Jesus mit Ecken und Kanten

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Link zu Le Monde diplomatique, 13.5.2005 Slavoj Zizek: Ein Film als Behältnis von Bedeutung…

http://www.monde-diplomatique.de/pm/2005/05/13.mondeText.artikel,a0060.idx,19

Vordergründig geht es hier um den Film Starwars III., auch um das Konzept der gesamten Starwars-Reihe. Anklänge der fitkvien Story an die Mythologie und Funktionsweisen der Religion sind unabweisbar. Dieser Text spricht keine theologische Sprache, sondern handelt philosophisch von der Religion.

Wiederkehr der Religion in der Pop-Kultur

Der Text von Zizek aus dem Jahr 2005 ist ein zweifaches Dokument der Wiederkehr der Religion. Interessant ist seine These, der westlich adaptierte Buddhismus sei eine Begleitreligion zum globalen Kapitalismus. Das ist eine Herausforderung, der zu antworten ist. Er meint damit den von ihm so bezeichneten New-Age-Hintergrund. Wir haben nun die Alternativ, das Christentum New-Age-mäßig weichzuspülen, oder mit allen Ecken und Kanten dazu zu stehen.

Buddhismus als Schlagwort für westliche New-Age-Ideologie

Die Argumentation, Christus als der Trennende sei diabolisch, ist übertrieben, zeigt aber, dass wir heraus müssen aus der Metaphysik und dem Dualismus zwischen Gut und Böse. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen als Zizek und sagen, das das Christentum nicht nur die Gründung einer neuen Gemeinschaft, sondern die Gründung der Menschheit ist.

Das Christentum erfindet die „Welt“ als Idee einer globalen Einheit

Die Christengemeinde ist die exemplarische Menschenversammlung derer, die trotz aller Vielfalt an die Gleichheit glauben und aus der Kraft der Liebe daran arbeiten, das System zu überwinden bzw. zu korrigieren. Das Christentum kombiniert Individualismus mit der Idee einer Menschheit, die Welt genannt wird (Also hat Gott die Welt geliebt…). Wer am alten System der Welt festhält, kann dazu in Konflikt geraten. Diesen Konflikt deckt Jesus auf. Er vereint und spaltet zugleich. Er erzeugt kein alles zudeckendes Wir – Gefühl, sondern ein gebrochenes, nie vollendetes WIR.

Die christliche Religion stärkt die Idee der Gemeinschaft und stellt zugleich ihre Unverfügbarkeit heraus

Zum Schluss formuliert Zizek gerade zu genial christlich, was er mit dem letzten Satz auch ausdrücklich zugibt: „Er (der Kapitalismus) konfrontiert uns mit der Tatsache, dass die Ursache unseres Leidens und unserer Knechtschaft nicht die objektive Wirklichkeit ist, – denn so etwas wie eine objektive Wirklichkeit gibt es ja nicht – sondern unser Begehren, unsere Sehnsucht nach materiellen Dingen, unsere exzessive Bindung an sie.“ Das hierin auch der Buddhismus nicht weit vom Christentum ist, aber der echte, östliche, das scheint er hier auszublenden. Dass sich hier ein dekonstruiertes Christentum mit der Kritik am globalen Kapitalismus verbindet, finde ich sympathisch. Der gemeinsame Nenner dürfte im Begriff der Achtsamkeit liegen.

Die Diskussion hierzu findet sich unter Facebook:

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Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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