Nachruf der Evangelischen Kirche von Westfalen auf Claus Humbert, Ralf Lange-Sonntag, Bielefeld, Januar 2024

Vorbemerkung: Obwohl unsere Freundschaft seit meinem Weggang aus Dortmund 2003 etwas eingeschlafen ist, hat mich die Nachricht über seinen frühen Tod sehr betroffen gemacht. Das Foto auf der Traueranzeige, die ich über das Internet einsehen konnte, zeigt ihn so lebensfroh, wie wir ihn kannten. Claus verstärkte in Münster unser Team der ESG, studierte dann aber nach einigen Semestern weiter in Heidelberg, wo er seine Frau Sabine kennenlernte. Er war Familienvater und engagierter Gemeindepfarrer in Witten. In Zusammenarbeit mit der Ökumenischen Werkstatt Wuppertal haben wir gemeinsam einen Konfijahrgang über KU in Ökumenischer Perspektive erstellt (Vom Glauben der die Welt umspannt).

Als ich später im Kirchenkreis Soest arbeitete bemerkte ich einmal auf Facebook ein Foto vom See Genezareth, dass mich dann regelmäßig als Startbildschirm auf meinem PC begrüßte.

Hier nun der Nachruf der Evangelischen Kirche von Westfalen:

 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Röm 14,8 

In der Nacht zum 17. Dezember 2023 ist Pfarrer Claus Humbert nach schwerer Krankheit kurz vor Vollendung seines 65. Lebensjahrs gestorben. 

Claus Humbert war Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Annen in Witten, bevor er im Juni dieses Jahres in den Ruhestand ging. Neben Themen des Miteinanders von Kirche und Sport sowie sozialpolitischen Fragestellungen galt sein großes Engagement besonders dem jüdisch-christlichen Dialog. In einem Kontaktstudium mit „Studium in Israel e.V.“ konnte er seine Kenntnisse vom jüdischen Glauben ver-tiefen und Netzwerke im Dialog knüpfen. Anschließend war er Ansprechpartner für das Fortbildungsprogramm von „Studium in Israel e.V.“ Mehrfach führte Claus Humbert Gruppen nach Israel und Palästina und organisierte Pastoralkollegs zu Fragen des jüdisch-christlichen Dialogs. Dadurch hat er viele Menschen in Beziehung zum jüdischen Glauben und zum Land Israel bringen können. 

Claus Humbert war seit Jahren tätig als kreiskirchlicher Beauftragter des Kirchenkreises Witten-Hattingen für den christlich-jüdischen Dialog. Als Abgeordneter der westfälischen Beauftragtenkonferenz für den christlich-jüdischen Dialog vertrat er die Evangelische Kirche von Westfalen bei der EKD-weiten „Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden“. Die westfälische Beauftragtenkonferenz für den christlich-jüdischen Dialog wählte ihn auf ihrer letzten Sitzung im September 2023 zu ihrem Sprecher. 

Wir danken Claus Humbert für sein großes Engagement, das viele Impulse gesetzt und den Dialog entscheidend geprägt hat. Sein Humor und sein Optimismus werden uns im christlich-jüdischen Dialog fehlen. Wir werden Claus Humbert schmerzlich vermissen. 

Gott behüte seine Seele und segne seinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Seiner Familie und allen Trauernden sprechen wir unser Beileid aus und wünschen ihnen Kraft und Trost. 

Im Namen der Beauftragtenkonferenz der EKvW für christlich-jüdischen Dialog: 

Ralf Lange-Sonntag 

(Beauftragter der EKvW für den christlich-jüdischen Dialog) 

Bürgermeister Wigant begrüßt Entscheidung des OVG zum Flughafen, Pressemeldung, Kreisstadt Unna

Ein passendes Video:

Unna, den 26. Januar 2022

Nacht und Abendflug rechtswidrig

Mit Freude und auch Erleichterung hat Unnas Bürgermeister Dirk Wigant die heutigen Entscheidungen (Mittwoch, 26. Januar 2022) des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster aufgenommen. In dieser Entscheidung hat das OVG die Genehmigung der Bezirksregierung Münster über die Zulassung von Flugverkehr in den abendlichen Nachtstunden am Flughafen Dortmund aus dem Jahr 2018 für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.

Lärmschutz hat Vorrang

„Für uns steht der Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Unna an erster Stelle. Deshalb freue ich mich auch, dass das Gericht in seiner Entscheidungsfindung dem Lärmschutz der Bürgerinnen und Bürger deutlichen Vorrang eingeräumt hat“, sagte Unnas Bürgermeister Dirk Wigant. Geklagt hatten fünf Privatpersonen und die Stadt Unna.

Schon 2015 hatte das OVG die ursprüngliche Fassung der Genehmigung vom 23. Mai 2014, mit der erstmalig planmäßige Landungen bis 23 Uhr und planmäßige Starts bis 22.30 Uhr zugelassen worden waren, wegen Abwägungsmängeln für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt.

Mit der Änderungsgenehmigung vom 1. August 2018 sollten diese Abwägungsfehler behoben werden. Danach waren planmäßige Landungen bis 23 Uhr, verspätete Landungen bis 23.30 Uhr und verspätete Starts bis 22.30 Uhr zugelassen. Auch bei dieser Genehmigung stellte das Gericht Abwägungsfehler fest.

In seiner Begründung führte das Gericht aus, dass die Lärmschutzbelange der Bevölkerung, die das Gewicht der für die Verlängerung der Betriebszeit sprechenden öffentlichen Verkehrsinteressen mindern, von der Bezirksregierung als zuständiger Genehmigungsbehörde unzureichend festgestellt und berücksichtigt worden sind. Die Bezirksregierung hat Fluglärmbelastungen mit einem nächtlichen Dauerschallpegel von weniger als 45 dB(A) nicht in ihre Abwägung  einbezogen. Ebenso wenig sind durch die Bezirksregierung die Lärmbetroffenheiten durch maximale Einzelpegel ermittelt und berücksichtigt worden.

Rechtskraft erst in vier Wochen

Allerdings hat das Gericht die Genehmigung der Bezirksregierung noch nicht aufgehoben. Die Flugzeuge dürfen vorerst weiterhin nach 22 Uhr am Dortmunder Flughafen starten und landen – das aber nur so lange, bis die Urteile des OVG rechtskräftig sind – einen Monat nach Zustellung des Urteils.

Zwar hat das OVG die Klage der Kreisstadt Unna als unbegründet abgewiesen, weil die Klagebegründungsfrist nach dem Umweltrechtsbehelfsgesetz nicht eingehalten worden sein soll. Diese Frage ist durchaus strittig, für den Rechtsstreit aber im Ergebnis ohne Belang, da das OVG die Genehmigung, jedenfalls aus anderen Gründen für rechtswidrig erachtet hat.

Für die Bürger*innen der Kreisstadt Unna zählt allein, dass die Genehmigung der Bezirksregierung aus dem Jahr 2018 rechtswidrig und nicht vollziehbar ist.

 

 

 

Museum Haus Opherdicke, Pressemeldung Kreis Unna, 14.01.2022

Mit Kultur ins neue Jahr (unter 2G oder 2G+, Zusatz des Bloggers)

Kreis Unna. Langsam schleicht er sich ein: Der Alltag im neuen Jahr. Wer jetzt schon eine kleine Auszeit braucht, für den lohnt sich vielleicht der Besuch im schönen Museum Haus Opherdicke: In aller Ruhe in die Bilder der aktuellen Ausstellung „Hermann Stenner und seine Lehrer“ eintauchen – das geht noch bis zum 27. Februar immer mittwochs bis sonntags.

BZ: Museum Haus Opherdicke. Foto: Oliver Nauditt

Auch das Bistro hat geöffnet – selbstverständlich ist der Besuch nur unter Einhaltung der aktuellen Regeln möglich. Das heißt 2G (geimpft oder genesen) fürs Museum und für das Bistro 2G+ (geimpft oder genesen plus Booster oder negativer Test). Also Nachweise und Ausweis beim Besuch nicht vergessen. Zu den neuen Regeln zählt auch, dass eine OP-Maske für einen Besuch nicht mehr ausreicht – die FFP2-Maske ist Pflicht.

 

Einführungsvideo und Skulpturenpark

Wer die Ausstellung im kreiseigenen Wasserschloss in Holzwickede besucht, sollte zunächst in den Medienraum des Museums gehen. Dort gibt ein Einführungsvideo, in dem viel Wissenswertes zur Ausstellung von einer Expertin erklärt wird. Und wenn das Wetter passt, lohnt sich im Anschluss nach dem Bummel durchs Museum auch ein Spaziergang durch den Skulpturenpark für eine kleine Auszeit zu Jahresbeginn. PK | PKU

Zusatz vom Blogger: Ich habe einige Bilder auf Google hochgeladen, die man auf Google Maps findet (Opherdicke, Bilder auf google maps)

 

Ausstellung „ESEL“ in Unna, ein Hinweis an die Kuratorinnen, Christoph Fleischer, Fröndenberg 2021

Das Stadtmuseum in Unna zeigt zur Zeit die Ausstellung über den Esel. Daher möchte ich zunächst aus einer kurzen Pressenotiz zitieren, die zudem auf eine noch aktuelle Führung hinweist:

„DER ESEL. Viel mehr als Unnas Stadtsymbol“
Kostenlose Führung durch die Ausstellung

Kreisstadt Unna.

Seit dem 21. November ist die Ausstellung „DER ESEL. Viel mehr als Unnas Stadtsymbol“ im Hellweg-Museum Unna für Gäste geöffnet. Die erste Führung findet am Sonntag, 5. Dezember, statt und startet um 15 Uhr. Es gilt die 2G-Regel.

Bei dem einstündigen Rundgang mit Historikerin und Museumspädagogin Birgit Hartings erfahren die Besucher*innen nicht nur, wieso der Esel in Unna eine so wichtige Rolle spielt. Auch die ihm zugeschriebenen Eigenschaften und der Wandel vom Nutztier zum Freizeitpartner in unseren Breitengraden werden thematisiert. Danach begeben sich die Teilnehmenden auf die vielfältigen Spuren, die der Esel in der Kulturgeschichte hinterlassen hat. Diese lassen sich unter anderem in Religion, Kunst, Literatur und Sprache, aber auch im Strafwesen finden. Eine Schandmaske aus der Frühen Neuzeit gehört zu den Höhepunkten der Ausstellung.

Dieses Verlies ist direkt in das Gebäude des Stadtmuseums integriert.

Auf dem folenden Bild ist ebenfalls ein Esel dargestellt. Dieser steht vor der Krippe am Unnaer Weihnachtsmarkt. Er erinnert ein wenig an eine Comikfigur.

Mir selbst kam ein anderer Esel in den Sinn, auf den die Unnaer Ausstellung nicht hinweist, der Esel aus der Drüggelter Kapelle (Möhnesee). Und so schrieb ich die Kuratorinnen der Ausstellung in einer Email an:

Warum steht der Esel im Wasser oder am Wasser? Er ist ohne Gepäck, warum? Hat das etwas mit dem Übergang zwischen Soester Börde und Arnsberger Wald zu tun?

Kathrin Götker:

Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Darstellung eines Esels im/am Wasser und dem Übergang zwischen Soester Börder und Arnsberger Wald ist mir nicht bekannt. Falls es eine entsprechende Erzähltradition gibt, wäre das aber sicherlich eine gute Erklärung für diese spezielle Darstellung.

Ansonsten: Da der Esel keine Anzeichen von Domestizierung zeigt, wird es sich sicherlich um die Darstellung eines Wildesels handeln. Sollte er tatsächlich im Wasser stehen (das ist auf dem Foto nicht richtig zu erkennen), wäre das in der Tat sehr ungewöhnlich, da Esel das Betreten von Wasser üblicherweise meiden. Vielleicht steht das Tier doch eher an einer Wasserstelle?

Durch die Position am Kapitell eines Kirchenbaus liegt ein Zusammenhang zur christlich-allegorischen Bildwelt nahe, die sowohl sehr negative (Teufelstier, Tier der Ungläubigen, …) und auch sehr positive (Tier der Genügsamkeit, Duldsamkeit, Einfältigkeit, später auch: Tier der Pilger, …) Deutungen bereithält. Eine konkrete Verbindung zum Wasser findet sich z. B. im Buch der Natur des Konrad von Megenberg und in der Enzyklopädie De proprietatibus rerum des Bartholomäus Anglicus. Dort wird die natürliche Vorliebe des (Wild-)Esels für reines, bewegtes Wasser (und die Ablehnung von trübem Wasser) mit der Tugend der Genügsamkeit und der intuitiven Orientierung an der lebendigen Lehre Gottes (und der Verachtung der weltlichen Lehre) in Verbindung gebracht. Könnte das eine Spur sein? Gibt es vielleicht weitere Bildwerke an anderen Kapitellen, so dass sich ein Programm erschließen ließe?

Die Email, die, so Frau Götker, zunächst nicht für eine Veröffentlichung gedacht war, zeigt doch sehr sachkundig den Umgang mit ikonografischem Material. Selbstverständlich kann man hier aus dem zeitlichen Abstand heraus nur spekulieren. Die sonstige Ausstattung der Kirche ist mager an Bildwerken. Lediglich die Architektur des Zwölf-Säulen-Kreises weist auf die Israelpilgerfahrten wenn nicht gar auf die Kreuzzüge hin.

Der Esel rastet am frischen fließenden Wasser der Möhne, das Bild gefällt mir. Ob er hier auch mit auf die Pilgerfahrt ins Heilige Land geht, muss offen bleiben. Die Verbindung zur Schöpfung sowohl im Tier des Wildesels, der später zum Haus- und Lasttier wurde, als auch im Wasser passt zum Standort der Drüggelter Kapelle sehr wohl.

Zum Schluss ein Hinweis auf Johann Moritz Schwager aus Jöllenbeck. Der umtriebige Pfarrer der Aufklärung, der fleißig literarisch aktiv war, hinterließ einige Reisebeschreibungen aus dem achtzehnten Jahrhundert. Dabei kam er ausgerechnet auch nach Unna und dort fielen auch ihm die vielen Hausesel als Nutztiere auf:

Link: https://museen.de/der-esel-unna.html

Frankfurter Buchmesse 2021, Notizen, Christoph Fleischer, Fröndenberg 2021

 

Foto Niklas Fleischer

Vorrede: Anmerkung zum Format dieses Kurzberichts.

Dem zuvor erschienen Bericht von Niklas Fleischer kann ich nur zustimmen und möchte keinen zweiten anfügen. Niklas hat mich lediglich gebeten, seinem Bericht meine inhaltlichen Notizen hinzuzufügen. Ich muss zugeben, dass ich diese erst aus dem Fundus meiner Mitbringsel rekonstruiert habe. Es geht ja eigentlich auch nur darum, dadurch zu veranschaulichen, dass die traditionelle Buchmessenarbeit durchaus möglich war und vielleicht abgesehen von der etwas schlechteren Auswahl durch die neue Raumaufteilung auch weniger hektisch ausgeführt werden konnte. Ich habe gerade in dem Bericht der Frankfurter Buchmesse selbst noch gesehen, dass das Programm digital zu verfolgen war. Daran haben wir nun offensichtlich weniger teilgenommen, aber das ist trotzdem gut und sinnvoll, zumal diese Beiträge ja meist auch später noch eingesehen werden können.

Foto Niklas Fleischer
Ein Hinweis:

Da dies bewusst nur Notizen sind, führe ich das Format der Buchangaben nicht so gründlich aus, bitte also die Leserinnen und Leser sich im Internet durch Stichwortsuche einen passenden Ort für ihre Recherchen zu suchen. Meist sind das die Verlagsseiten, aber auch die Portale der großen Internet-Buchhändler.

Blaue Frau

Zunächst fiel mir die „Blaue Frau“ von Antje Ravik Strubel aus dem Verlag S.Fischer ins Auge, da es die diesjährige Preisträgerin des deutschen Buchpreises ist, und ich vor der Buchmesse davon gehört hatte. Es interessiert mich auch inhaltlich, da es um die Aufarbeitung einer Vergewaltigung geht, die als Traumatisierung einen Menschen das ganze Leben verfolgen kann. Der Verlag S. Fischer wartete seit 2007 auf einen erneuten Buchpreis. Es ist wirklich einer von den guten Literaturverlagen.

Foto Niklas Fleischer

Mensch, Gott

Bei Suhrkamp finde ich eine Auswahl von Texten von Wolf Biermann unter der Überschrift, „Mensch, Gott“ mir wird sofort klar, dass die Texte, nicht nur die Lieder von Biermann auch religiöse Anspielungen haben und profan christliche Inhalte verbreiten. Man denke nur an das Lied: „Ermutigung“, das in der christlichen Friedensbewegung rauf und runter gesungen wurde. Da ich den Newsletter von Suhrkamp bekomme und im Blogger-Verteiler bin, versuche ich mal ein Rezensionsexemplar zu erhalten.

 

Michelangelo

Bei Wagenbach, dem linken Literaturverlag, finde ich den Schwerpunkt „Kunst“ interessant. Erste Raffaels Schule von Athen und jetzt „Michelangelo“, das fällt ins Auge. Man setzt dabei auf Qualität. Der Preis des Buches wird ab dem 1.1.2022 bei 98,00 Euro liegen, vorher ein wenig niedriger. Da kann man nur sagen: Was nichts kostet, das taugt nichts.

 

St. Maria zur Wiese

Machen wir bei Kunst weiter: Da meine Wege neuerdings in die Normandie führen, fiel mir das Buch über die Normannen ins Auge. Es sind zwei Ausstellungsbände zum Preis von einem, 49,00 Euro und ist eine Koproduktion von „Schnell und Steiner“ mit der Stadt Mannheim. zu Hause nehme ich den Katalog zur Hand und finde etwas, das mir auch sehr interessant erscheint mit lokalem Bezug: Eva Maria Bongardt: „Die Kirche St. Maria zur Wiese in Soest und ihre Bildausstattung.“ Das Buch ist bereits erschienen und kostet ambitionierte 76,00 Euro. Wer die Kirche kennt und vielleicht schon Gottesdienste dort gefeiert hat, weiß, dass die Bildaustattung phänomenal ist.

Pandemie, die erste

Beim Passagen-Verlag aus Wien fiel mir auf: Jean-Luc Nancy: „Ein allzu menschlicher Virus“. Das Buch ist frisch erschienen. Die Pandemie gibt in der Tat zu denken. Das Büchlein ist zudem auch nicht allzu dick. Für mich ist Jean-Luc Nancy als Schüler irgendwie auch inhaltlich der Nachfolger von Jacques Derrida, der Begründer der Postmoderne.

Liberale Glaubenshaltung

Kommen wir mal zu religiösen Themen: Beim Vier Türme Verlag des Benediktinerklosters Münsterschwarzach schreibt der allseits bekannte Anselm Grün, und vermittelt eine sakrale Haltung, die mit der modernen Lebensauffassung vereinbar ist und spirituelle Impulse gibt. Reizvoll sind dazu im Katalog die Neuerscheinungen „Checkliste Himmel“, Glaube zum Ausfüllen. Oder genauso postmodern: Gesine Palmer: „Vielfalt statt Konsens in den Religionen“. vielleicht wird die liberale Glaubenshaltung, von der hier die Rede ist, auch mal die Kirche retten.

Geschlechtervielfalt

Hierzu gibt es im eher unbekannten Verlag Nünnerich-Asmus (www.na-verlag.de“ ein Ausstellungskatalog mit dem sinnigen Titel „G*tt w/m/d“, Geschlechtervielfalt in biblischen Zeiten. Die dazu gehörige Ausstellung wird bis zum 19.12.2021 im Bibelhaus Frankfurt gezeigt.

Jesus oder Paulus

Bei C.H.Beck fällt mein Blick auf das Buch von Johannes Fried: „Jesus oder Paulus“ (22,00 Euro). Ist ja klar: wenn Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, wie Fried in einem andren Buch darstellt, dann muss er nach der Kreuzigung weitergelebt haben. Doch davon ist außer bei als Erscheinung des Auferstandenen in der Bibel nicht die Rede. Wäre also spannend zu lesen, wie der Altmeister der profanen Geschichte die Gegenwart Jesu weiter begründet. Auch der richtige Tod des Erlösers würde mich dann auch interessieren.

Ist die Zukunft der Kirche bezahlbar?

Pragmatisch ist da eher der Neuenkirchener Verlag mit der Arbeit von David Guttmann und Fabian Peters: #Projektion2060, Die Freiburger Studie zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer, Analyse – Chancen – Visionen, 26,00 Euro. Es ist diesmal keine Umfrage, sondern eine ökonomische Studie, die sich sehen lässt.

Etwas Psychologie zum Schluss:

Bei Hogrefe greife ich das Gesamtverzeichnis 2022 ab, zumal da noch einige Rezensionen offen sind. …

Beim Psychosozialverlag aus Gießen wird ein Buch aus 2020 offen verschenkt: Steven Taylor: „Die Pandemie als psychologische Herausforderung“ (Übersetzt aus dem Amerikanischen).

Eine Neuerscheinung berührt mich persönlich: Anja Röhl: Heimweh-Verschickungskinder erzählen, Hardcover, 24,90 Euro (weitere Info hier: www.verschickungsheime.de).

1700 Jahre jüdisches Leben

Zu guter Letzt: Aus dem Homunculus-Verlag bekomme ich hoffentlich recht bald das Rezensionsexemplar von Uwe Seltmann: „Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.“ Es ist kein Katalog zur gegenwärtigen Jubiläumsausstellung, sondern eher ein begleitendes Sachbuch.

Wäre doch gelacht, …

…wenn ich von dieser Buchmesse nicht auch Anregungen und Lesetipps mitgenommen hätte. Mein Eindruck: Die bleibende Präsenz der Verlage ohne Massenandrang ist für diese Aufnahme von Informationen kein Nachteil gewesen.

Foto Niklas Fleischer