Zu: Peter Bürger: Friedenslandschaft Sauerland, Antimilitarismus und Pazifismus im Sauerland, Edition Leutekirche Sauerland 1, Books on Demand, Norderstedt 2016, ISBN 97833739238487, Preis: 12,00 Euro (Print)
Peter Bürger ist Begründer des Christine-Koch-Mundartarchivs in Eslohe (www.sauerlandmundart.de), und seit 2003 freiberuflicher Publizist. Durch sein Studium der katholischen Theologie ist er mit den Grundlagen der christlichen Friedensethik katholischer Ausprägung vertraut und seinerseits durch die Friedensbewegung Pax-Christi geprägt. Man spürt aber schon, dass die mehr evangelisch geprägtenTeile des Sauerlands und ihr Anteil an der Friedensbewegung, wie der Märkische Kreis, das Siegerland und das Wittgensteiner Land hier weniger vorkommen. Der Möhnesee wird zum Sauerland gerechnet. Von dort kommt der Heimatdichter Jupp Balkenhol (geb. 1929). Peter Bürger veröffentlicht sein Gedicht, in dem ein Briefwechsel zwischen einer Mutter und einem Sohn beschrieben wird. Die letzte Strophe zeigt klar, worum es geht:
„Die Mutter hatte es geahnt
und ihren Sohn umsonst gemahnt:
Weil Ferdinand die Fahne trug,
Wurde sie ihm zum Leichentuch.“ (S. 30)
Die katholischen Bedenken gegen den Krieg entstammten der antimilitaristischen Tradition des 19. Jahrhunderts, als das Sauerland dem evangelischen Preußen eingefügt worden war und sich die mehrheitliche Bevölkerung des Sauerlands nur sehr ungern für die preußische Armee engagierten. Das änderte sich jedoch spätestens kurz vor dem 1. Weltkrieg, als es auch viele Stimmen für diesen Krieg gab. Im katholischen Gesangbuch stand noch bis nach dem 2. Weltkrieg ein Lied mit der Strophe: „Heilig, Herr der Kriegerheere.“ (S. 39)
Doch es gab immer wieder auch Proteste, vor allem als der Krieg so viele Opfer gefordert hatte. So entführten katholische Bürger von Eslohe 1917 eine Glocke, die schon zur Abholung am Bahnhof abgestellt war. Am Ende des letzten Kriegsjahrs wurde die Glocke wieder aufgehängt und läutet bis heute, so berichtet es Peter Bürger.
Das Buch schildert dann die Entwicklung der katholischen Friedensbewegung nach dem 1. Weltkrieg, im Faschismus und nach dem 2. Weltkrieg bis zur Friedensbewegung der achtziger Jahre. Das Bild, dass Lorenz Kardinal Jäger in seiner Uniform als Wehrmachtsgeistlichen zeigt, sagt eigentlich schon alles. Erst später in der Nachkriegszeit wurde die Rolle der Blutzeugen des Nationalsozialismus gewürdigt. In den achtziger Jahren engagierte sich die katholische Friedensbewegung gegen die Nachrüstung des Warschauer Pakts und der NATO. Das Buch endet mit einem Ausblick auf die Flüchtlingspolitik der Gegenwart, doch auch von Gegenstimmen in der katholischen Kirche ist die Rede.
Die Geschichte der katholischen Friedensbewegung wird durch die Nennung und Erzählung einzelner Lebensbeispiele besonders anschaulich. Das Buch „Friedenslandschaft Sauerland“ lädt dazu ein, in den Kommunen und Gemeinden vor Ort diese Traditionen zu vertiefen und aufzuspüren.