Vom Saulus zum Paulus, Predigt über Apostelgeschichte 9, 1-20, Christoph Fleischer, Welver 2016

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Apostelgeschichte  9, 1-20Diesen Predigttext habe ich dem für diesen Sonntag vorgezogen. Er gehört zum kommenden Sonntag. Als ich ihn las, dachte ich, dass es für mich einfacher wäre, diesen Predigttext zu nehmen, um dann am kommenden Sonntag in einer anderen Kirche erneut darüber zu sprechen. (Nur reformierte Kirche, Soest)

1Saulus aber schnaubte noch immer Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn.

Er ging zum Hohen Priester 2und bat ihn um Briefe an die Synagogen in Damaskus, dass er, wenn er Anhänger dieses neuen Weges dort finde – Männer und auch Frauen -, sie gefesselt nach Jerusalem bringen solle.

3Als er unterwegs war, geschah es, dass er in die Nähe von Damaskus kam, und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel; 4er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu ihm sagen: Saul, Saul, was verfolgst du mich?

5Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Und er antwortete: Ich bin Jesus, den du verfolgst. 6Doch steh auf und geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst.

7Die Männer aber, die mit ihm unterwegs waren, standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. 8Da erhob sich Saulus vom Boden; doch als er die Augen öffnete, konnte er nicht mehr sehen. Sie mussten ihn bei der Hand nehmen und führten ihn nach Damaskus. 9Und drei Tage lang konnte er nicht sehen, und er aß nicht und trank nicht.

10In Damaskus aber war ein Jünger mit Namen Ananias, und zu diesem sprach der Herr in einer Vision: Ananias! Er sagte: Hier bin ich, Herr. 11Der Herr aber sagte zu ihm: Mach dich auf und geh in die Straße, die man ‹die Gerade› nennt, und frag im Haus des Judas nach einem Mann aus Tarsus mit Namen Saulus! Du wirst sehen, er betet, 12und er hat in einer Vision einen Mann namens Ananias gesehen, der zu ihm hereinkam und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehe.

13Ananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen Seiten gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. 14Und von den Hohen Priestern hat er hier die Vollmacht, alle festzunehmen, die deinen Namen anrufen.

15Der Herr aber sagte zu ihm: Geh hin, denn gerade er ist mein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen vor den Augen von Völkern und Königen und vor den Augen der Israeliten.

16Ich werde ihm zeigen, wie viel er wird leiden müssen um meines Namens willen. 17Da machte sich Ananias auf und ging in das Haus hinein, legte ihm die Hände auf und sprach: Saul, mein Bruder, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Weg, den du gekommen bist: Du sollst wieder sehen und erfüllt werden von heiligem Geist!

18Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, und er sah wieder; und er stand auf und ließ sich taufen. 19Und er nahm Speise zu sich und kam wieder zu Kräften. Er blieb nun einige Tage bei den Jüngern in Damaskus 20und verkündigte sofort in den Synagogen, dass Jesus der Sohn Gottes sei.

Version 2
Reformierte Kirche, Soest, Thomästraße

Liebe Gemeinde,

Wir haben die Erzählung des Lukas gehört, in der Saulus zum Paulus geworden ist, vom Christenverfolger zum Prediger des Evangeliums. Doch interessant ist, dass Lukas das gar nicht mit einer Namensänderung verbindet. Der Name Paulus wird erst später eingefügt. Trotzdem ist das ein Ereignis, bei dem man meint, Gott sei eine übernatürliche Macht, die bewirken kann, was sie will. Doch muss man Gott wirklich als übernatürliche Macht verstehen?

Es ist dies ein Thema, das mich schon ein paar Jahre lang umtreibt. Der Gegensatz zwischen säkular, weltlich auf der einen Seite und religiös, geistlich auf der anderen Seite muss überwunden werden. Er funktioniert schon aus praktischen Gründen nicht mehr. Die meisten Christinnen und Christen, die ich in den Gemeinden antreffe, sind mehr oder weniger säkular eingestellt. Doch in einer Kirche, die immer so tut, als sei Gott eine übernatürliche Macht, können sie sich nicht recht zu Hause fühlen.

Doch stimmt das überhaupt, dass Gott eine übernatürliche Macht ist? Lassen sich die Erwähnungen Gottes in vielen Erzählungen oder Brieftexten der Bibel nicht auch ganz anders lesen? Die ganze Sache wird noch dadurch erschwert, dass die Religionskritik mit ihrem Atheismus immer genau diesen Gottesbegriff angreift, weil sie damit beweisen möchte, dass sich der Glaube an Gott nicht mit der modernen Wissenschaft verträgt. Einen Versuch, das Christentum mit einem ganz anderen Gottesbegriff zu beschreiben, wird von ihnen dann oft als Fälschung kritisiert. Das tut sie, weil ihre Kritik dann nicht greifen kann und ins Leere trifft. Schon Karl Marx schrieb, Religion sei das Opium des Volks, um den Glauben an Gott so als gesellschaftliche Wirklichkeit zu sehen? („Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.“ In: Karl Marx: Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71). Es war in der Moderne chic, gegen die Religion zu sein, aber sie ist eine gesellschaftliche Realität geblieben. Das sollte aber für uns kein Grund sein, an der vormodernen Überzeugung festzuhalten, Gott sei ein übernatürliches Wesen, denn das kann so nicht wahr sein.

Der Bericht von der Berufung des Paulus scheint das Gottesbild von einer von außen wirkenden und eingreifenden Macht zunächst zu bestätigen. Doch gerade das Reizvolle ist gerade, dass ich diesen Text auch ganz anders lese. Es kann sogar sein, dass Reformierte Kirchen im Grunde immer ein wenig so wie ich gedacht haben.

Es ist doch auch ein Widerspruch, von der Verkündigung der Freiheit der Kinder Gottes zu sprechen, und Gott dabei gleichzeitig wie einen himmlischen Befehlshaber vorzustellen. Das Sein Gottes ist ein anderes als das eines übernatürlich lenkenden Wesens. Dietrich Bonhoeffer schrieb in einem seiner Bücher: „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.“ (Genau: „‚Es gibt’ nur Seiendes, Gegebenes. Es ist ein Widerspruch in sich, jenseits des Seienden ein ‚es gibt’ auffinden zu wollen. … Einen Gott, den ‚es gibt’, gibt es nicht; Gott ist im Personbezug, und das Sein ist sein Personsein.“ In: Dietrich Bonhoeffer: Akt und Sein, EVA Berlin 1990, S. 112). Es geht daher nicht an, dass wir uns selbst zu Befehlsempfängern einer höchsten Macht erklären lassen, auch wenn man damit ganz einfach die irdischen Machtansprüche in die Schranken weisen kann, wie das die Barmer Theologie Erklärung tut. Ich würde stattdessen sagen: Gott ist lebendig, Gott begegnet uns und ist für uns nur darin Gott, wie er uns begegnet. Die Vorstellung einer übernatürlichen höchsten Macht kann ich damit nicht in Verbindung bringen.

Das Gute, das uns in der Bibel gerade in der Rede von Gott begegnet, ist seine Lebendigkeit. Die begriffliche Festlegung Gottes auf solche Gottesbilder wird vielleicht sogar am deutlichsten vom Bilderverbot der Zehn Gebote in Frage gestellt. Ich möchte dann eher vermuten, dass man Gott gar nicht so verallgemeinern kann. Er oder sie ist jedenfalls nicht ausschließlich eine Macht, die uns von außen begegnet, sondern ebenso eine, die uns von innen anspricht. Thomas Müntzer, die Mystiker und die Schwärmer der Reformationszeit haben das vielleicht gar nicht so falsch gesehen, wenn sie meinten, dass der Glaube letztlich dazu führt, dass jeder Christ und jede Christin durch den Heiligen Geist selbst zu einer persönlichen Erkenntnis Gottes kommen würde. Der Glaube ist letztlich nicht zuerst eine Vorstellung, keine Dichtung, sondern zuerst eine Erfahrung. Gott wird also im Leben erkannt, auf dem Weg.

Auf die Berufungsgeschichte des Paulus angewandt, sage ich: Wir können Paulus nicht zum Objekt erklären, dem das einfach nur passiert ist. Paulus ist bei dieser Gotteserkenntnis sehr persönlich beteiligt, vor allem dann, wenn er seine Begegnung mit Gott als Begegnung mit Christus bezeichnet. Vor allem wissen wir ja auch, dass er selbst von dieser Offenbarung oder Berufung gesprochen und uns diese Erzählung überliefert hat. Der Bericht in der Apostelgeschichte ist nur eine fremde Fassung aus zweiter Hand, aber auch sie zeigt deutlich, dass es um eine Erfahrung und ihre Deutung geht. Paulus hat im 1. Korinther 15 selbst gesagt, dass ihm der Auferstandene erschienen sei und im zweiten Korintherbrief beschrieb er, dass er sich dabei, ob im Körper oder nicht, wie im Himmel gefühlt habe. Diese Beschreibung klingt ein wenig nach einer Nahtoderfahrung, von oder im Moment wieder sehr viel gesprochen wird. Ich würde mir also hierbei die Erzählung in die Ich-Form zurückverwandeln und mich fragen, was von dem, was hier beschrieben ist, ist eine persönliche Erfahrung und was ist eine objektive Tatsache?

Eine Sache noch vorweg zur Berufungsgeschichte: Paulus heißt hier noch Saul. Das ist klar und darüber wundert sich niemand. Die Namensänderung wird in der Apostelgeschichte nur mit einem Satz markiert: „Saul, der auch Paulus heißt…“ (Apg. 13). Meines Wissens ist Paulus ein römischer Name, der sich keinesfalls einfach von Saul oder Saulus herleitet, was aus dem Hebräischen stammt. Hier ändert Lukas einfach den Namen und spricht von Paulus. Ich meine, dass damit doch mehr gemeint sein muss und dass das gerade in der Berufungsgeschichte zum Ausdruck kommt. So sieht es auch der Volksmund, der ausspricht, dass hier vor Damaskus Saulus zum Paulus geworden ist. Und diese Wendung ist ein Akt der Deutung des eigenen Lebens, eine Umkehrung. Diese Namensänderung wird zur Markierung einer Bekehrung, eines neuen Seins. Vielleicht ist Paulus der Taufname, den Saul angenommen hat. Oder einfach sein römischer Zweitname. Dann hieße das, dass Paulus seinen Zweitnamen von nun an dem hebräischen Namen Saul vorzieht.

Was ist eine Lebenswende anders als die Änderung der Einstellung? In der Bibel wird das von Gott her ausgedrückt: Gott handelt mit uns Menschen, in dem er uns seinen Geist gibt, aus dem wir uns so oder so verhalten können. Die Gabe des Geistes Gottes kann spektakulär oder unspektakulär erfolgen. Und der Geist Gottes wechselt uns nicht einfach aus. Wir bleiben doch dieselben und können auch in unserem Handeln immer wieder auch mal etwas tun, dass dem Geist Gottes nicht entspricht.

Ich meine, dass damit die Berufung des Paulus anders erzählt werden kann, als darin ein Eingreifen einer übernatürlichen Macht zu sehen? Keine Angst, der Mensch wird damit nicht automatisch zum alleinigen Autor seiner Lebensgeschichte. Doch so ganz unbeteiligt ist Saul eben nicht. Sein Ziel ist Damaskus. Dort will er etwas gegen Menschen unternehmen, die als „Anhänger des neuen Weges“ bezeichnet werden und auch als „Jünger des Herrn“. Es gibt also schon hier eine Gemeinschaft von Menschen innerhalb oder außerhalb der jüdischen Synagoge, die den Gekreuzigten und Auferstandenen als den Messias Israels bekennen. Die „Anhänger des neuen Weges“ sollten nach Jerusalem gebracht werden, einer höchsten Instanz überstellt. Wir sehen, es gibt in diesem Text eine höchste Instanz, das ist aber nicht Gott, sondern der Hohe Rat oder eine andere Institution. Aber Gott ist keine Institution, sondern eine lebendige Kraft. Diese lebendige Kraft hat den Tod Jesu nicht als das Ende des Messias erscheinen lassen, sondern in der Erfahrung seiner Auferstehung gerade als sein erneutes Wirken. Worin aber wirkt Christus nach seinem Kreuzestod? Offensichtlich ja gerade in den Menschen, die sich auf ich ihn berufen. Der Gekreuzigte wird zur Gemeinde. Ein Kommentar schreibt: „Wer die Christen verfolgt, verfolgt Christus.“ (Ernst Haenchen, Die Apostelgeschichte, Göttingen 1956, S. 278). Christus lebt, ist auferstanden, lebt ja genau dort, wo Christinnen und Christen leben. Die Vision des Glaubens wird zur Gewissheit. Das Gottesreich beginnt schon jetzt und hier.

Doch wie kommt das Umdenken Sauls zustande. Er wird von einem Licht vom Himmel geblendet, das allein ihm erscheint, so heißt es hier. Die Erzählung dieses Lichts wird hier nicht von der Reaktion der Begleiter Sauls begleitet. Das heißt, dass sie es nicht sehen. Sie hören ausschließlich eine Stimme, und das kann auch gut die des Paulus selbst sein. Mit der Lichterfahrung verliert Saul gleichzeitig sein Augenlicht für ein paar Tage. Er wird von diesem Licht so geblendet, dass es ihm für einige Zeit den Sehnerv zerstört. Aber ich will nicht rationalistisch alles bis ins Kleinste erklären. Der Vorfall selbst ist für ihn absolut unverfügbar.

Paulus erlebt einen Schlag. Es ist ein Vorfall auf dem Weg, der auch gesundheitliche Ursachen haben konnte. Und dieser Schlag bringt ihn zum Umdenken. Dazu erlebt er in dieser Situation das helle Licht, das ihn blendet. In diesem Zusammenhang hört er einen Satz, den er auch ausspricht, so dass seine Begleiter ihn auch hören: „Saul, was verfolgst du mich.“ Mir ist erst von einiger Zeit aufgegangen, dass ich diesen Satz so ähnlich in einem anderen Zusammenhang schon gehört habe. Im 1. Samuelbuch ist von einem widerlichen Bürgerkrieg die Rede, den Saul, der König Israels, gegen seinen Schwiegersohn David führt. Saul ist nur stark, wenn er mit David gegen die Philister kämpft. Lässt er sich auf seine Eifersucht ein und fühlt er sich von David bedroht, dann verliert er letztlich sogar   gegen die Philister und stirbt dabei. Einmal begegnen sich Saul und David. David sagt zu Saul sinngemäß: „Saul was verfolgst du mich.“

Saul, Paulus wiederholt genau diesen Satz, und kapiert, dass er gegen David, Christus kämpft und dass dieser Kampf sinnlos ist. David ist der Christus, der ihm als der Auferstandene begegnet in den Zeuginnen und Zeugen, die an seine Gegenwart glauben. In der Auferstehung des Gekreuzigten ist der neue Bund Wirklichkeit geworden. Diesen Kampf kann Saulus wie der König Saul nur verlieren, gerade dadurch, dass er ihn als Kampf versteht, denn die Botschaft von Christus ist nicht der Krieg, sondern der Frieden.

Im Folgenden hören wir, wie Paulus hineingeführt wird nach Damaskus und in der Straße, in der er wohnt, von einem Mann namens Ananias besucht wird. Von diesem Ananias wird Saul getauft. Und damit will er eben nicht mehr der Saul sein, der gegen Christus, gegen David Krieg führt. Er hat verstanden, dass Christus sprich David ihm in den Männern und Frauen begegnet, die ihm nachfolgen, die seine geistlichen Jüngerinnen und Jünger sind, den Anhängern des neuen Weges, wie Lukas sie bezeichnet. In den Briefen bezieht er sich immer wieder darauf und sagt offen, dass er sich vom Verfolger zum Anhänger Jesu Christi gewandelt habe. Ich denke, dass dabei auch die Rolle der Mitchristen unterschätzt wird, die ihn doch schließlich bekehrt haben. Hier ist vor allem von einem Menschen namens Ananias die Rede. Er müsste eigentlich vor Paulus Angst haben, aber er lässt sich von der Stimme Gottes leiten, den Erblindeten aufzusuchen.

Diese Stimme Gottes ist eine innere, eine persönliche Erfahrung, sei es eines Traumes oder einer Gewissheit. Selbst, wenn einige Motive, wie der genau Ort, an dem sich Saul aufhält, wie eine übernatürliche Lenkung erscheinen mögen, ist es doch eigentlich nur eine gute Fügung.

Das sind Erfahrungen, die sich als geistlich bezeichnen lassen, da sie im Sinne des Glaubens Menschen zusammenführen. Nicht, dass sie übernatürlich sind, ist erstaunlich daran, sondern dass sich Menschen in Christus zusammenfinden und Christus so zu einer Gemeinschaftserfahrung wird. Saul spürt, dass er in der Begegnung auf dem Weg vor Damaskus Jesus begegnet ist, der ihn vom Heiligen Geist erfüllt hat. „Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen“. Die Deutung der Lichterfahrung ließ ihn den Glauben entdecken. Der Widerstand gegen Gott, kostete ihn Kraft, die ihn in einen Zusammenbruch geführt hat. Der Glaube hingegen gibt Kraft. Saulus lehrte in den Synagogen in Damaskus und bekannte sich zu Christus als dem Sohn Gottes. Die Umkehr ist eine ganz gewöhnliche Bekehrung, die aber hier schon zur Berufung wird. Paulus schreibt später in seinen Briefen, Christus habe ihn persönlich berufen, die Gegenwart des Reiches Gottes zu verkündigen. Im Grunde wird es aber wohl Ananias gewesen sein, der ihm gesagt hat, dass ihm Christus auf dem Wege erschienen sei.

Christus erscheint uns wohl immer als der barmherzige Samariter, als der Fremde, der uns zum Nächsten wird.

Zusammenfassend gesagt: Die Wirkung und Gegenwart Gottes ist nicht übernatürlich, sondern geistlich oder geistig. Das Bekenntnis ist eine Deutung dieser Erfahrung, keine Voraussetzung. Gott wirkt im Geschehen des Geistes. Gott führt Menschen zusammen, Gott vergibt uns in Christus unsere Schuld und gibt uns den Geist des Friedens. Der Frieden ist oftmals nur als Geschenk denkbar. Gottes Wirken ist und bleibt oft unverfügbar – aber ist Gottes Wirken übernatürlich? Braucht es nicht oft den Menschen als natürlichen Katalysator?

Amen.

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

2 Gedanken zu „Vom Saulus zum Paulus, Predigt über Apostelgeschichte 9, 1-20, Christoph Fleischer, Welver 2016“

  1. Hallo Ron, da sind noch einige Fehler drin, wie z. B. „erwischt“, wo ich nicht erkenne, was gemeint ist. Ich finde in dem Kommentar eine Einstellung in protestantischer Tradition, die aber auf Toleranz hin erweitert ist. Das, was ich in der Predigt herausgearbeitet habe, ist weder widerlegt noch ausdrücklich bestätigt.

  2. „Es war eine Zeit da ich Saulus war, gottlob daß ich Paulus geworden bin; gewiß ich war sehr erwischt, da ich nicht mehr leugnen konnte. Man fühlt Einen Augenblick, und der Augenblick ist entscheidend für das ganze Leben, und der Geist Gottes hat sich vorbehalten ihn zu bestimmen. So wenig bin ich indifferent, darf ich deswegen nicht tolerant sein? Um wie viel Millionen Meilen ver-rechnet sich der Astronom? Wer der Liebe Gottes Grenzen bestimmen wollte, würde sich noch mehr verrechnen. Weiß ich wie mancherlei seine Wege sind? so viel weiß ich, daß ich auf meinem Weg gewiß in den Himmel komme, und ich hoffe, daß er andern auch auf dem ihrigen hinein helfen wird. Unsre Kirche behauptet, daß Glauben und nicht Werke selig machen, und Christus und seine Apostel lehren das ohngefähr auch. Das zeigt nun von der großen Liebe Gottes, denn für die Erbsünde können wir nichts, und für die würkliche auch nichts, das ist so natürlich, als daß einer geht der Füße hat; und darum verlangt Gott zur Seligkeit keine Taten, keine Tugenden, sondern den einfältigsten Glauben, und durch den Glauben allein wird uns das Verdienst Christi mitgeteilt, so daß wir die Herrschaft der Sünde einigermaßen los werden hier im Leben; und nach unserm Tode, Gott weiß wie, auch das eingeborne Verderben im Grabe bleibt…“

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