Platon ist überraschend aktuell, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018


Zu: Christoph Quarch: Platon und die Folgen, J. B. Metzler im Springer Verlag, Deutschland, Stuttgart 2018, gebunden, 186 Seiten, ebook inside, ISBN: 978-3-476-04635-2, Preis: 19,99 Euro

Christoph Quarch setzt in diesem Buch der Reihe „N. N. Und die Folgen“ Platon wieder auf die Tagesordnung. Der Autor ist freiberuflich wissenschaftlich und journalistisch tätiger Philosoph und Theologe, auch Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen (siehe Klappentext, Infos auch unter https://christophquarch.de/presse/vita/ ).  

In der Einleitung zeigt er, dass die Verurteilung Platons im 19. und 20. Jahrhundert vor allem auf Fehlinterpretationen beruht. Er rückt Platon von Aristoteles ab, der als sein Schüler das Platonbild maßgeblich prägte. Ein besserer Kontext der platonischen Dialoge seien die Fragestellungen der sogenannten Vorsokratiker, so Christoph Quarch. Platon als Lehrer einer dialogischen Philosophie sei heute wieder neu zu hören und passe in die gegenwärtige philosophische Landschaft.

Jedes Kapitel des Buches von der Einleitung abgesehen bezieht sich auf ein dialogisches Buch Platons und zieht zu dessen Verständnis den werkimmanenten Kontext heran.

Das erste Buch, das der Autor behandelt, ist im Werkaufbau Platons eines der letzten: NOMOI (Im Text stehen griechische Worte in lateinischer Kleinschrift) . In diesem Buch, einem Trialog, diskutieren drei Philosophen während einer Wanderung auf Kreta über die mögliche Verfassung einer POLIS, ein Kreter, ein Spartaner und ein Athener.

Christoph Quarch zitiert zuerst aus der Rede des Atheners, der nach der Grundlage fragt, die für ihn Gott ist. Die Gottheit wird mit PSYCHE gleichgesetzt. Sie ist „… der Grund des Erscheinens und des Seins von allem Seienden.“ PSYCHE ist zugleich der Atem des Lebens und damit für Platon der Begriff für Lebendigkeit. Lebendigkeit ist für Platon eine Gottheit. Und so folgert er, dass Platon in dieser Rede des Atheners eine Metaphysik der Lebendigkeit entwirft. Im Blick auf die Wirkungsgeschichte Platons ist hier von Heidegger die Rede, der sich von der Metaphysik des Aristoteles abgrenzt, der seine Lehre eher an der TECHNE als an der PSYCHE, der Lebendigkeit orientiert.

Die Überschriften der anderen Kapitel zeigen, welches Thema sie behandeln wie: „Das Wunder des Werdens“, „Vom Sinn des Lebens“ und das „Ringen um Gerechtigkeit“, immer jeweils mit der Lektüre eines dialogischen Werks von Platon verbunden.

Aus theologischer Sicht ist auch neben allen Kapiteln vor allem das letzte interessant: „Theos. Die Versöhnung von Mythos und Logos und das Denken der Zukunft.“

Auch wenn das Buch nicht strukturell den Philosophen Platon und seiner Wirkungsgeschichte trennt, sondern beides ineinanderfügt, ist es doch ein wegweisender Brückenschlag zwischen der Wiege der europäischen Kultur und dem Denken der Gegenwart.