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Richard Rohr: Alles trägt den einen Namen, Die Wiederentdeckung des universellen Christus, aus dem Englischen von Andreas Ebert, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2019, gebunden, 318 Seiten, Preis: 24,00 Euro
Richard Rohr (geb. 1943) ist Theologe eines franziskanischen Ordens, der für seine ganzheitliche Sicht bekannt ist.
Der anschauliche Impuls Rohrs zu Beginn des Buches ist die Vision einer Frau in der Londoner U-Bahn. Diese Frau heißt Caryll Hauslanders und hat die Vision, dass ihr in jedem Menschen Christus begegnet. „Christus ist überall“. In ihm hat jede Art von Leben Sinn und steht mit allen anderen Lebensformen in einer festen Verbindung.“ (S. 16).
Das Buch versteht sich als religiöse Entdeckungsreise dieser Vergegenwärtigung Christi in allen Lebensformen.
Die Kapitel des Buches stellen hierdurch eine Art Theologie dar, die diese Gegenwart Gottes (in Christus) in der Welt aufzeichnet. Manchmal fragt man sich beim Lesen, ob manche Aspekte nicht einfach eine moderne Form von katholischer Theologie sind.
Die Wege zu dieser Spiritualität, die Richard Rohr aufzeichnet, sind Wege, die aus den konfessionellen Streitereien herausführen, einfach weil der Glaube als eine Art von Leben in der Welt dargestellt wird.
Ich gebe statt einer ausführlichen Inhaltsangabe ein kleines Beispiel, das, wie ich finde, ein wenig zum Schmunzeln ist:
Die Widmung hat mich schon gewundert. Richard Rohr widmet das Buch seinem kürzlich verstorbenen Labrador, der Hündin Venus, die über fünfzehn Jahre alt wurde.
Die Gegenwart der Hündin hat, so schreibt er später, eine spirituelle Dimension.
Was das bedeutet, wird schlagartig deutlich, wenn man den Abschnitt über das Abendmahl liest. Warum glaubt die katholische Gemeinde an die Präsenz Christi in der Oblate, was heißt hier Realpräsenz Christi?
Nach Richard Rohr muss diese Aussage nicht nur von Christus, sondern auch vom Menschen her verstanden werden. Hierdurch steht in seiner Theologie die Anthropologie immer in einer Korrespondenz dazu. In diesem Zusammenhang ist von der Hündin Venus die Rede. Sie ist ein Symbol für diese Präsenz, was ich im Folgenden erläutern möchte.
Ich fasse den entsprechenden Abschnitt kurz zusammen: Denken wir einmal an einen Hund oder eine Hündin. Ihr rudelorientiertes Verhalten macht Hunde zu einem Symbol der Präsenz. Und so ist es selbstverständlich, dass Richard Rohr über seine Hündin schreibt, die mit ihm in der Nacht zu einem Krankenbesuch aufbricht. Ein kurzes Zitat soll dies dann weiter verdeutlichen: „Sie stand für mich Modell, wie ich vor Gott da sein könnte, und wie wohl Gott mir gegenüber da sein muss: „… wie die Hände einer Dienerin auf die Hand ihrer Herrin gerichtet ist.“ (Psalm 152,2). Die Augen meiner Venus waren stets auf mich gerichtet.“ (S. 168)
Dieses Beispiel klingt für Menschen, die nicht mit Hunden zusammenleben etwas skurril, aber ich finde es treffend. So verspricht es ja auch Gott dem Mose: „Ich werde da sein.“ Und bezeichnet dies als seinen Namen. Als Christinnen und Christen ist dieses Gottesbild zugleich unser Vorbild, und es ist unser Wunsch für Gott und andere da zu sein. (d. Rez.)