Zu: Sarah Tavernier und Alexandre Verhille: Der illustrierte Atlas der Architektur (voller merkwürdiger Bauwerke), Übersetzt aus dem Französischen von Claudia Sandberg, Kleine Gestalten, Berlin 2016, ISNB: 978-3-89955-774-9, 45 Seiten im Bilderbuchformat, Preis: 22,90 Euro
Das besondere Format dieses Buches fiel schon bei der Lieferung auf. Da das Buch ca. 28 cm breit und 38 cm hoch ist, wurde es in einem Paket ausgeliefert. Als es angekündigt wurde, bewegte mich die Frage, ob es nicht gerade die Bauwerke der Religionen sind, die in Vergangenheit und Gegenwart die Stellung der Religion in der Gesellschaft prägen und die andererseits auch zeigen, dass Religion ein Teil dieser Welt ist. „Der illustrierte Altas der Architektur“ bietet ein ideales Format für einen visuellen Überblick, der jeweils auf die Regionen der Erde bezogen ist. Die Doppelseiten sind jeweils eine Einheit. Dadurch kommen auch besonders hohe Gebäude zur Geltung. Tatsächlich geht es hierbei auch um die Superlativen der Architektur. Das höchste Gebäude der Welt ist Burj Khalifa in Dubai (S. 19). Eine interessante Zusatzinformation ist, dass es im Film „Mission impossible – Phantom Protokoll“ zu sehen ist. Auf der gleichen Seite ist auch eine Superlative in religiöser Hinsicht: Die „Moschee Al-Haram in Mekka ist die „Größte Moschee der Welt“ mit Platz für 900000 Personen. Auch für die Religion selbst gibt es einen Superlativ: Sie ist die „Heiligste Stätte für die Muslime“ (S. 19). Immerhin sind auf der gleichen Seite „Naher Osten“ die bedeutenden religiösen Stätten in Jerusalem abgebildet und erklärt, die Grabeskirche, die Klagemauer und der Felsendom. So viele religiöse Bauwerke im Verhältnis gibt es auf keiner anderen Seite.
Aber es gibt sie die aus Waldkiefer erbaute Stabkirche in Norwegen in Heddal (Nordeuropa, S. 9), den Mailänder Dom und die Sagrada Familia aus Barcelona (S. 10), Klöster auf einem Felsen aus Griechenland (S. 11), der Stephansdom aus Wien (S. 12), osteuropäische Kathedralen und die blaue Moschee aus dem europäischen Teil Istanbuls und damit auch der Türkei (S. 12/13). Während Zentralasien noch einmal sehr von religiösen Bauten wie Tempeln und Moscheen geprägt ist, fallen sie in Amerika und Afrika kaum noch ins Gewicht. Auffallend sind allerdings die Jesus-von-Nazareth-Kirche aus Mexiko (S. 36) und die 38 Meter hohe Christusfigur aus Rio de Janeiro, Brasilien (S. 42).
Fazit: Die Religion gehört zur Menschheit und es gibt auch besonders interessante religiöse Bauwerke, auch als Versammlungsorte für viele Gläubige, aber die Superlative gehört den Hochhäusern und Türmen, den Regierungspalästen und auch einigen kulturellen Bauwerken.
Das Buch „Der illustrierte Atlas der Architektur“ ist als Kinderbuch ab 8 Jahren gedacht und passt auch gut in die Entwicklungsphase, in der Kinder alles von der Welt wissen wollen. Es ist wirklich kein reines Bilderbuch, denn es werden auch bemerkenswerte Informationen vermittelt, z. B. über die Liste des Weltkulturerbes, die geographische Verortung und die Bauzeit. Ins Bücherregal kann man das Buch allerdings nicht stellen, sondern nur legen. Die Frage, warum Menschen die Superlative lieben, wird hier allerdings nicht beantwortet.