Philosophische Ansichten eines Zeitgenossen, knackig, Rezension von Joachim Leberecht, Herzogenrath 2021

 

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Robert Pfaller: Die Einbildungen. Das Zwiespältige. Die Geselligkeit. Wiener Vorlesungen, Band 199, Picus-Verlag, Wien 2020, 80 Seiten, gebunden, ISBN: 978-3-7117-3019-0 (Print), Preis: 12,00 Euro

 

Eine knackige Vorlesung zur Verleihung des Paul-Watzlawick-Ehrenrings im Oktober 2020 hat zu diesem feinen PICUS-Büchlein geführt, leider ohne Lesebändchen.

Eine Fülle von Nachdenkenswertem präsentiert Robert Pfaller, Philosophieprofessor aus Linz (geb. 1962) in drei Abschnitten: Die Einbildungen. Das Zwiespältige. Die Geselligkeit. Auch wenn ich seinem materialistischen philosophischen Ansatz kritisch gegenüberstehe, bin ich doch in der Analyse der Postmoderne – wie er unsere Gegenwart nennt – einig.

Die gegenwärtige Verbotskultur führt zu einer Entsolidarisierung und fragt nicht nach einem lohnenden oder guten Leben. Zahlreiche Paradoxien deckt Pfaller lustvoll auf, wie: „Denn wir mäßigen uns maßlos“, „Aufrüstungsspirale der Achtsamkeit“, „und selbst unserem Sprechen und Scherzen legen wir immer neue, scheinbar vernünftige Beschränkungen auf“(S.20). Und ganz aktuell: „Wir brauchen die Gesundheit, um zu leben, aber wir leben nicht für die Gesundheit.“(S.21).

Eine anspruchsvolle Lektüre, am Besten hat mir der Abschnitt über Geselligkeit gefallen, auch wenn Pfaller hier manchmal einen pathetischen Ton anschlägt: „Haltet darum eure Empörung über Kleinigkeiten möglichst klein. Denn nur dann werdet ihr imstande sein, euch über das zu empören, was euch klein hält.“(S.75)