zu: Anja Hilscher: Imageproblem, Das Bild vom bösen Islam und meine bunte muslimische Welt, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2012, ISBN 978-3-579-06576-2, Preis: 14 , 99 €
Anja Hilscher ist seit über 20 Jahren Muslima. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Norddeutschland. Sie ist ausgebildete Grundschullehrerin, arbeitet aber inzwischen als Publizistin und Sprachlehrerin in Integrationskursen. Ihr Buch mit dem Titel „Imageproblem“ ist eigentlich nicht mehr oder weniger als ein kurz gefasster islamischer Katechismus für Muslime, die in der westlichen Welt leben. Die Kapitel sind im Prinzip immer gleich aufgebaut. Sie widmen sich auf einigen Seiten einem bestimmten Thema in der Darstellung des Islams. Am Schluss des Abschnitts kommt dann immer eine Ansammlung von Zitaten aus dem Koran oder aus der islamischen Tradition, die meistens die Darstellung der Autorin belegen oder rechtfertigen.
Bildung und Islam gehören zusammen
Vom Titel und vom Vorwort her hat man zuerst den Eindruck, als stünde die Auseinandersetzung mit bestehenden Vorurteilen im Vordergrund. Im Prinzip sind aber alle Kapitel unterschiedlichen Themen der islamischen Religion gewidmet. Wer etwas von der islamisch-christlichen Diskussion kennt, wird genau merken, dass die Autorin nicht nur nach außen, sondern auch nach innen spricht. Einige Beispiele: Bildung und Islam gehören zusammen. Der persönliche Glaube hat einen so hohen Stellenwert, dass er nicht von einem anderen Muslim infrage gestellt werden darf. Muslim wird man nicht durch eine bestimmte Handlung, sondern jeder Mensch wird als Muslim geboren.
„Ich denke ihn mir nett.“
Das Wesen Gottes wird von den 100 Namen Gottes im Koran her interpretiert. Dass dazu auch Eigenschaften gehören, die wir eher dem christlichen Gottesbild zuordnen würden, ist für Außenstehende vielleicht überraschend. Anja Hilscher sagt knapp: „Ich persönlich denke ihn mir nett.“ Gott, Allah, oder wie man Gott auch immer nennen mag, ist die „Quelle allen Lebens“ (im Koran).
Einladung zum Dialog der Religionen
Damit macht sie die Tür zum interreligiösen Dialog ganz weit auf, ohne jedoch alle Unterschiede zu verwischen. Es ist auch sympathisch, dass sie sich eher an Koran orientiert, als an den Auslegungen der Rechtstraditionen. Doch die Frage, ob die Wahrnehmung der islamischen Religion in den westlichen Gesellschaften doch nur ein Imageproblem ist, kann letztlich nur im gesellschaftlichen Miteinander der Religionen und den sich eher säkular verstehenden Menschen beantwortet werden. Diese Auslegung des Islam, vielleicht steht sie stellvertretend auch für andere Religionen, zeigt deutlich, dass die Gesellschaft und die Religionen kein Gegensatz sind. Man muss nicht zum Islam konvertieren, wenn man dieses Buch gelesen hat, aber man kann es sich besser vorstellen, wie es ist, heute in dieser Gesellschaft als Muslim zu leben.