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Stefan Alkier, Rainer Kessler, Michael Rydryck: Wirtschaft und Geld, Reihe: Lebenswelten der Bibel, Hrsg. Alexandra Grund-Wittenberg, Markus Öhler, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloher 2016, Softcover, 175 Seiten, ISBN: 978-3-579-08236-3, Preis: 19,99 Euro
Ich habe schon bei manchen Predigttexten dieses umfassende Buch zur antiken Sozialgeschichte zur Hand genommen. Der Begriff der „Lebenswelten“ gibt einen weiteren Horizont, da hierbei Umweltfaktoren und kulturelle Kontexte miteinander verknüpft werden. Man sollte mit dem Buch nicht nur arbeiten, indem man das Bibelstellenregister verwendet, sondern auch so, dass historische Bedingungen des Wirtschaftens aufgedeckt und in die Auslegung einbezogen werden.
Die ersten Kapitel beziehen sich auf das Alte Testament, ausgearbeitet von Rainer Kessler. Die Stichworte des Inhalts sind: „Subsistenzwirtschaft“, „Königtum“, „Prekarisierung“, „Imperialisierung der Großmächte“ und „Geld“. Stichworte zum Neuen Testament, ausgearbeitet von Stefan Alkier und Michael Rydryck sind: „Wirtschaft“, „Fluss des Geldes“, „Ökonomie und Kult“, „Essen und Obdach“, „Gewerbe und Handel“ und „Kapital und Arbeit“.
Zum Ausblick werden die Grundvokabeln von Wirtschaft und Religion miteinander ins Gespräch gebracht.
Als Beispiel für das Alte Testament sehe ich mir eine Seite über landwirtschaftliche Produkte an. Zunächst ist von Getreide die Rede, ohne jedoch detailliert auf die Produktion einzugehen. Mit Weinstock, Feigenbaum und Ölbaum wird deutlich gemacht, dass landwirtschaftliche Produkte zur Symbolwelt des Alten Testaments gehören. Bei der Viehzucht hingegen wird an Rindern und Schafen der Unterschied zwischen Groß- und Kleinvieh erläutert. Hier steht die Umwelt des AT bewusst gegen die großen Werte und setzt auf den israelitischen Alltag mit der verbreiteten Kleinviehhaltung mit Schafen und Ziegen (vgl. S. 16). Diese Differenzierung setzt einen inhaltlichen Akzent.
Im Bereich des Neuen Testaments, der darauf folgt, wird unter anderem auf mehreren Seiten das Thema „Märkte und Wege“ verhandelt (vgl. S. 129-134). Hier ist zunächst vom nach allgemein römischen Vorbild errichtetem Tempelmarkt in Jerusalem die Rede, der im herodianischen Tempel bewusst vorgesehen war. Am Sabbat ruhte der Verkauf allerdings.
Bei der Beschreibung der Märkte wird auf die Teilnahme der jüdischen Bevölkerung viel Wert gelegt. Die übrige Behandlung der Märkte geschieht ohne bestimmte lokale Bezüge. Die allgemeinen Bedingungen des römischen Reichs müssen hingegen auch für Palästina vorausgesetzt werden.
Der Ausbau der Landwege muss für jedes Land vorausgesetzt werden, das von den Römern besetzt war. Schwere Güter konnten allerdings nur mit dem Schiff bewegt werden, wobei mir hier der Hinweis darauf fehlt, dass zwischen Oktober und März der Schiffsverkehr witterungsbedingt ruhen musste. Doch es ist schon plausibel, dass die Ausarbeitung der Handelswege auch der Verbreitung des Evangeliums zugute kommen mussten. „Auf den Wegen der interkontinentalen Handelsbeziehungen des Imperium Romanum breitete sich das Evangelium vom auferweckten Gekreuzigten, Jesus Christus, aus und wird zu einer Grenzen und Welten überwindenden Hoffnung für alle Völker.“ (S. 134)
Das Buch über die Lebenswelt in ökonomischer Hinsicht verliert sich nicht in Details und sucht stattdessen immer wieder inhaltliche Parallele zu Botschaft der Bibel. Leider habe ich im Literaturverzeichnis die Arbeiten von Hans Georg Kippenberg vermisst, z. B. „Religion und Klassenbildung im antiken Judäa“, Göttingen 1982.