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Jacques Derrida, Hans-Georg Gadamer, Philippe Lacoue-Labarthe: Heidegger. Philosophische und politische Tragweite seines Denkens, Das Kolloquium von Heidelberg, Mit einer Notiz von Jean-Luc Nancy, Herausgeberin der französischen Ausgabe: Passagen, Mireille Calle-Gruber, aus dem Französischen von Esther von der Osten, Hrsg. Von Peter Engelmann, Passagen Verlag, Wien 2016, ISBN: 978-3-7092-0203-6, Softcover, Seiten 146, Preis: 19,90 Euro
Das Buch ist mehr als eine bloße Dokumentation des Ereignisses in Heidelberg am 5.2.1988, eines binationalen Fachgesprächs in französischer Sprache mit den Philosophen Jacques Derrida, Hans-Georg Gadamer, Philippe Lacoue-Labarthe. Jean-Luc Nancy stellt das Gespräch in den Kontext des Diskurses über die Herausgabe der „Schwarzen Hefte“ mit der Erkenntnis, dass die Debatte vor knapp 30 Jahren inhaltlich über die Neuigkeiten kaum einzuholen oder gar zu überbieten ist. In diesem Zusammenhang ist auf die insgesamt 81 Anmerkungen hinzuweisen, die zumeist mit Literaturhinweisen die Möglichkeiten weiterer Beschäftigung mit dem Thema „Kontext der Philosophie“ einladen.
Das Kolloquium, das selbst etwa 4 Stunden gedauert hat, wurde am nächsten Tag in einem Café fortgesetzt. In diesem Nachgespräch gingen die Gesprächsteilnehmer auf Fragen ein, die am Vorabend nicht mehr gestellt werden konnten.
Ein weiterer Aufsatz von Hans-Georg Gadamer und einige Presseartikel, einer davon von Jacques Derrida, runden das Buch ab. Das Vorwort von Reiner Wiehl und die editorische Einleitung von Mireille Calle-Gruber bieten eine gelungene Hinführung zum Thema.
Nach der Lektüre zeigt sich:
- Heidegger war überzeugter Nationalsozialist, blieb aber wohl dabei immer sprachlich auf der Seite der Philosophie,
- Heideggers Wirkungsgeschichte besonders im Sinn von „Sein und Zeit“ überstrahlte die dunkle Seite,
- Heidegger selbst ist kein Philosoph, der nachgebetet werden will, sondern der zum selbstständigen Denken anregt,
- Heidegger lässt sich zuletzt kein Stempel aufdrücken, der auf sein ganzes Leben passt,
- Heidegger hat manchmal geschwiegen, wo er hätte reden müssen.