Varianten und Vorbilder sozialkritischer Kommunikation, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2019


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Sans phrase, Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 13, Herbst 2018, ça ira Verlag, Freiburg 2018, Preis: 15,00 €

Halbjahresschrift für die Mitglieder des Instituts für Sozialkritik, Freiburg

Der Inhalt der als Buch erscheinenden Zeitschrift ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil mit der Überschrift „Parataxis“ enthält Aufsätze zu sozialkritischen Themen und der zweite Teil Essays und ein Dossier.

Wenn man unter der rhetorischen Figur Parataxe eine Nebeneinanderstellung von Sätzen bezeichnet, so wirft dies ein Bild auf den ersten Teil, der eine Sammlung unterschiedlicher Arbeiten zeigt. Einige Artikel sind Johannes Agnoli gewidmet, einem Hochschullehrer aus Berlin, der dem radikalen Flügel der Studentenbewegung nahestand. Er wurde in Italien geboren und starb dort auch im Jahr 2003. Obwohl er zunächst bei der Bewegung Mussolinis und später auch den Nationalsozialisten mitwirkte, bekehrte er sich später zum Marxismus. Im Aufsatz von Stephan Grigat, Denker der Subversion (S. 59 – 69) wird das Leben und Wirken von Johannes Agnoli gewürdigt.

Es folgen zwei weitere Artikel von und über Wolfgang Pohrt, einem ehemaligen Konkret-Autor, dessen Werke zurzeit bei Edition Tiamat erscheinen. Pohrts Lebenswerk war der Ideologiekritik gewidmet.

Der zweite Teil der Zeitschrift enthält eine geschlossene Dokumentation eines Briefwechsels des Philosophen Karl Löwith mit dem Schriftsteller Günter Anders, der auch Günter Stern hieß und in Wien lebte. Mit diesem Dossier weist die Zeitschrift darauf hin, dass zurzeit an der Edition des Briefwechsels von Karl Löwith gearbeitet wird.

Es ist wirklich ein sehr lohnendes Dossier, das über die historische Einordnung hinaus zeigt, wie zwei verschiedene Publizisten, die eigentlich nur die Tatsache verbindet, unter Antisemitismus gelitten zu haben, offen und kritisch und zugleich höflich distanziert miteinander kommuniziert haben.

Manchmal wird auch zu Martin Heidegger Stellung bezogen, wobei sich zeigt, dass trotz der beißenden Kritik seitens Günter Anders sich Karl Löwith nicht zu einer abfälligen Äußerung zu seinem Marburger Lehrer hinreißen lässt.

Der zweite Teil enthält noch zwei Artikel zu Theodor W. Adorno, zu Franz Kafka, zu Johann Sebastian Bach und zu Melanie Klein.

Der Aufsatz über den Schristeller Franz Kafka zeigt, dass deessen „Process“ keineswegs (nur) surrealistisch verstanden werden muss, sondern auch ebenso als hintergründige Beschreibung des Antisemitismus funktioniert, ohne diesen jedoch explizit beim Namen zu nennen. Einige seiner Auswirkungen sind dezidiert und auf Deutschland bezogen fast prophetisch genau gezeichnet: ein Rechtsverfahren ohne Recht, ein Urteil ohne Begründung, eine Hinrichtung ohne Urteil und anderes mehr.

Wie tief der Antisemitismus in Deutschland verankert ist, zeigt der Artikel über Johann Sebastian Bach exemplarisch.

Für psychologisch interessierte Leserinnen und Leser ist der Aufsatz über Psychoanalytikerin Melanie Klein von Interesse, die noch 1938 nach London emigrieren konnte.

„Wozu Religion?“ – Pressemeldung aus Hamm


Dr. Eugen Drewermann referiert am 19.02.2019 in der Kreuzkirche Hamm Bockum-Hövel

HammDr. Eugen Drewermann, bekannter Schriftsteller, Theologe und Psychoanalytiker, stellt sich dieser Sinnfrage und sucht nach Antworten, die den Wirren unserer Zeit gerecht werden. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird die Tätigkeit der „Internationalen Westfälischen Kinderdörfer“ vorgestellt. Ab 17 Uhr kann man sich bei einem Stehcafé über die konkrete Arbeit im Kinderdorf in Peru informieren, der Vortag beginnt um 17.50 Uhr. 

Frau Lilo Bergenthal, Organisatorin der Veranstaltung „Literatur um 10.00 “ ist stolz und glücklich, den berühmten Schriftsteller, Psychotherapeuten und Kirchenkritiker Dr. Eugen Drewermann für einen seiner inzwischen seltenen Vorträge gewonnen zu haben.

Öffentliches Aufsehen erregte Drewermann insbesondere, als ihm 1992 die Predigtbefugnis durch die katholische Kirche abgesprochen wurde. Geboren wurde Eugen Drewermann am 20.06.1940 in Bergkamen, er wuchs dort in einer Bergmannsfamilie auf. Sein Abitur absolvierte er am humanistischen Gymnasium Hammonense in Hamm Sein weiterer Weg führte ihn nach Münster und Paderborn, wo er Philosophie und katholische Theologie studierte. Es folgten eine Ausbildung in Neopsychoanalyse und die Habilitation in katholischer Theologie in Göttingen sowie langjährige Dozententätigkeit.

Ursache für den Entzug der Predigtbefugnis im Jahr 1992 waren u.a. strittige Ansichten Drewermanns in Fragen der Bibelauslegung. 2010 trat Eugen Drewermann aus der katholischen Kirche aus. Drewermann ist als Schriftsteller, Redner, Psychotherapeut sowie als Lehrbeauftragter tätig und bekannt. Insbesondere durch seine druckreifen Reden und inspirierenden Vorträge begeistert er sein Publikum immer wieder aufs Neue.

Der Träger des Internationalen Albert-Schweitzer-Preises und Autor zahlreicher Bücher referiert in Hamm über die Frage „Wozu Religion?“

Sind die Menschen besser dran ohne Religion? Oder kann Religion Antworten auf die Fragen unserer Zeit geben? Ist Vertrauen besser statt Angst, Hoffnung statt Verzweiflung? Geben wir in schwierigen Zeiten unseren Nächsten auf oder orientieren wir uns an Gott? Einem Gott, der keinen Menschen aufgibt. Gott wird jedem nachgehen, in der Seele eines jeden Menschen sich vernehmbar machen. Haben wir dann eine andere Wahl, als so zu tun? Erzählt Jesus doch die Geschichte vom verlorenen Schaf, dem der Hirte, den ganzen Tagesweg zurücklegend, suchend nachgeht, bis er es findet.

Wozu ist Religion da? Wozu brauchen wir sie? Und was genau brauchen wir? Auslegungen? Interpretationen oder ist das Wesentliche der Religion viel einfacher und notwendiger?

Mit Dr. Eugen Drewermann als Referent erwartet alle Interessierten ein spannender und anregender Abend.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, es wird jedoch um Spenden für das „Internationale Westfälische Kinderdorf“ in Peru gebeten über das im Rahmenprogramm durch Frau Renate Peth informiert wird.

Veranstalter sind Lilo Bergenthal (Tel. 02381 – 75848), Organisatorin der Reihe „Literatur um 10.00“, sowie die Evangelische Kirchengemeinde Bockum-Hövel, Rebecca Klein (Tel. 02381 -71383), Südgeist 24 (Gemeindebüro).