Zu: Mathias Bröckers: DIE DROGENLÜGE, Warum Drogenverbote den Terrorismus fördern und Ihrer Gesundheit schaden, Westend-Verlag Frankfurt Main 2010, ISBN 9783938060514, Preis: 15,95 Euro
Das Buch DIE DROGENLÜGE wäre eine Bereicherung für Universitäts- Bibliotheken, besonders für theologische Fachbereiche. Denn Mathias Bröckers bringt in seiner Einleitung der DROGENLÜGE das christliche Dogmen –Gebäude an den Rand des Einsturzes, allein durch wörtliche Widergabe des Textes, 3. Kapitel, Genesis. Hier lädt Bröckers den Leser zu einem Perspektivwechsel ein. Die Grundstruktur christlicher Theologie wird ja bekanntermaßen so tradiert: Der Herr des Paradieses droht mit dem Tode bei Nichtbeachtung seiner Anweisung. Das Stammelternpaar schlägt die Warnung Gottes aus, nimmt Informationen von einer Schlange entgegen und isst vom Baum der Erkenntnis.
Dieses Vergehen (Sünde), führt alle Menschen in erbschuldbehaftete Existenz, der Erbsünde. Dieses Ereignis hat die jüdisch-christliche Mythologie seit jeher als >Sündenfall< interpretiert. Allerdings wird bei der wörtlichen Übersetzung der Verse 1- 7, Kapitel 3, der Genesis aus dem “Sündenfall“ nach Bröckers die “Selbsterfahrung per pflanzlicher- bewusstseins- verändernde Substanz.“ Die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis bezeichnet der Autor entgegen üblicher theologischer Einwände, wie folgt: “…wenn wir die Geschichte aus dem Buch Genesis beim Wort nehmen, kann kein Zweifel daran bestehen, dass es sich bei der verbotenen Frucht um eine psychoaktive, bewusstseinsverändernde Pflanze –eine Droge- handelt. “Am Anfang der Bibel handelt es sich um einen Drogendelikt. Es steht geschrieben, was mit Adam und Eva bei Einnahme der Droge geschieht: Sie sterben nicht, wie ursprünglich angedroht, sondern, “…der Genuss der verbotenen Frucht erweitert ihr Bewusstsein; sie werden sich ihrer selbst und ihrer Körperlichkeit bewusst.“ Die abendländische „Mythologie“ bezeichnet das 3. Kapitel der Genesis als „Der Sündenfall“ oder „Der Fall Adams“: Das ist eine Perspektive, die aber dem Text nicht gerecht wird. Die Mythologie vom Sündenfall wurde über Jahrhunderte in abendländischer Geisteswissenschaft und Kultur tradiert. Das Dogma hielt Generationen in einem nebulösen Dramadreieck (Verfolger – Retter – Opfer) gefangen. Schauen wir mit neuer Perspektive auf besagte Geschichte, fällt das Licht auf Adam, Eva und den Genuss der Droge. Sie ließ das Stammelternpaar erst zu Menschen werden. “Durch ihre Auflehnung gegen Gott wurden sich Adam und Eva ihrer selbst bewusst.“ Die Dynamik liegt nicht auf Schuld, Vergehen und Strafe, sondern auf das selbstbewusst gewordene Stammelternpaar. „Erst mit der Übertretung des Verbots also, mit der Entlarvung der Drogenlüge, werden die Menschen überhaupt zu Menschen.“ Im Transformationsgeschehen sieht Bröckers den Baum der Erkenntnis eben im Lichte der Erkenntnis, des Genusses und der Ekstase an. Sie gehören seit alters zu den menschlichen Erfahrungsbereichen. Ekstase und Genuss geben “Anlass zu hymnischer Dankbarkeit und Freude.“ Bröckers bringt mit dieser Perspektive die Möglichkeit, endlich von mythologisch-abendländischer Schuld, von einem zürnenden Gott und von der Erbsünde abzulassen. „Zwar sprach der alte Herr im Garten Eden , nach dem seine Geschöpfe durch illegalen Kick >wie Gott< geworden waren, keine weiteren Drogenverbote aus.“ Im Noah –Bund, 1. Mose 9,3 heißt es: “Alles, was sich regt und lebt, sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich euch alles gegeben.“ DIE DROGENLÜGE lädt ein, selbst hinter die Fassaden derselben zu schauen, was mit obiger Rezension angezeigt ist. Lorenz Böllinger, Professor für Kriminologie an der Universität Bremen, hat dazu die These aufgestellt, “…dass schon seit Jahrtausenden von den sozialen Kontrollinstanzen einschließlich der Religion und den je zeitbedingten Medien, bestimmte Wahrnehmungen, Bedeutungen und Definitionen hinsichtlich psychotroper Substanzen transportiert worden sind.“ Wahrnehmungen und Deutungen verändern sich nur langsam. DIE DROGENLÜGE hilft zu weiteren Einsichten, warum eben Drogenverbote den Terrorismus fördern und der eigenen Gesundheit schaden. Prophylaktisch ist deshalb unbedingt zum Kauf anzuraten.