Die eisernen Körbe am Kirchturm von St. Lamberti sind ein Wahrzeichen der Stadt, das nicht nur Touristen einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Die Käfige führen Jahrhunderte später noch den öffentlichen Tod der Anführer der Täuferbewegung Jan van Leiden, Bernhard Knipperdolling und Bernd Krechting vor Augen. Die Täufer wurden am 22. Januar 1536 auf Geheiß des Bischofs auf dem Prinzipalmarkt erbarmungslos mehrere Stunden lang gefoltert, hingerichtet und ihre Leichen in den drei Käfigen am Kirchturm zur Schau gestellt.
Die sterblichen Überreste waren noch Jahrzehnte später sichtbar. Die historischen Käfige, angefertigt durch Schmied Bertolt Smit von Lüdinghausen, sind heute ein eingetragenes Baudenkmal und ein nicht unumstrittenes Zeugnis religiöser Radikalisierung und unerbittlicher Strafjustiz.
451 Jahre später setzte sich der Künstler Lothar Baumgarten mit dem grausamen Kapitel der Reformationsbewegung auseinander. Für die Skulptur-Projekte 1987 installierte er drei schwach brennende „Irrlichter“ in den Käfigen. In 60 Metern Höhe erinnerten drei Glühlampen an die verlorenen Seelen der Wiedertäufer und deren geschundene Leichname, die als Warnung und Einschüchterung der Bevölkerung am Lamberti-Turm aufgehängt wurden. Drei flackernde Totenlichter, die am Abend wie ein Zeichen aus der Vergangenheit ins Land leuchteten.
In 60 Meter Höhe erinnern drei Glühlampen an die verlorenen Seelen der Täufer. Lothar Baumgarten schuf seine Installation „Drei Irrlichter“ zur Skulpturenausstellung 1987 – gut 450 Jahre nach dem Ende der Täuferherrschaft. Foto: Presseamt Münster / Angelika Klauser.
Diese historische Zeichnung zeigt die drei Täuferführer, deren Leichen 1536 in den eisernen Körben an St. Lamberti zu Schau gestellt wurden. Foto: Stadt Münster.