Predigt Himmelfahrt 2023, Joachim Leberecht, Herzogenrath 2023

Foto aus der ehemaligen Abteikirche Essen-Werden, Christoph Fleischer 2023

„Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben.“  Apostelgeschichte 1,9a

Liebe Himmelfahrtsgemeinde,

heute feiern wir, dass Jesus Christus in den Himmel gefahren ist. Seine Sendung auf Erden hatte ein definitives Ende, mit seiner Auferstehung beginnt sein himmlisches Leben im Reich des Vaters. Dort im Himmel ist Gottes Herrschaft schon errichtet, auf Erden aber noch nicht. Daher fragen ihn seine Jüngerinnen und Jünger, wenn du zum Vater gehst, wird dann Gottes Herrschaft in Israel errichtet werden? Jesus antwortet ihnen: Dafür braucht ihr weder Zeiten noch Fristen zu kennen (V.7). Den Zeitpunkt hat allein der Vater festgelegt. Ihr aber wartet auf den Heiligen Geist, dieser wird euch mit Kraft erfüllen und euch den Weg weisen.

Das Fest der Himmelfahrt Jesu

Aus dieser Erzählung, die die Apostelgeschichte überliefert, ist das Fest Christi Himmelfahrt geworden. Mit der Himmelfahrt Jesu ist der Glaube verbunden, dass Jesus mit seinem Vater im Himmel regiert, das Reich Gottes schon aufgerichtet ist, und dass der Geist Gottes uns beten lehrt: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“

Reich Gottes, Es ist bereits da und wird doch noch erwartet

In dieser Spannung leben wir heute. Wir wissen, was Gottes Wille ist und wie wir leben sollten, aber wir tun es nicht. Wir können das Reich Gottes nicht aus eigener Kraft auf dieser Erde errichten, aber ernstlich anstreben und darum bitten, das ist unsere Aufgabe. Richtschnur unseres Handelns sind dabei die Gebote Gottes und das Leben Jesu. Das Reich Gottes ist schon mitten unter uns, und doch muss es immer wieder kommen, bis es sich an Jesu Wiederkunft vollends durchsetzt. Nicht mit Macht und Gewalt, sondern mit Liebe und einer neuen Sicht auf den Menschen und Gottes Schöpfung.

Heute beginnt das Himmelfahrtswochenende. Für viele eine Auszeit von Beruf und Verpflichtungen. Der Freitag wird als Brückentag genommen und viele fahren ins Blaue, genießen das frische Grün und den malzigen Maibock.

„Himmelfahrtskommando“ – Warum dieses Wort wieder aktuell ist.

Für Soldaten und Söldner am Dnipro setzt sich aber am Himmelsfahrtwochenende das Himmelfahrtskommando fort. Sie werden in den Krieg geschickt, Rückkehr mehr als ungewiss. Viele Tausende sind schon im Russland-Ukrainekrieg gestorben, viele Familien bangen um ihre Söhne und Töchter. Für die einen sind es Heldinnen und Helden für das Vaterland, für die anderen bloßes Kanonenfutter.

Liebe Gemeinde,

leider kann ich Ihnen heute am christlichen Himmelsfahrttag, der doch unsere Hoffnung und Freude ausdrückt – dass Gott das Regiment hat – nicht verhehlen, dass statt eines weiten blauen Himmels, sich der Himmel verengt hat, statt der zwitschernden und paarungsbereiten Vögel an Kriegsorten die Drohnen ausschwärmen.

Immer noch nicht wurden unsere Gebete erhört, dass die Waffen niedergelegt werden und ernsthaft Friedensverhandlungen angestrebt werden, ja überhaupt gewollt werden. Es ist kein Wille zum Frieden da. Weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Das ist ein Skandal!

Wir haben uns an den Krieg gewöhnt. Im Reich Gottes aber gibt es keine Gewöhnung an Gewalt und Unrecht.

Warum wir an den Frieden glauben.

An Christi Himmelfahrt glauben heißt, sich nicht an den Krieg und die Waffenlieferungen zu gewöhnen, sondern sich an den Auftrag zu erinnern, dass es auf Erden sein soll wie im Himmel. Wir aber glauben an den Krieg. Wir glauben an die Macht des Stärkeren. Wir glauben – so falsch es klingen mag – dass der Friede allein durch Waffen hergestellt werden kann. Wer etwas anderes glaubt, liegt falsch, ist naiv und wird kurzerhand aus dem Diskurs ausgegrenzt und mundtot gemacht.

Liebe Gemeinde,

Christi Himmelfahrt ist kein verstaubtes Fest. Der Glaube an die Herrschaft der Liebe ist nichts für bürgerliche und romantische Gemüter, er ist so radikal wie Jesu Leben selbst.

Dieses Zeugnis Jesu sind wir der Welt schuldig, die wieder auf Gewalt, Rüstung und Militär setzt als gebe es kein Morgen.

Es ist derselbe Jesus, der in den Himmel gefahren ist, wie der, der auf Erden lebte. Es ist Jesus mit seiner Botschaft: „Liebet eure Feinde!“ Darin liegt schon der Keim der Überwindung der Institution des Krieges. Doch wer glaubt daran? So gut wie niemand.

Es ist nicht die große Zahl, die berufen ist, Jesus nachzufolgen und sein Kreuz auf sich zu nehmen. Doch ohne Nachfolgerinnen und Nachfolger, die Gewaltlosigkeit wie ihr HERR leben, sind die Gläubigen kein Licht und kein Salz mehr in dieser Welt.

Liebe Gemeinde,

ich will Ihnen den Himmelfahrtstag nicht versalzen, ich will auch nicht Salz in die Wunden streuen, ich will Geschmack auf das Salz der Himmelsherrschaft machen, dass unser Leben Würze bekommt, dass wir uns sehnen, dass der Himmel auf Erden kommt, und dass wir dem Frieden nachjagen.

Amen