zu: Johannes Hano: Das japanische Desaster, Fukushima und die Folgen, Verlag Herder, Freiburg 2011, ISBN 978-3-451-30544-3, Preis: 14,95 Euro
Das Gesicht auf dem hinteren Buchumschlag ist bekannt: Johannes Hano, seit 2007 Leiter des ZDF-Studios Ostasien in Peking. Sein Buch über die Erlebnisse während der Fukushima-Berichterstattung hat 176 Seiten, davon berichten 124 Seite über die erste Woche der Katastrophe vom 11. Bis 18. März 2011, der zweite Teil von einer dann folgenden Informationsreise ins Krisengebiet. Das Fernsehteam des ZDF war nur durch Zufall in Japan. Aus der geplanten Doku über Sumo-Ringer wurde nichts. Eindrücklich sind die Schilderung des Erdbebens und der Nachbeben im 13. Stockwerk eines Hochhauses in Tokio, des aus Angst vor Strahlenbelastung erzwungene Umzugs des Teams nach Osaka und der japanischen Berichterstattung. In mehrfacher Hinsicht wird die erstaunlich ruhige Reaktion der Bevölkerung auf die Atomkatastrophe betont. Allerdings wird dem Fernsehteam erst am Ende der ersten Woche das tatsächliche gesellschaftliche Ausmaß der Tsunami Folgen vor Ort deutlich, was die japanische Bevölkerung direkt, zeitlich früher und zumeist persönlich tangierte. Aber aufgrund der deutschen Reaktion hatte die Frage der Atomkatastrophe für die Arbeit des Kamerateams Priorität. Interessant ist, dass Johannes Hano die Tagebuchnotizen der ersten Tage kommentiert mit dem Wissen der erst Ende Mai veröffentlichten Informationen über den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse im Atomkraftwerk, besonders in der Frage der Kernschmelze. Die Hilflosigkeit der Regierung und die irreführende Informationspolitik der Firma TEPCO tritt so deutlich zu tage. Wer sich in die Rolle der Journalisten versetzt, ist schockiert: Es war für alle Beteiligten eine Woche ohne Schlaf, da der Tag den Aufnahmen der Infos und die Nacht der Berichterstattung zur normalen deutschen Sendezeit gehörte. Ein Satz aus einem Interview soll als Fazit am Ende der Rezension stehen: „So etwas haben wir noch nie erlebt.“