Glauben in der Spätmoderne? Rezension von Konrad Schrieder, Hamm 2018


Rudolf Hubert: Wo alle anderen Sterne verlöschen. Glaube als Zukunftsmodell, Echter Verlag, Würzburg 2018, ISBN 978-3-429-05314-7, 133 S, broschiert, € 14,90.

Welche Bedeutung kann dem Glauben in einer modernen pluralistischen Gesellschaft noch zukommen? Dieser Frage geht Rudolf Hubert, Regionalleiter der Region Schwerin im Caritasverband für das Erzbistum Hamburg e.V. nach. Dazu lässt er Texte von Hans Urs von Balthasar, Karl Rahner, Reinhold Schneider und Eugen Drewermann sprechen. Die Erfahrung von Ohnmacht im Angesicht von Terror und anderen Katastrophen führt uns unsere eigene Geschichte als eine ständige Entfremdung vom Christentum vor Augen (S. 18 f.). Demgegenüber gilt es, das Christentum als „Anwalt echter Humanität“ (18) wiederzuentdecken. Dies versucht Rudolf Hubert in Abgrenzung zum atheistischen Humanismus, der meint, ohne Gott auskommen zu können und stattdessen das eigene Glücksstreben einer hedonistischen Ethik unterordnet (59, 79, 81).

Existentielle Grenzerfahrungen des Menschen angesichts des Todes und der Theodizeefrage können zu Anknüpfungspunkten für die Rede von Gott werden (60,64). Der Mensch stellt die Frage nach dem letzten Sinn, er ist selbst die Frage (33,88,92). Ja, es ist sogar so, dass der Glaubende einen „bekümmerten Atheisten“, der „vor dem finsteren Rätsel des Daseins“ verstummt, als jemanden ernstnehmen kann, der, auch wenn er Gott leugnet, sich nicht mit Klischees zufriedengibt, sondern eine „unerfüllte metaphysische Sehnsucht“ hat (96). 

Es gehört zum Wesen des Menschen, dass er offen ist für Gott, und wenn er das leugnet, dann widerspricht er sich selbst (95). Dennoch ist Gott nicht nur eine Vorstellung innerhalb des Menschen, sonder sein Gegenüber (41, vgl. 37). 

So kann Rahners Rede vom anonymen Christentum den Weg weisen, dass der Mensch sich nicht narzisstisch-sinnentleert in einer pluralistischen Gesellschaft verliert, sondern durch den Glauben an sich selbst und damit an Gott rückgebunden bleibt. 

Der Glaube transzendiert den Menschen und gibt seinem Leben Sinn. So ist der Mensch keine Funktion oder ein „Vehikel der Gene“, sondern ein „Kind der Liebe“ (88,94). Liebe ist „die Mitteilung der stärksten Kraft, der ein Mensch sich selber verdankt und die ihn zum Menschsein bestimmt“ (67) heißt es bei Drewermann, den Rudolf Hubert immer wieder als zuverlässigen Rahner-Interpreten heranzieht. Dieser Erfahrungshorizont des Geliebtwerdens um lieben zu können wird, Rahners Argumentation folgend, christologisch rückgebunden.

Christus ist als der Logos die trinitarische „Subsistenzweise“ (36 f.), die dazu bestimmt ist, Mensch zu werden. Als solcher ist er „am radikalsten Mensch“ (71) und Brücke zwischen Welt und Gott (vgl. 29, v. Balthasar). Diese Erkenntnis ergibt sich freilich aus der kategorialen Heilsgeschichte, in der sich Gott in Jesus Christus offenbart hat. Darin wird Christus dadurch zum Urtypus des Menschen, ohne dass das transzendentale Geheimnis Gottes dadurch aufgehoben oder vollständig erschlossen werden könnte. Oder mit Rahner: Das liebende Herz Jesu wird zu einem Realsymbol der transzendentalen Wirklichkeit des Menschen (53, gegen die positivistische Position auf S. 28). 

In Christus bleibt der Mensch zwangsläufig auf Gott bezogen. Der Autor zieht daraus die Konsequenz: „Wenn Christus das Geheimnis meines Lebens ist, das Geheimnis jedesmenschlichen Lebens, dann ergeben sich daraus Schlussfolgerungen für die Vermittlung und die Vermittler des Glaubens.“ (35). Es ist die priesterliche Existenz, die paradigmatisch für die Existenz schlechthin ist. Glaube hat etwas mit Einübung zu tun (ebd.), und so wird der Priester zum Mystagogen (101). Gott bleibt ein Geheimnis, und so bleibt auch die Sinnsuche ein Prozess (42), ebenso wie der Glaube nie fester verfügbarer Besitz sein kann (31). Die Erfahrung des Geistes, den Gott in seiner liebenden Selbstmitteilung in die Herzen ausgegossen hat (72) ermöglicht es, in Freiheit (103) das Gnadengeschenk des Glaubens anzunehmen (101), mehr noch, betend die eigenen Grenzen zu überschreiten (71) und dadurch, gegründet auf die Liebe, wirklichfrei zu sein (70) und ein sinnerfülltes Dasein zu führen – fernab von „Selbstüberschätzung, Hybris und falsch verstandener Autonomie“ (37 f.,71).

Rudof Hubert unternimmt in dem schmalen Band den erfreulichen Versuch, die großen Denkansätze des 20. Jahrhunderts in der katholischen Theologie wieder aufzugreifen und für den gegenwärtigen Lebenskontext fruchtbar zu machen, ein Anliegen, um das sich die herangezogenen Theologen stets bemüht haben. Es geht um nichts weniger als die Frage „wann und wo die Rede von Gott überhaupt sinnvoll ist“ (41). Der Glaube als „Vollzug des gläubigen Subjektseins“ (ebd.) ist Existenzweise nicht ein Moment im pluralistischen Konzert der Neuzeit, er ist existentialer Stand-punkt. Als Gegenüber  zu Gott erfährt sich der Mensch im Hören (49,56,103). Um dieses Wort lebendig werden zu lassen, bedarf es heute mehr denn je einer narrativen Theologie aber auch Multiplikatoren in den Gemeinden und der Gemeindeleitung, vor allem aber eines ganzheitlichen Vollzugs von Glauben und Leben (49 f.).

Rahners oft schwer zu verstehende Ansatz (37) hat seinen Ansatz bei der Anthropologie. „Erfahrung“ (41) ist ein transzendentaler Begriff, der im Menschen notwendig angelegt und auf Gott als sein Gegenüber ausgerichtet ist. Dieser katholische Ansatz ist auch – jenseits von Barth und Schleiermacher – für evangelische Christen bedenkenswert, nicht zuletzt auch aufgrund von Tillichs Rede von dem, „was uns unbedingt angeht“.

Gebete und Texte des Kirchenjahres in aktueller Sprache, Rezension von Konrad Schrieder, Hamm 2018

Stephan Goldschmidt: Denn du bist unser Gott. Gebete, Texte und Impulse für die Gottesdienste des Kirchenjahres, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2018, gebunden, 352 S., mit CD, ISBN 978-3-7615-6553-7, Preis: 32,00 Euro

Seit dem 1. Advent gilt die neue revidierte Perikopenordnung. Neben einer moderaten Modifikation der Lesungstexte unterscheidet sie sich von ihrer Vorgängerin vor allem, dass die altkirchliche Evangelien- und Epistelreihe aufgegeben wurde und nahezu ein Drittel der Texte aus dem Alten Testament stammen. So finden sich nach dem abgedruckten Wochenpsalm ein Text aus der jeweiligen der drei Gattungen, der verschiedenen Lesejahren zugeordnet ist. Da der Turnus von sechs Lesejahren beibehalten bleibt, folgen zusätzlich für jeden Sonn- und Festtag drei Predigttexte sowie weitere Perikopenvorschläge. Dazu ist bereits eine Fülle an Material erschienen.

Stephan Goldschmidt, der Geschäftsführer der Liturgischen Konferenz in der EKD, legt mit seiner Neuerscheinung einen liturgischen Wegbegleiter für das Proprium de Tempore des ganzen Kirchenjahres vor, in den eine 20 Jahre lange reiche Erfahrung mit dem Umgang und der Formulierung von Gebeten eingeflossen ist. Für jeden Anlass finden sich der Wochenspruch, die Textstellen des Wochenpsalms und der drei ersten Lesungen, die beiden Wochenlieder, ein Eingangs- und ein Schlusslied sowie zwei weitere Liedvorschläge aus dem Stammteil des EG oder dem Ergänzungsheft, die die beabsichtigte ausgewogene Mischung von traditionellem und neuem Liedgut weiterführt. Es folgt eine Meditation mit den Wochenpsalmen in aktualisierter Sprache, teilweise auch mit freien Texten, etwa am 8. und 10. (Israelsonntag/Gedenktag der Zerstörung des Tempels) Sonntag nach Trinitatis zum Thema „Klage“. Die Tagesgebete sind an Gott den Vater gerichtet und folgen im Wesentlichen dem klassischen Aufbau, lassen aber den trinitarischen Schluss vermissen.

Die Fürbitten bieten ein breites Spektrum an Gebetsanliegen, die auf das jeweilige Thema des Son- oder Festtages abgestimmt sind (etwa „Frieden“ in der Christnacht, „Geist Gottes“ zum 6. Sonntag nach Trinitatis, „Teilen“ zum 7. Sonntag nach Trinitatis und „Schuld und Vergebung“ sowie Fürbitte gegen Antisemitismus zum 10. Sonntag nach Trinitatis. Die einzelnen Fürbitten sind übersichtlich in Abschnitte gegliedert und Gebetsrufe lassen sich, sofern nicht vorhanden, individuell einfügen. Ein Impuls zum Sonntagsevangelium, das das Thema des Gottesdienstes vorgibt, rundet schließlich die Textsammlung ab.

Zur Christnacht und zum Altjahrsabend wird jeweils eine „Alternative Lesung“ mit verteilten Rollen angeboten, zum ersten Anlass als Verschränkung der bekannten Geburtserzählung nach Lukas in Verschränkung mit Prediger 3 (alles hat seine Zeit).

Das Erntedankfest ist nach dem 18. Sonntag nach Trinitatis angeordnet und entsprechend der Ordnung im Lektionar als erster Sonntag im Oktober ausgewiesen. Der Reformationstag folgt dem 21. Sonntag nach Trinitatis und der Letzte Sonntag im Kirchenjahr findet sich der neuen Ordnung entsprechend als Ewigkeitssonntag und als Totensonntag mit unterschiedlichem Proprium.

Der Leser hält passend zum Evangelischen Gottesdienstbuch einen Band mit Texten in aktueller, zeitgemäßer und inklusiver Sprache in Händen. So wird Gott im Tagesgebet zum 5. Sonntag nach Ostern „Vater und Mutter“ genannt oder am 3. Sonntag nach Epiphanias die verschiedenen Religionen und Kulturen in unserem Land bedacht.

Eine CD mit einer PDF aller Texte zum Kopieren ist beigefügt, zwei Lesebändchen erleichtern die Handhabe.

Dieses Werk will keine Predigthilfe ersetzen. Das übersichtliche und vielseitige Arbeitsbuch sollte als unentbehrliches Rüstzeug auf dem Schreibtisch des Liturgen/der Liturgin bei der Vorbereitung des Gottesdiensts nicht fehlen.

Platon ist überraschend aktuell, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018


Zu: Christoph Quarch: Platon und die Folgen, J. B. Metzler im Springer Verlag, Deutschland, Stuttgart 2018, gebunden, 186 Seiten, ebook inside, ISBN: 978-3-476-04635-2, Preis: 19,99 Euro

Christoph Quarch setzt in diesem Buch der Reihe „N. N. Und die Folgen“ Platon wieder auf die Tagesordnung. Der Autor ist freiberuflich wissenschaftlich und journalistisch tätiger Philosoph und Theologe, auch Lehrbeauftragter an verschiedenen Hochschulen (siehe Klappentext, Infos auch unter https://christophquarch.de/presse/vita/ ).  

In der Einleitung zeigt er, dass die Verurteilung Platons im 19. und 20. Jahrhundert vor allem auf Fehlinterpretationen beruht. Er rückt Platon von Aristoteles ab, der als sein Schüler das Platonbild maßgeblich prägte. Ein besserer Kontext der platonischen Dialoge seien die Fragestellungen der sogenannten Vorsokratiker, so Christoph Quarch. Platon als Lehrer einer dialogischen Philosophie sei heute wieder neu zu hören und passe in die gegenwärtige philosophische Landschaft.

Jedes Kapitel des Buches von der Einleitung abgesehen bezieht sich auf ein dialogisches Buch Platons und zieht zu dessen Verständnis den werkimmanenten Kontext heran.

Das erste Buch, das der Autor behandelt, ist im Werkaufbau Platons eines der letzten: NOMOI (Im Text stehen griechische Worte in lateinischer Kleinschrift) . In diesem Buch, einem Trialog, diskutieren drei Philosophen während einer Wanderung auf Kreta über die mögliche Verfassung einer POLIS, ein Kreter, ein Spartaner und ein Athener.

Christoph Quarch zitiert zuerst aus der Rede des Atheners, der nach der Grundlage fragt, die für ihn Gott ist. Die Gottheit wird mit PSYCHE gleichgesetzt. Sie ist „… der Grund des Erscheinens und des Seins von allem Seienden.“ PSYCHE ist zugleich der Atem des Lebens und damit für Platon der Begriff für Lebendigkeit. Lebendigkeit ist für Platon eine Gottheit. Und so folgert er, dass Platon in dieser Rede des Atheners eine Metaphysik der Lebendigkeit entwirft. Im Blick auf die Wirkungsgeschichte Platons ist hier von Heidegger die Rede, der sich von der Metaphysik des Aristoteles abgrenzt, der seine Lehre eher an der TECHNE als an der PSYCHE, der Lebendigkeit orientiert.

Die Überschriften der anderen Kapitel zeigen, welches Thema sie behandeln wie: „Das Wunder des Werdens“, „Vom Sinn des Lebens“ und das „Ringen um Gerechtigkeit“, immer jeweils mit der Lektüre eines dialogischen Werks von Platon verbunden.

Aus theologischer Sicht ist auch neben allen Kapiteln vor allem das letzte interessant: „Theos. Die Versöhnung von Mythos und Logos und das Denken der Zukunft.“

Auch wenn das Buch nicht strukturell den Philosophen Platon und seiner Wirkungsgeschichte trennt, sondern beides ineinanderfügt, ist es doch ein wegweisender Brückenschlag zwischen der Wiege der europäischen Kultur und dem Denken der Gegenwart.

Besinnlich den Advent begehen, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu: Fabian Brand: Sehnsucht, Sinn und Stille Nacht, 24 mal Hoffnung im Advent, Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2018, ISBN: 978-3-7615-6538-4 (Print), www.neukirchener-verlage.de, Preis: 9,99 Euro


Der katholische Theologe Fabian Brand veröffentlicht nun schon das zweite Adventsbuch im eher evangelischen oder sogar evangelisch-reformierten Verlag aus Neukirchen-Vluyn. Dieses Adventsbuch hat im Verlag schon Tradition, wie z. B. die zuvor erschienen Bücher von Hanna Buiting zeigen.

Nun also die Frage: Was ist das Besondere am Buch von Fabian Brand, der wie schon zuvor für jeden Tag im Advent vom 1. bis 24. Dezember eine kurze Besinnung vorlegt. Jede Besinnungsandacht beginnt in der Überschrift mit dem Wort „Sehnsucht“. Hiermit wird in der Bevölkerung noch mehr und anders gefragt, als die kirchliche Verkündigung mitteilen, nämlich nach der Sehnsucht nach Sinn, Heimat, Liebe, Freiheit, Trost, Geborgenheit, Hoffnung, Treue usw. Hiermit wird die Botschaft der Bibel im menschlichen Alltag verortet.

Besonders interessant, aber nicht überzogen, ist der sporadische Bezug zum heutigen Israel, das aber gleichwohl nicht idealisiert wird. Der Klappentext sagt, dass der noch recht junge Fabian Brand auch in Jerusalem studiert hat und somit eine persönliche Erfahrung mit Israel einbringen kann.

Vielleicht kann man zwei Sätze ans Ende dieser Rezension setzen, die sich in der abschließenden Weihnachtsandacht finden: „Nimm dir Zeit, deiner Sehnsucht nachzugehen, dir deiner Hoffnungen bewusst zu werden. Nimm dir Zeit, ganz da zu sein, mit allem, was dich bewegt und bedrückt, dich freut und dich fröhlich macht.“

Diese Verortung wird im Titel eines anderen Buches von Fabian Brand ganz praktisch vollzogen: „Kirche, Bordell und Armenküche: 24 Orte adventlicher Hoffnung“ (Echter-Verlag)

Religion und Familie, Rezension von Christoph Fleischer, Welver 2018

Zu:

Husch Josten: Land sehen, Roman, Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2018, ISBN: 978-3-8270-1379-8, Preis: 20,00 Euro

Husch Josten ist eine bekannte Schriftstellerin, soweit erfahre ich vom Umschlagtext. Das Buch ist, so heißt es hier, ihr fünfter Roman. Die Hauptperson, der Ich-Erzähler im Roman ist hingegen ein Mann, Horand, genannt Hora. Er ist Professor für Literaturwissenschaft in Bonn.

Thema des Buches ist dessen Onkel, Bruder Athanasius, ein Ordensbruder, mit bürgerlichem Namen Georg, ein jüngerer Bruder seiner Mutter. Irgendwann haben sie sich aus den Augen verloren und Georg hatte nicht mehr viel mit der Familie zu tun.

Spannend wird das Buch im Blick auf das Thema Religion insofern, dass die Ordensgemeinschaft, zu der Bruder Athanasius gehört, der extremistischen Ordensgemeinschaft der Piusbrüder nahesteht und etwa die Liturgie in lateinischer Sprache feiert.

Die Anwesenheit Onkel Georgs in Bonn hängt damit zusammen, dass er in Geschichte über das Ordenshaus eines Klosters in der Eifel promoviert. Da trifft es sich gut, dass der Familie noch ein altes Bauernhaus in der Eifel gehört, in dem Hora und seine derzeitige Partnerin Urlaub machen, um das Kloster Maria Laach zu besuchen und auch um sich ein Bild vom Ordensleben zu machen. 

Zum Schluss, Onkel Georg ist inzwischen schwer krank geworden, tritt das Thema Familie in den Vordergrund. Wolfgang, ein weiterer Bruder, und zehn Jahre älter als Georg, ist 1935 geboren und bedingt durch Sauerstoffmangel behindert auf die Welt gekommen.

Als 1939 alle behinderten Kinder unter drei Jahren dem Staat gemeldet werden mussten, war Wolfgang schon ein Jahr älter. Wolfgang ist der Zwangstötung entkommen.

Der Roman kommt wieder auf Georg zu sprechen, der auf einer Intensivstation liegt. Er wird zuletzt zum Pflegefall und tritt keinesfalls in ein Kloster mehr ein. Doch der wahre Grund dafür ist ein anderer. Die Pointe, ist allerdings m. E. ein wenig konstruiert, wenn sie doch dazu passt, dass Hora schon ganz früh daran zweifelt, ob Onkel Georg, so wie er ihn kannte, überhaupt für ein Ordensleben geeignet war.

Das Buch kommt also wieder zum Thema Religion zurück, vielleicht plausibel aber nicht unbedingt schlüssig. Doch das Buch ist wirklich lesbar und flüssig erzählt. Es berührt tatsächlich mehrere Themenfelder der Geschichte des 20. Jahrhunderts, doch ob es wirklich ein Roman ist, wage ich zu bezweifeln. Im Sinn der Arbeit etwa von Christa Wolf, wäre als Untertitel „Erzählung“ eher passend gewesen. Die Gattungsbezeichnung Roman wird im der heutigen Literatur inflationär verwendet.