Predigt Christvesper 2021, Joachim Leberecht, Herzogenrath 2021

             Thema der Predigt: „Und er wird der Friede sein.“ Micha 5,4

Foto: Christoph Fleischer

Liebe Gemeinde am Heiligen Abend,

an Weihnachten kommen wir mit unseren Sehnsüchten in Berührung. In diesem Fest liegt immer wieder etwas Verheißungsvolles, was die Gegenwart übersteigt, wir ahnen, wir müssten noch einmal neu anfangen dürfen, wir sehnen uns danach, dazu zu gehören, geborgen zu sein und in Frieden miteinander zu leben.

Wir spüren, Weihnachten übersteigt uns, ist mehr als wir mit unserem guten Willen leisten können, mehr als die Geschenke unterm Weihnachtsbaum, mehr als gutes Essen und Trinken, mehr als das schöne Glück als Familie zusammen zu kommen und zu feiern.

Wir spüren, Weihnachten stärkt uns, endlich ein paar Tage Ruhe, ausspannen, das Jahr mit all seinen Anforderungen hinter sich lassen, durchatmen, nicht mehr hetzen, sich zurückziehen in geschmückte und gut duftende Räume, einmal die Welt aussperren und nicht alles an sich heranlassen, Vertrautes machen, Rituale begehen, diese kleinen immergleichen Dinge an diesem besonderen Tag zelebrieren, die nicht aufhören dürfen, da sie sonst von den Kindern eingefordert werden, die Halt geben und ein Fest festlich machen.

Wir spüren, Weihnachten ist noch mehr als das freudige Miteinander in einer ganz speziellen Weihnachtsatmosphäre, Weihnachten lebt von der Differenz, dass die Welt nicht so ist wie sie sein sollte, aber sein könnte.

Die Liebe Gottes kommt als Kind in die Welt und will in uns neu geboren werden, dass sie weiterwächst und sich verbreitet; diese Welt, unser Leben hell macht und erlöst. Dabei spüren wir schmerzhaft, dass Vieles einfach nicht erlöst oder gelöst ist.

Es tut gut den weiten Raum abzuschreiten, wo dieses Fest mit seinen vielen Sehnsüchten seinen Ursprung hat. Es ist viel älter als wir denken und immer wieder können wir eintauchen in den Klangraum der alten Verheißungen, die heute neu gehört und geglaubt werden wollen. Ich lese den Predigttext aus dem Propheten Micha. Er hat im 8. Jahrhundert vor Christus gelebt und folgende Botschaft für sein Volk von Gott erhalten. Heute ist es Gottes Wort für uns. Es spricht in unsere Zeit, in unseren Heiligen Abend, in unser Weihnachtsfest hinein: Micha 5,1-4

Predigttext der Basisbibel

[1] Du aber, Betlehem Efrata, bist zu klein,

um zu den Landstädten Judas zu zählen.

Doch aus deiner Mitte soll einer kommen,

der Herrscher sein wird in Israel.

Seine Wurzeln reichen zurück bis in die Urzeit,

seine Herkunft steht von Anfang an fest.

[2] – Darum wird die Not nur so lange anhalten,

bis eine Frau das Kind zur Welt gebracht hat.

Dann wird der Rest seiner Brüder heimkehren

zu den Menschen in Israel. –

[3] Er wird auftreten und sein Volk weiden.

Dazu gibt ihm der Herr die Kraft und die Macht.

Sie liegt in dem Namen des Herrn, seines Gottes.

Dann wird man wieder sicher im Land wohnen können.

Denn seine Macht reicht bis zum Rand der Welt.

[4] Er wird sich für den Frieden stark machen.

Das Zerrissene heilen

Wie sehr brauchten die Israeliten zur Zeit des Propheten eine solche Kraft, die es schafft, das, was auseinanderklaffte wieder zusammen zu führen? Die Herrschenden jedenfalls haben den Keil immer tiefer ins Volk getrieben. Die Reichen kamen – wie so oft –  gut weg, die Armen gingen vor die Hunde. Die Spaltung in der Gesellschaft war unübersehbar, aber die Herrschenden schlossen die Augen und sagten: Es gibt keine Spaltung.

Der Prophet verheißt, dass Gott eine Gestalt sendet, die das Zerrissene heilt, die Getrenntes wieder zusammenführt, die die Spaltung überwindet, dass alle Zugang zur Heimat ihrer Väter und Mütter haben und dass sie geschützt sind.

Gott wird den Messias senden und wir Christinnen und Christen glauben, dass das Kind, das heute Nacht geboren wird, der Messias ist.

Es ist geradezu traurig, dass wir unsere Erfahrungen, Ängste und Sehnsüchte in dem alten Prophetenwort wiederfinden und gespiegelt bekommen. Als hätten wir als Menschheit nichts gelernt.

Der Spaltpilz geht um. Er zerreißt unsere Familien, unsere Freundschaften, untergräbt unser Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen, in politisch Handelnde. Ich schüttele mich und mir graut davor, dass die Spaltung und die Radikalität zunehmen könnten.

Ich sehe mich auch selbst, meine Ohnmacht, mein Erschrecken und gleichzeitig meine Vehemenz mit der ich meine Sicht vertrete, behaupte, verteidige und wie ich zur Zerrissenheit beitrage. Ich bin mir nicht bewusst, jemals mit meiner Person so stark in die Frage nachdem, was richtig oder falsch ist, involviert gewesen zu sein wie in der jetzigen Pandemie; gleichzeitig bin ich verwirrt, irritiert und überfordert, alles, was sich aufdrängt an Nachrichten einzuordnen. Ich bin selbst zerrissen. Glücklich diejenigen, denke ich, die eine feste Haltung haben, oder verstecken sie sich nur dahinter, weil sie gar nicht erst eine andere Sichtweise an sich heranlassen, weil die Einteilung der Meinungen in schwarz und weiß halt doch hilfreich ist, zumindest bequem?

Christus heilt das Zerrissene. Was können wir von ihm lernen oder geht es vielleicht gar nicht ums Lernen oder Nachahmen, sondern darum, dass verletzliche Kind in der Krippe aufzusuchen und in seiner Gegenwart und im Anblick des menschenfreundlichen Sohnes Gottes sich selbst heilen zu lassen?

Das Zerrissene, die eigene Bedürftigkeit wahrnehmen, könnte ein erster Schritt sein, dass ich hinter und unter meinen Ängsten meine resistente Haltung wahrnehme und selbst in der entgegengesetzten Haltung – die ich unvernünftig nenne – zuerst den Menschen dahinter sehe.

Christus heilt das Zerrissene, weil er in jedem Menschen das Ebenbild Gottes sieht. Christus heilt das Zerrissene, weil er sich unserer erbarmt, jede und jeden annimmt, keinen ausschließt, der seine Nähe sucht. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen,“ sagt Christus. Christus ist das Heil.

Dieser spirituelle Zugang zum Leben und zum Andersdenken – und Handelnden – auch und gerade in der Krise – wirkt sich im Miteinander aus, vielleicht weniger als wir hoffen, aber oft mehr als wir augenscheinlich wahrnehmen.

Heute Nacht scheint die Liebe auf, nicht die Rechthaberei, heute Nacht werde ich geliebt und das macht mich fähig andere Menschen –  meinen Nächsten – mit Liebe anzuschauen. Gottes Liebe erscheint in einem verletzlichen Kind und will zur Selbsterkenntnis führen: Es würde uns allen guttun, wenn wir uns auf Christus hin ausrichten und sein Licht durch uns scheinen ließen. Mag es auch immer wieder nur flackern dieses Licht in uns, mag es drohen zu verlöschen und nur noch glimmen, es würde dennoch einen Unterschied machen. Der Christusglaube trägt die Liebe in sich, eine Liebe, die das Zerrissene heilt.

 

Ein Zuhause finden

Zu Zeiten des Propheten Micha lebte ein großer Teil des Volkes Israel im Exil. Dorthin waren die Menschen deportiert worden. Ihre Arbeitskraft wurde ausgenutzt, sie wurden überwacht, ihre Identität und die Bindung ihrer Religion an Heilige Orte sollte in der Fremde geschwächt werden. Der Prophet verheißt den Exilierten ihre Rückkehr, wenn die Gebärende den Messias zur Welt bringt.

Eine Geburt als Wendepunkt in Zeit und Geschichte. Das ist Weihnachten. Alles, was die vergehende Zeit strukturiert gibt uns Halt in der Zeit. Wir Menschen brauchen Halt in der Zeit. Wer die Zeit nicht mehr strukturiert erlebt, verliert sich selbst schnell in der Zeit. Arbeitslose wissen davon ein Lied zu singen. Aber auch wir alle verlieren uns schnell in der Zeit, wenn wir nur noch Informationen und Bildern auf unseren Smartphones nachjagen, die nichts mit unserem wirklichen Leben zu tun haben. Informationen und Scheinkommunikation addieren die Zeit, sie füllen sie nicht.

Eine Geburt ist da schon etwas anderes. Eine Geburt ist eine Zäsur! Wie gern fragen Kinder ihre Eltern, wie es denn war als sie auf die Welt kamen. Sie wollen hören wie schön es war, wie es die Welt verzaubert hat, wie wichtig diese Zeit für die Eltern war, was Neues damit begann. So verortet sich ein Kind in die Zeit.

„Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn“ heißt es treffend im Evangelium. Mit der Geburt Christi beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist eine heilvolle Zeit für alle angebrochen.

Nach Hause kommen ist gerade an Weihnachten wichtig. Viele machen sich auf und besuchen ihre Eltern und Großeltern, oft kommen sie in ihr altes Zuhause – oft rutschen sie auch wider Willen in eine vermeintlich schon längst abgelegte Rolle als würde das Leben an vertrauten Orten wieder in eine alte Spur springen, wie die Nadel auf einer Schallplatte.

Das mit dem Nachhausekommen ist schön und gleichzeitig nicht einfach und oft gibt es kein festes Zuhause mehr, wenn die Eltern sich getrennt haben, wenn das Leben alles durch einander gewirbelt und neu geordnet hat. Ein neues Zuhause finden, geht das? Oder besser noch bei sich zu Hause sein, wie geht das? Ich glaube das geht, aber es gibt viele verschiedene Wege dahin.

Und es sind oft viele Schritte, zwei vor, einer zurück, die es dafür braucht. Sicher ist, dass die Dinge in unserem Leben uns Halt geben. Das vertraute Bett. Der vertraute Stuhl. Die alte Vase im Regal. Die Stimme meiner Partnerin, meines Partners. Selbst die Geräusche des defekten Kühlschranks.

In Michas Verheißung werden die Menschen in Sicherheit wohnen. Der Gesandte Gottes wird unter ihnen und mit ihnen wohnen. Wir wissen, dass die Welt noch nie so viele Flüchtlinge gezählt hat wie heute. Menschen wie du und ich, die einfach nur in Sicherheit leben wollen und es in ihrer Heimat nicht können.

Auch Jesus war ein Flüchtlingskind. Seine Familie musste vor den Schergen Herodes nach Ägypten fliehen. Jesus war Zeit seines öffentlichen Wirkens ohne festen Wohnsitz. Wohnung hat er bei denen gefunden, die ihn aufnahmen. Seine Heimat war eine geistige, seine Verbindung mit seinem himmlischen Vater.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ heißt es im Neuen Testament. Weihnachten heißt auch, wir sind nur Gast auf Erden, unsere Heimat ist im Himmel.

Wenn die Dimension der Ewigkeit verloren geht, werden wir Gottes Heil zu Weihnachten nicht mehr erkennen oder gar schmecken. Aber selbst, wenn wir uns schwer tun das Heil in Christus heute zu erkennen oder zu glauben, lasst uns darauf achten und darin üben, einander zu beherbergen, denn der Mensch kann ohne einen Zipfel Heimat nicht sein. Und wenn wir einander beherbergen, uns füreinander öffnen und uns in unserer Bedürftigkeit annehmen, wird Gott uns nahe sein und wir werden seine Gegenwart spüren als würden wir den Saum seines Gewandes berühren.

 

Frieden

„Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“ verkünden die Engel. Weihnachten und Frieden sind auf ewig miteinander verbunden. Mit der Geburt Gottes als Mensch, verbürgt sich Gott für Frieden.

Der Prophet Micha verheißt den Messias. Und das Zeichen des Messias wird sein, dass mit ihm der Friede kommt. Der Friede Gottes ist in die Welt gekommen und wir haben immer noch nicht verlernt Kriege zu führen.

Wir verdunkeln den Glanz, der in die Welt gekommen ist. Aber überall da, wo wir unsere Menschwerdung leben und immer wieder neu damit anfangen, wo wir Frieden machen, Versöhnung leben, nicht allgemein, sondern ganz konkret: in der Bitte um Verzeihung, in der Art und Weise wie wir über andere sprechen, wenn wir von Herzen vergeben, in der aufrichtigen Suche nach Lösungen in einem Konflikt, in der Annahme des Anderen, wenn wir gerecht sind und für das Gute streiten, da kommt Christus wieder zur Welt, da wird Weihnachten.

Amen

 

 

 

 

 

 

Die konzentrative Bewegungstherapie betrachten, Rezension von Christoph Fleischer, Fröndenberg und Markus Chmielorz, Dortmund 2021

 

Zu:

Ute Backmann: Sexualität in der konzentrativen Bewegungstherapie, Ernst Reinhardt Verlag, München 2021, broschiert, 172 Seiten mit Sachregister und Literaturverzeichnis, ISBN: 978-3-497-03059-0 (print), Preis: 26,90 Euro

 

Link: https://www.reinhardt-verlag.de/55054_backmann_sexualitaet_in_der_konzentrativen_bewegungstherapie/

 

Im Grunde ist der Titel geschickt gewählt, da er eine Therapieform unter einen bestimmten Aspekt stellt. Dieser Aspekt soll die Sexualität sein.

 

Die Einführung geht zunächst ausführlich und ausdrücklich auf diesen Aspekt des Themas ein. Diese ersten 10 Seiten bilden ein Referat über die Bedeutung der Sexualität für die Psychologie, die Psychoanalyse und Psychotherapie. Praktische Anwendungsbeispiele fehlen hier noch.

 

Hierbei wird auch der Wandel des Verständnisses der Sexualität deutlich, dass diese weniger als unterschwelliges Grundthema angesehen wird, sondern sich hauptsächlich in der Frage der sexuellen Orientierung äußert. Da damit eine Selbstdefinition einhergeht, wird deutlich, dass die „konzentrative Bewegungstherapie“ auf Sexualität ebenfalls nicht direkt eingeht, sondern in ihrer Körperorientierung mitschwingt.

 

Diese Therapieform geht über die rein verbale oder meditative Form der Psychotherapie heraus und ist vermutlich vor allem in der klinischen Therapie möglich, da sie als eine begleitende Gruppentherapie funktioniert.

 

Im dritten Kapitel wird das Thema „Sexualität“ ausgeführt und hier beginnt die Stärke des Buches. Der inhaltliche Aspekt wird durch die Darstellung praktischer Beispiele verdeutlicht. Es geht dabei sowohl um die Übungen selbst, als auch die konkrete Praxiserfahrung.

 

Die Übungen sind ausschließlich körperorientiert von der Erfahrung des eigenen Mundraums bis hin zur Einhüllung in Decken. Man könnte auch sagen, dass es eine reflektierte Körperarbeit ist, die in der anschließenden Gruppensitzung ausgewertet wird.

 

Sexualität ist als Grundphänomen des Lebens dabei präsent, wird aber selten ausdrücklich thematisiert. Hierbei sind Entwicklungsstörungen genauso im Blick wie traumatisierende Erfahrungen wie sexueller Missbrauch oder Vergewaltigungen.

 

Wichtig wird am Ende des dritten Kapitels die Umdeutung des Ödipuskonfliktes durch Ilka Quindeau. Ute Backmann fasst dies so zusammen: „sexuelle Orientierung wird im Rahmen des Ödipuskonfliktes nicht endgültig festgelegt. Sexuelle Orientierung und Begehrensstruktur stellen das Ergebnis fortwährender Umschriften dar und können in verschiedenen Lebensphasen eine Wiederaufnahme mit jeweils unterschwelligen Lösungen finden. (Quindeau 2019). (Zitat S. 66).

 

Der Autorin gelingt es in hohem Maße, den Ansatz der KBT im gesellschaftlichen und medizinischen Kontext zu verorten und dabei einen normativen Blick zu öffnen für diejenigen, die als Lesben, Schwule und Bisexuelle lange als sexuelle Minderheiten und als trans* unter inter* Personen immer noch als geschlechtliche Minderheiten im Bereich von Medizin und Psychiatrie Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen und schwere Menschenrechtsverletzungen erlebt haben. Dass hier Geschlechtsidentitäten als ein Unterkapitel von sexuellen Identitäten erscheinen und nicht getrennt behandelt werden, überrascht allerdings und würde im sexual- und sozialwissenschaftlichen Diskurs nicht nur geteilt werden.

 

Dennoch: Die Reformulierung und Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie im Hinblick auf viel zu lange vorherrschende normative Vorstellungen von binärer Geschlechtsidentität und heterosexueller Identität sind überfällig und dringend notwendig. Dass die Autorin hier auch die psychoanalytischen Forschungsergebnisse zu sinnlichen Erfahrungen, körperlichen Erleben und der Bedeutung von Berührungen zusammenträgt, ist als ein großer Gewinn für die psychotherapeutische Praxis anzusehen – insbesondere auch deshalb, weil immer wieder Anleitungen für Übungen in der KBT angeboten werden.

 

Die Übungen ermöglichen den Klient*innen eine Selbstermächtigung in Bezug auf ihre sexuelle und geschlechtliche Identität. Ein weiteres Kapitel mit hohem Praxisbezug und der Darstellung von therapeutischen Methoden widmet sich störungsspezifischen Aspekten wie Trauma (insbesondere durch sexuelle Gewalterfahrungen), Borderline-Störung, sexuelle Funktionsstörungen, Esstörungen und somatoforme Schmerzstörung.

 

Die psychodynamische Grundhaltung der Autorin durchzieht das Buch und wird im letzten, 6. Kapitel des Buches ein weiteres Mal mit Praxiserfahrungen vermittelt. Es geht um die Weiterentwicklung der Selbstkompetenzen von Psychotherapeut*innen im Hinblick auf Selbstreflexion und Selbsterfahrung: Auch Psychotherapeut*innen haben ein „persönliches sexuelles Skript“ (S. 149ff.), das von Bedeutung ist für Phänomene von Übertragung und Gegenübertragung sexueller und erotischer Inhalte in der KBT.

 

Der Blick richtet sich dabei immer auf die Beziehungsgestaltung und dysfunktionale Kommunikations- und Interaktionsmuster. Das Buch verfolgt das Ziel zu sensibilisieren für unterschiedliche sexuelle und geschlechtliche Identitäten und Psychotherapeut*innen zu ermöglichen, reflektiert und professionell sexuelle und geschlechtliche Vielfalt jenseits binärer und heteronormativer Vorstellungen in der KBT anzuerkennen und wertzuschätzen: „Die binäre Geschlechterpolarität (…) sollte nicht weiter zementiert werden.“ Das ist wegweisend. Die selbstreflektierende Haltung der Therapeut*innen beinhaltet auch eine sensible Haltung im Hinblick auf Diskriminierungs- und sexuelle Gewalterfahrungen.

 

Ein weiteres Kapitel widmet sich den Gruppentherapieformen und deren besonderen Wirkfaktoren für Gestaltungs- und Symbolisierungsprozesse, in denen die Betonung der körperlichen Dimension, leiblicher Wahrnehmung und verbaler Reflexion psychisches Wachstum jenseits von Abwehrmechanismen durch rationalen Bewältigungsversuche ermöglichen.

 

Das Buch ermöglicht den Leser*innen, die auch außerhalb der KBT in therapeutischen, sozialpädagogischen oder seelsorgerischen Kontexten arbeiten, eine biographische Selbstreflexion in Bezug auf die eigene Geschichte von Berührungen, Körperempfindungen, Sexualität, Intimität und schließlich sexueller und geschlechtlicher Identität. Es konfrontiert mit den eigenen Brüchen und dem eigenen psychischen Wachstum und setzt damit einen Kontrapunkt zu einem ausschließlich kognitiven Vorgehen. Es ist ein gelungener, theoretisch fundierter Beitrag zu Bindung, Kommunikation und Interaktion aus Anlass von Praxis für Praxis.

Ausstellung „ESEL“ in Unna, ein Hinweis an die Kuratorinnen, Christoph Fleischer, Fröndenberg 2021

Das Stadtmuseum in Unna zeigt zur Zeit die Ausstellung über den Esel. Daher möchte ich zunächst aus einer kurzen Pressenotiz zitieren, die zudem auf eine noch aktuelle Führung hinweist:

„DER ESEL. Viel mehr als Unnas Stadtsymbol“
Kostenlose Führung durch die Ausstellung

Kreisstadt Unna.

Seit dem 21. November ist die Ausstellung „DER ESEL. Viel mehr als Unnas Stadtsymbol“ im Hellweg-Museum Unna für Gäste geöffnet. Die erste Führung findet am Sonntag, 5. Dezember, statt und startet um 15 Uhr. Es gilt die 2G-Regel.

Bei dem einstündigen Rundgang mit Historikerin und Museumspädagogin Birgit Hartings erfahren die Besucher*innen nicht nur, wieso der Esel in Unna eine so wichtige Rolle spielt. Auch die ihm zugeschriebenen Eigenschaften und der Wandel vom Nutztier zum Freizeitpartner in unseren Breitengraden werden thematisiert. Danach begeben sich die Teilnehmenden auf die vielfältigen Spuren, die der Esel in der Kulturgeschichte hinterlassen hat. Diese lassen sich unter anderem in Religion, Kunst, Literatur und Sprache, aber auch im Strafwesen finden. Eine Schandmaske aus der Frühen Neuzeit gehört zu den Höhepunkten der Ausstellung.

Dieses Verlies ist direkt in das Gebäude des Stadtmuseums integriert.

Auf dem folenden Bild ist ebenfalls ein Esel dargestellt. Dieser steht vor der Krippe am Unnaer Weihnachtsmarkt. Er erinnert ein wenig an eine Comikfigur.

Mir selbst kam ein anderer Esel in den Sinn, auf den die Unnaer Ausstellung nicht hinweist, der Esel aus der Drüggelter Kapelle (Möhnesee). Und so schrieb ich die Kuratorinnen der Ausstellung in einer Email an:

Warum steht der Esel im Wasser oder am Wasser? Er ist ohne Gepäck, warum? Hat das etwas mit dem Übergang zwischen Soester Börde und Arnsberger Wald zu tun?

Kathrin Götker:

Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Darstellung eines Esels im/am Wasser und dem Übergang zwischen Soester Börder und Arnsberger Wald ist mir nicht bekannt. Falls es eine entsprechende Erzähltradition gibt, wäre das aber sicherlich eine gute Erklärung für diese spezielle Darstellung.

Ansonsten: Da der Esel keine Anzeichen von Domestizierung zeigt, wird es sich sicherlich um die Darstellung eines Wildesels handeln. Sollte er tatsächlich im Wasser stehen (das ist auf dem Foto nicht richtig zu erkennen), wäre das in der Tat sehr ungewöhnlich, da Esel das Betreten von Wasser üblicherweise meiden. Vielleicht steht das Tier doch eher an einer Wasserstelle?

Durch die Position am Kapitell eines Kirchenbaus liegt ein Zusammenhang zur christlich-allegorischen Bildwelt nahe, die sowohl sehr negative (Teufelstier, Tier der Ungläubigen, …) und auch sehr positive (Tier der Genügsamkeit, Duldsamkeit, Einfältigkeit, später auch: Tier der Pilger, …) Deutungen bereithält. Eine konkrete Verbindung zum Wasser findet sich z. B. im Buch der Natur des Konrad von Megenberg und in der Enzyklopädie De proprietatibus rerum des Bartholomäus Anglicus. Dort wird die natürliche Vorliebe des (Wild-)Esels für reines, bewegtes Wasser (und die Ablehnung von trübem Wasser) mit der Tugend der Genügsamkeit und der intuitiven Orientierung an der lebendigen Lehre Gottes (und der Verachtung der weltlichen Lehre) in Verbindung gebracht. Könnte das eine Spur sein? Gibt es vielleicht weitere Bildwerke an anderen Kapitellen, so dass sich ein Programm erschließen ließe?

Die Email, die, so Frau Götker, zunächst nicht für eine Veröffentlichung gedacht war, zeigt doch sehr sachkundig den Umgang mit ikonografischem Material. Selbstverständlich kann man hier aus dem zeitlichen Abstand heraus nur spekulieren. Die sonstige Ausstattung der Kirche ist mager an Bildwerken. Lediglich die Architektur des Zwölf-Säulen-Kreises weist auf die Israelpilgerfahrten wenn nicht gar auf die Kreuzzüge hin.

Der Esel rastet am frischen fließenden Wasser der Möhne, das Bild gefällt mir. Ob er hier auch mit auf die Pilgerfahrt ins Heilige Land geht, muss offen bleiben. Die Verbindung zur Schöpfung sowohl im Tier des Wildesels, der später zum Haus- und Lasttier wurde, als auch im Wasser passt zum Standort der Drüggelter Kapelle sehr wohl.

Zum Schluss ein Hinweis auf Johann Moritz Schwager aus Jöllenbeck. Der umtriebige Pfarrer der Aufklärung, der fleißig literarisch aktiv war, hinterließ einige Reisebeschreibungen aus dem achtzehnten Jahrhundert. Dabei kam er ausgerechnet auch nach Unna und dort fielen auch ihm die vielen Hausesel als Nutztiere auf:

Link: https://museen.de/der-esel-unna.html

Ausstellungseröffnung Iserlohn: Stadt Kirche Bürgertum, Ein Bericht von Christoph Fleischer, Fröndenberg 2021

Als ehemaliger Bürger und gebürtigem Iserlohn interessiert mich manche Meldung, die ich durch den Pressedienst erhalte. So auch die Einladung zur heutigen (7.11.2021) Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum Iserlohn.

Wie die Kuratorin zu recht deutlich machte, liegt das Museum so nah am Kirchenensemble der Bauernkirche und der Obersten Stadtkirche, dass es nahe liegt, dazu eine Ausstellung zu machen.

Iserlohner Künstler malen Ihre Kirchen

In der Ausstellung am Ende, aber im Raum doch dominant, zeigen sich die zahlreichen Gemälde bekannter Iserlohner Künstler. Die Obersten Stadtkirche taucht dort immer wieder als das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt auf.

Dr. Sandra Hertel (im bild rechts), die durch die Ausstellung führte, sagte, dass sie im Stadtmuseum die Coronazeit genutzt hätten, den große Bestand an Gemälden zeitgenössischer und kürzlich verstorbener Künstler des 20. Jahrhunderts zu sichten und dass ihnen dabei die vorherrschende Rolle besonders der obersten Stadtkirche aufgefallen sei.

Stadt- und Kirchengeschichte verzahnt

Während die Stadt Iserlohn zunächst im Baarbachtal nahe der jetzigen Bauernkirche entstanden sei, war die Oberste Stadtkirche als etwas spätere alte Kirche auf dem Fels des Bilstein gebaut worden, von wo ausgehend eine Festung entstehen sollte, die jedoch danach zur befestigten Stadt gedieht.

Marientafeln und Reformationsgeschichte

Anhand der Marientafeln wurde klar, dass die Iserlohner Bürgerschaft über genügend Mitteln verfügte, um für die Kirche in Flandern einen Flügelaltar anfertigen zu lassen. Als man sich entschied, der Gemeinde die geschnitzte Seite permanent zu zeigen, wurden die sogenannten Marientafeln abgenommen und über dem Chorgestühl montiert.

Zwei Tafeln, die mit einem gekrönten König und mit Maria sind an das Ladnesmuseum in Münster gegangen.

Bürgertum und Kirchenbestand

Immer wieder wurde die feste Verbindung zwischen dem Bürgertum und der Kirche deutlich, im Kirchenbuch, im Visitationsbericht, in vorzeigbaren Kirchengegenständen wie dem Abendmahlsgeschirr. Die Stadt Iserlohn gibt es nicht ohne die Oberste Stadtkirche.

Immer wieder wurden so auch aktuelle Zeitströmungen im Bereich des Kircheninventars und seiner Veränderung deutlich. Wie zum Beispiel an der Veränderung des Orgelprospekts gezeigt werden konnte. Interessant war auch der Werdegang der Namensschilder im Kirchengestühl, die früher sogar das Wappen der jeweiligen Familien enthielt. Die Interessante Ausstellung zur Geschichte der Obersten Stadtkirche ist noch bis zm 27. Februar 2022 im Stadtmuseum Iserlohn zu besichtigen.

Link zur weiteren Information: https://www.iserlohn.de/kultur/museen/stadtmuseum-iserlohn/sonderausstellung

Predigt zum Gedenken der Reformation 2021: Geschenkte Freiheit, Joachim Leberecht, Herzogenrath 2021

 

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Gal 5,1)

Liebe Gemeinde,

das Stichwort Freiheit wurde genau vor 500 Jahren mit der Freiheitsschrift Martin Luther zum Initial der Reformation: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Vielleicht war dieser Auftakt einer neuen kirchlichen Bewegung so klar und deutlich, dass er gleich den Bauernkrieg mit ausgelöst hat und religiöse Bewegungen wie die Täufer, die über das Ziel hinaus schossen.

Doch wie ist das heute mit der Freiheit? Landauf, landab machen sich viele Menschen Gedanken, wie unsere evangelische Kirche sich den Herausforderungen der Zeit stellen soll. Es gibt viele gute Ansätze und neuerdings auch ein Positionspapier der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland mit dem Titel: „E.K.I.R. 2030. Wir gestalten ‚evangelisch rheinisch‘ zukunftsfähig“. Im Positionspapier wird auf die protestantische DNA ecclesia semper reformanda hingewiesen, was soviel heißt wie: Die Reformation der Kirche ist nie abgeschlossen. Eine Kirche, die an alten Strukturen festhält, ist nicht offen für die lebensstiftenden Bewegungen und Veränderungsprozesse des Geistes Gottes.

Von der Notwendigkeit alte Strukturen aufzubrechen

Von der Notwendigkeit alte Strukturen aufzubrechen und neue Wege als Kirche zu gehen sind so gut wie alle überzeugt. Was aber ist ein guter Weg und wie können wir das beurteilen? Gibt es dafür theologische Kriterien oder gar eine Unterscheidung der Geister? In vielen grundsätzlichen Fragen herrscht Uneinigkeit. Das verunsichert viele Menschen.

Uneinigkeit ist erst einmal gar nicht schlimm, wenn sie produktiv ist, wenn Unterschiede deutlich werden und die gemeinsame Suchbewegung nicht dauerhaft gelähmt oder gar verlassen wird. Schon viele engagierte Christinnen und Christen haben sich mit aller Kraft für Veränderungen eingesetzt und sind dabei aufgerieben worden.

Sicherlich gibt es nicht nur ein Kriterium, um zu prüfen, ob die angestrebten Veränderungen mit dem, was die Kirche verkündigt und was ihr Innerstes ist, übereinstimmen. Jedoch sollte ein Kriterium, das aus meiner Sicht für die protestantischen Kirchen zur Urerfahrung als Glaubensgemeinschaft gehört, unbedingt berücksichtigt werden: Freiheit

Hier sind einige, nicht abgeschlossene oder gar annähernd vollständige Gedanken dazu:

Geschenkte Freiheit

Wir müssen uns die Freiheit nicht erarbeiten. Sie ist uns von Gott geschenkt. Unser Erlöser, unser Bruder und HERR Jesus Christus hat uns zur Freiheit befreit. Wir sind befreite Kinder Gottes und erleben diese Freiheit im Glauben. Gottes Geist teilt uns die Freiheit, die uns niemand streitig machen kann, mit. In der Gemeinschaft der Glaubenden bezeugen wir einander diese Freiheit. Das heißt konkret, wir sehen unser Gegenüber und die Anderen nicht von ihren Fehlern und Defiziten, sondern von Gott her, der uns alle zur Freiheit beruft, aufrecht und selbstverantwortlich unseren Glauben und unser Leben in dieser Welt zu leben. Die durch Gott geschenkte Freiheit ermöglicht Veränderungen und Neuanfänge, ohne Identität zu verlieren. Diese geschenkte Freiheit hat auch Bestand in schmerzhaften Prozessen, in Trauer über das Verlorene, über den Rückbau von Strukturen und selbst im Verlust von Kirchen und Gemeinden. Die geschenkte Freiheit macht uns heilsam passiv und gleichzeitig wachsam, widerständig und lebendig. Durch die von Gott geschenkte Freiheit wird der Mensch zu seinem rechten Maß befreit, das heißt er muss nicht alles selbst leisten, sondern er ist schon frei und darf das ausleben, was Gott an Möglichkeiten in ihm angelegt hat.

Ich träume von einer Kirche, die von der geschenkten Freiheit Gottes her lebt, denn nur diese Kirche hat eine befreiende Botschaft für alle Menschen, nur diese Kirche hat ein weites Herz und weiß die Quelle ihrer Kraft nicht in sich selbst, sondern in Gott.

 

Freiheit und Liebe

Die geschenkte Freiheit ist kein Selbstzweck. Sie führt zur Verantwortung an dem Platz, wo wir als Gemeinde leben. Die geschenkte Freiheit ist der bleibende Auftrag, Kirche zu gestalten und erlebbar zu machen, dass Menschen in ihr diese Freiheit schmecken, von ihr angezogen werden, gestärkt werden ihr Leben zu bewältigen. Umgekehrt muss sich unsere Gemeinde immer wieder fragen lassen: Erleben denn Menschen bei uns diese Freiheit des Glaubens? Wie kann die und der Einzelne die geschenkte Freiheit – Gottes unbedingtes Ja zu ihr und ihm – erfahren? Was brauchen die Menschen wirklich? Was gibt ihnen Halt und Sinn? Wie können sie, wie können wir aus Entwurzelung, Einsamkeit und Überdruss, aus krankmachenden Strukturen ausbrechen, ohne sich wieder anderen ambivalenten Mächten auszusetzen? Das geht nur im Erfahrungsraum der Liebe, der geschenkten Freiheit. Es gilt die Sehnsucht nach Gott, die Sehnsucht nach Angenommensein und Dazuzugehören, aufzugreifen. Es gilt auch die Sehnsucht nach Partizipation und Selbstwirksamkeit, nach Resonanz, die die Menschen heute umtreibt wirklich ernst zu nehmen.

Ich träume von einer Kirche als Resonanzraum für Menschen, die auf der Suche sind nach Gott und seiner Wirklichkeit.

Ich träume von einer Kirche, die Zeugin ist von der Liebe Gottes und deren schwacher Glaube nicht aufhört in der Liebe tätig zu sein. (Gal 5,6b).

 

Freiheit und Wahrheit

Die Freiheit ist in die Wahrheit verliebt. In Wahrheit mutet die Kirche der Welt ihre Botschaft von der Versöhnung zu. Diese Versöhnung wird in der Gemeinde selbst gelebt, das heißt: Die Wahrheit mutet sich den Anderen zu. Nur im Geist der Wahrhaftigkeit kann Freiheit gedeihen und Liebe Wurzeln schlagen.

Martin Luther hat einmal sinngemäß gesagt: Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden. Ich glaube, der Satz stimmt auch, wenn wir ihn auf die Kirche übertragen. Die christliche Kirche ist nicht ein Kirche-Sein, sondern ein Kirche-Werden. Diese Haltung, dass wir unterwegs sind, dass wir nach vorn ausgerichtet sind, immer wieder Gemeinde-Werden, gilt es einzuüben. Dann halten wir nicht nur an dem fest, was war oder ist, sondern richten uns auf das aus, was werden kann. Wir sind und bleiben für Gottes Wirken offen, für Veränderungen an und durch uns.

Ich träume von einer Kirche, die der Wahrheit verpflichtet ist und wahrhaftig miteinander umgeht. Ich träume von einer Kirche, die ein Raum der Freiheit ist, wo Wahrhaftigkeit und Vertrauen gedeihen.

 

Freiheit und Gerechtigkeit

Wenn die geschenkte Freiheit nicht zur Gerechtigkeit im Umgang miteinander, im Sehen und Gesehen-Werden, in der Verteilung der Güter, dass alle ausreichend zum Leben haben, in der gleichen Würde aller Menschen ohne Ansehen der Person führt, dann kann sie noch so geistlich vor sich hergetragen werden, sie wird dem Willen Gottes nicht gerecht. Wo Gerechtigkeit nicht angestrebt wird und Fuß fasst, ist die Freiheit ein Spielball der Macht und der bestehenden Verhältnisse.

Ich träume von einer Kirche, in der es gerecht zugeht und die zu Recht und Gerechtigkeit beiträgt.

 

Liebe Gemeinde,

das sind nur einige Gedanken zu einer Kirche, die in unserer Gesellschaft im Umbruch steht. Die neue Gestalt der Kirche ist noch nicht erkennbar, um sie wird gerungen. Wir dürfen ganz aktiv auf Gott vertrauen und darin völlig passiv sein, dass Gott seinen Weg mit unserer Kirche gehen wird. Hier sind das Gebet und das Hören auf Gottes Wort und seinen Geist gefragt. Wir sind Empfangende, darin bin ich gewiss. Und wir dürfen mit unserem schwachen Glauben und unseren vorläufigen Erkenntnissen mit Herz und Verstand neue Kirchenformen denken, wagen und gestalten, aber wir sollten niemals vergessen:

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ (Gal 5,1)

Amen