Eröffnung der 68. Frankfurter Buchmesse – Pressemitteilung

Komplexität im Publishing wächst / Gesellschaftliche Debatten um die Zukunft Europas prägen das größte internationale Branchenevent

Frankfurter Buchmesse 2015, Foto von Alexander Heimann

Kulturelle und politische Perspektiven übereinander zu legen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar zu machen, und vor allem die kreative Umdeutung an den Schnittstellen zu organisieren, darin liegt die wichtigste Aufgabe der Frankfurter Buchmesse. Nirgendwo auf der Welt kreuzen sich in einer knappen Woche so viele unterschiedliche Positionen: „Als größte internationale Messe für Inhalte ist die Frankfurter Buchmesse der Ort, an dem sich die Komplexität einer zunehmend vernetzten Welt, ihre Fragmentierung aber auch ihre Vielfalt deutlich ablesen lässt“, sagte Juergen Boos heute zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. „Personifiziert wird diese Neugier, diese fortwährende Suche nach einer neuen Sicht auf die Dinge (dem größeren Bild, the bigger picture), durch unseren Gast, den Künstler David Hockney.“ Hockney wird am Messemittwoch das neue THE ARTS+-Areal der Frankfurter Buchmesse mit eröffnen, wo ein neuer Ort zum Netzwerken und zum Handel mit kreativen Inhalten entstehen wird.

Mit Timothy Garton Ash, Mathias Énard, Ian Kershaw, Herfried Münkler, Boualem Sansal oder Elif Shafak kommen darüber hinaus auf der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr Autoren zu Wort, die Antworten auf die drängenden politischen und gesellschaftlichen Fragen suchen: Migration und Integration als Herausforderungen für Westeuropa, die Auswirkungen der europäischen Geschichte auf die Gegenwart, die akute Bedrohung von Rede- und Meinungsfreiheit in vielen Ländern, das Verhältnis von Europa und islamisch geprägten Regionen sind nur einige Themen, die an fünf Tagen im „Weltempfang“, der kulturpolitischen Bühne der Frankfurter Buchmesse, verhandelt werden. „Diese Autoren verbringen Jahre ihres Lebens damit, die Phänomene unserer Zeit zu untersuchen und Teilsegmente des Weltgeschehens zu erklären“, sagte Juergen Boos. „Ihre Werke helfen uns, unsere Gegenwart zu ordnen. Die Frankfurter Buchmesse unterstützt die Autoren, Verlage und Publizisten bei ihrer Arbeit – indem wir Strukturen und Netzwerke schaffen und ihnen Plattformen zur Verfügung stellen.“

„In unserer von Spaltung, Dissens und Konfrontation geprägten Zeit muss die Buch- und Medienbranche ihre wichtige Rolle wahrnehmen. Gerade jetzt braucht die Gesellschaft starke und unabhängige Ideen- und Inhaltsvermittler, die Informationen und Geschehnisse einordnen, hinterfragen und differenzieren. Bücher verbreiten Wissen, Geschichten und Erfahrungen. Nie waren Buchmenschen und Kulturschaffende wichtiger als heute“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, auf der Eröffnungspressekonferenz am heutigen Dienstag.

Das Thema Europa wird auch auf der feierlichen Eröffnung der Frankfurter Buchmesse eine zentrale Rolle spielen: Als politischer Redner wird Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes, erwartet. Und nicht zuletzt stellt sich in diesem Jahr mit Martin Schulz, europäisches Parlament ein Sprach- und Kulturraum aus dem Herzen Europas vor.

Neben politischen und gesellschaftlichen Debatten und aktuellen Branchenthemen wie der Urheberrechtsreform rückt die 68. Frankfurter Buchmesse die Kunst und Künstler in den Mittelpunkt: „Wir beschäftigen uns intensiver denn je mit der Frage, wie die Kreativen, die Schöpfer von geistigem Eigentum, von ihrer Arbeit leben können. Welche Geschäftsmodelle, welche Regelungen und Gesetze sind notwendig? Und welche Netzwerke erleichtern den internationalen Austausch? Diese Themen stehen in diesem Jahr bei unserem neuen Projekt THE ARTS+ auf der Agenda“, sagte Juergen Boos.

Vom 19.-23. Oktober findet THE ARTS+ zum ersten Mal während der Frankfurter Buchmesse statt. Mit einer eintägigen Konferenz (Mittwoch, 19. Oktober 2016) und fünftägigen Messe (Halle 4.1) bietet THE ARTS+ den idealen Rahmen, um Digitalisierung als Chance zu diskutieren und neue Geschäftsmodelle in der Kultur- und Kreativindustrie auf den Weg zu bringen. Die Nutzung von Artificial Intelligence in der Content-Entwicklung, die Verwendung vom 3D-Druck in den Bereichen Architektur und Mode, der Einsatz von Virtual-Reality-Umgebungen in Museen und der Stadtplanung oder digitale Marktplätze für kreative Produkte sind nur einige Beispiele, wie sich neue Technologien in der Kulturbranche integrieren lassen.

Zur 68. Frankfurter Buchmesse vom 19. bis 23. Oktober 2016 werden rund 7.100 Aussteller aus über 100 Ländern erwartet. Damit bewegt sich die Buchmesse größenmäßig auf Vorjahresniveau. Rund 4.000 Veranstaltungen sind im Veranstaltungskalender der Buchmesse gelistet. Rekordzahlen vermeldet dieses Jahr das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg): Über 700 Agenten und Scouts vertreten 300 Agenturen aus allen Sprachräumen in Frankfurt. Ein Wachstumsbereich auf der Buchmesse – wie auch auf den internationalen Buchmärkten – ist das Segment Kinder- und Jugendbuch: In den Hallenebenen 5.1 und 6.1 wurde deshalb ein neues internationales Areal geschaffen – rund 300 Kinder- und Jugendbuchverlage präsentieren sich auf einer 4.000 Quadratmeter großen Fläche. An den Frankfurt Hot Spots – den Schaufenstern für Technologie und digitale Innovationen der Frankfurter Buchmesse, stellen in diesem Jahr 90 Aussteller aus 26 Ländern ihre Produkte vor, insgesamt 170 Veranstaltungen und Präsentationen können an den vier Hot-Spot-Bühnen besucht werden.

 

Autor: christoph.fleischer

Christoph Fleischer, evangelischer Pfarrer in Westfalen, Mitglied in der Gesellschaft für evangelische Theologie und in der Dietrich Bonhoeffer Gesellschaft.

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