenarbeit, so dass man dort auf so manche Kopie verzichten kann, für die allerdings noch zusätzlich ein Schnellhefter benötigt wird.
Zum Konfi live Begleiter gehört die Materialsammlung für das Team, das den Unterricht durchführt. Es gibt zwei verschiedene Konzepte, eine für den einjährigen KU mit 8 Einheiten und eine für den zweijährigen KU mit 16 Einheiten. Die Einheiten richten sich an die Teamer, die den KU durchführen. Es ist notwendig, sie in die inhaltliche Vorbereitung einzubeziehen, wozu es gezielte Aufgaben gibt, die am Anfang eines Kapitels stehen. Die Einheiten sind entweder als drei bis vierstündiger Block oder als Inhaltliche Elemente eines KU Wochenendes einzusetzen. Von einem wöchentlich stattfindenden KU ist im einjährigen Kurs nicht mehr die Rede, im zweijährigen können Doppelstunden an Nachmittagen regelmäßig genauso eingeplant werden wie Blöcke oder Wochenenden. Im Inhaltsverzeichnis fällt auf, dass der Aufbau des einjährigen KU Kurses formal stärker an Inhalten orientiert ist, der des zweijährigen stärker an Erlebnisangeboten. Dabei werden im einjährigen Konzept einzelne Themen miteinander kombiniert wie bei „Gottesdienst, Schöpfung: Jubeln, loben, feiern“ (Einjähriger Kurs, S. 15 – 19, Material M3.1 – M3.3, S. 60 – 63). Im zweijährigen Kurs steht das Thema „Gottesdienst“ unter dem Aspekt „Neuland betreten“ (Zweijähriger Kurs, S. 27 – 32, Material M5.1 – M5.6, S.125 – 131).
Im einjährigen Kurs werden die Teamer für jeden Konfi einen „Liebesbrief Gottes“ gestalten; als Vorbereitungsmaterial dafür dient eine Liste von Bibelsprüchen im Materialteil. Der Ablauf der Einheit beginnt mit einer Begrüßungsphase, in der die Konfis „mit Jubel begrüßt“ und fotografiert werden. Darauf folgt eine Phase des Entdeckens zum Thema „Gelobt werden“. In der nächsten Phase der Umsetzung werden die Psalmen 103, 104 und das Vater Unser in Gesten gestaltet und diese Performance in der Kirche aufgeführt. Die abschließende Arbeitsphase bietet Gelegenheit zu Einzel- oder Kleingruppenarbeit mit den Begleitbüchern, entweder auf den Begriff „Schöpfung“ eingehend oder alternativ auf den Ablauf und die Elemente des Gottesdienstes, die in der Abschlussphase der Einheit noch einmal im Plenum zusammengefasst werden. Von der Dynamik der Einheit her könnte man also feststellen, dass die Erlebnisorientierung am Anfang steht und zum Ende hin eher die Inhalte angesprochen werden, wobei die Intensität der Mitarbeit von der Motivierung der Erlebnisphase abhängt. Darf man das Ziel der Einheit thematisch befragen, dann ist der Gottesdienst in der Jugendperspektive also entweder spielerisch zu interpretieren oder inhaltlich oder doch irgendwie in beide Richtungen?
Wenn die Abschlussphase in die konkrete Gottesdienstgestaltung vor Ort einführt und diese einsichtig macht, dürfte das Ziel dieser Unterrichtseinheit erreicht sein. Es ist schon die Frage, ob dabei der Gottesdienst wirklich erst an dritter Stelle kommt, wo doch die Konfirmandinnen und Konfirmanden den Gottesdienst vom ersten Sonntag an besuchen. Oder sollen sie erst Erfahrungen der Fremdheit in der Kirche sammeln, die dann vom positiven Erleben her wieder verschwinden? Eine Gemeinde, die die Konfirmandenarbeit so zum Schwerpunkt macht, wie es der Kurs „konfi live“ voraussetzt, feiert ohnehin bereits jugendgemäße Gottesdienste.
Im zweijährigen Kurs entfällt die Kombination von Themen, so dass hier der Gottesdienst das Thema einer Einheit bildet und hier sogar erst an fünfter Stelle kommt „Neuland betreten: Gottesdienst“ (S. 27). Die Teamer bereiten sich inhaltlich auf die Einheit vor, indem sie über ihre eigenen Gottesdiensterfahrungen sprechen, sie erstellen einen Feedbackwürfel (M5.1) und verteilen die Meinungskarten zum Gottesdienst (M5.2) im Raum. Der Gottesdienstbesuch wird als Reise in ein neues Land betrachtet. Was gibt es dort zu entdecken und wie sind die Beobachtungen zu deuten? Für die Gottesdienstgemeinde, die ja ebenfalls am ersten Teil dieses Programmpunktes teilnimmt, ist dieser Gottesdienst der offizielle Begrüßungsgottesdienst für die Konfirmandinnen und Konfirmanden an einem Sonntag. Eltern können eingeladen, das Team ebenfalls vorgestellt werden. Der inhaltliche Block folgt auf diesen ersten Gottesdienstbesuch und wertet ihn aus. Dazu werden vier Stationen vorbereitet: Einzug, Begrüßung, Verkündigung und Sendung. Der konfi live Begleiter bietet inhaltliches Material (S. 115 – 128). An jeder Station hat jede Kleingruppe eine passende Geste zu überlegen, ein Plakat zu gestalten und (evtl.) zu überlegen, wie diese Station attraktiv gestaltet werden könnte. Die Ergebnisse werden anschließend in der Reihenfolge der Gottesdienst-Elemente präsentiert.
Das inhaltliche Konzept von „konfi live“, wie es von der Kirchenleitung der VELKD (Vereinigte Evangelisch Lutherische Kirche Deutschlands) vorgestellt wurde, nimmt Ergebnisse der bundesweiten Studien zum Konfirmandenunterricht auf und zieht das die Konsequenz: „Überkommene Formen des ‚Unterweisens‘ befremden nur; Beziehungen und Erlebnisse schaffen nachhaltige Eindrücke. Dem entsprechen neue Methoden: performative Elemente, Begegnungslernen, Arbeitsformen der Jugendarbeit bewähren sich im Konfer.“ (Zweijähriger Kurs, S. 5). Die Pressemeldung der VELKD vom 8.4.2014 betont darüber hinaus: „Die Idee des Konfirmandenwerks setzt sich bewusst ab vom Lernen in der Schule und bietet den Rahmen zum eigenständigen Ausprobieren. Um den Umgang mit stark gemischten Gruppen zu erleichtern, wird auch die Einbindung von Konfirmanden und Konfirmandinnen mit Handicaps und unterschiedlichem Leistungsniveau berücksichtigt.“ (url: http://www.velkd.de/velkd_pm12_2014_konfi-live_Neues-Konfirmandenwerk.php).
Vermutlich ist auch hier der Weg das Ziel, so dass Gemeinden, die noch Pfarrer/inzentrierten KU machen, durch Aufnahmen einzelner Elemente auf den Weg zu eine teamgestützten KU kommen können. Dieses Konzept lädt dazu ein, neue Formen und Materialien zusätzlich zu entwickeln und auszutauschen. Der konfi live Begleiter ist kein Hausaufgabenbuch, sondern wird in den Arbeitsphasen der KU-Zeiten in der Gruppe verwendet. Dieses Konzept „konfi live“ zeigt, dass von einem wichtigen Standbein der gemeindlichen Arbeit Impulse für die gesamte Gemeindearbeit ausgehen werden und zugleich die Konfirmandenarbeit zu einem Teil der Jugendarbeit wird.

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Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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