Predigt über Johannes 3,1–8, Sonntag Trinitatis, Christoph Fleischer, Welver 2015

 

Die Predigt wird gehalten in Möhnesee-Günne, Soest-Meiningsen (mit Taufe)

Johannes 3,1–8
1Einer von den Pharisäern* war Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Rates. 2Eines Nachts kam er zu Jesus und sagte zu ihm: »Rabbi, wir wissen, dass Gott dich gesandt und dich als Lehrer bestätigt hat. Nur mit Gottes Hilfe kann jemand solche Wunder vollbringen, wie du sie tust.«

3Jesus antwortete: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von oben her geboren wird, kann Gottes neue Welt zu sehen bekommen.«

4»Wie kann ein Mensch geboren werden, der schon ein Greis ist?«, fragte Nikodemus. »Er kann doch nicht noch einmal in den Mutterschoß zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!«

5Jesus sagte: »Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist* geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen. 6Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt von menschlicher Art. Von geistlicher Art kann nur sein, was vom Geist Gottes geboren wird. 7Wundere dich also nicht, dass ich zu dir sagte: ‚Ihr müsst alle von oben her geboren werden.‘ 8Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So geheimnisvoll ist es auch, wenn ein Mensch vom Geist geboren wird.«

Liebe Gemeinde,

Das Gespräch zwischen Nikodemus und Jesus ist eigentlich der einzige rabbinische Dialog im Neuen Testament. Sonst heißt es nur, dass Jesus herausgefordert wird, oder dass man versucht ihn reinzulegen. Die Frage des Rabbiners, der spät am Abend zu Jesus kommt, ist ob Jesus der Messias ist. Doch diese Frage wird nicht gestellt. Der Rabbi drückt es anders aus. Er sagt vielmehr, Jesus sei ein anerkannter Lehrer, da er Wunder vollbracht habe.

Ich finde es eigentlich ganz gut, dass die Messiasfrage an dieser Stelle nicht ausgesprochen wird. Ein Dialog muss nicht damit anfangen, dass man die Unterschiede herausstellt. Nikodemus scheint sich doch zu Recht zunächst an den Gemeinsamkeiten zu orientieren. „Predigt über Johannes 3,1–8, Sonntag Trinitatis, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt Pfingstsonntag Johannes 14,23–27, Christoph Fleischer, Welver 2015

Predigttext Johannes 14,23–27 (Gute Nachricht Bibel)

23Jesus antwortete ihm: »Wer mich liebt, wird sich nach meinem Wort richten; dann wird ihn mein Vater lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

24Wer mich nicht liebt, richtet sich nicht nach meinen Worten – und dabei kommen doch die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat.

25Ich habe euch dies gesagt, solange ich noch bei euch bin.

26Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist*.

Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe.

27Zum Abschied gebe ich euch den Frieden*, meinen Frieden, nicht den Frieden, den die Welt gibt.

Erschreckt nicht, habt keine Angst!

 

Liebe Gemeinde!

Einstieg zum Anlass: Pfingstfest. Dazu ein kurzer Text aus einer Predigtmeditation:

„Pfingsten feiern wir heute, Ausgießung des Heiligen Geistes, Geburtstag der Kirche. »Halleluja« und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Unsere Pfingstlieder sind fröhlich, wir haben sie laut und voller Freude mitgesungen. Jetzt setzen Sie sich bitte mal so richtig bequem hin und warten auf die Pfingstpredigt. Schön wäre es, wenn die Predigt voll Feuer und Geist ist, eine richtige Pfingstpredigt also, die uns Mut macht und von Herzen froh: »gieß aus dein heilig Feuer«, ja, so soll es sein …“ (Gottesdienstpraxis Serie A:, 1. Perikopenreihe, Band 3, Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2015, Ingrid Keßler-Woertel, S. 27)

 

Der Predigttext aus dem Johannesevangelium besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Aussagen über die Einheit Jesu mit dem Vater, besonders bezogen auf die Worte Jesu, die ein bleibendes Element sind, die Ankündigung des Geistes und den Friedenssegen für die Jünger. Vielen wird der Text ein wenig abstrakt vorkommen. Anschaulicher ist da schon der Bericht aus der Apostelgeschichte, den wir als Epistel gelesen haben. Doch auch diese Pfingst-Geschichte wirft Fragen auf, die vielleicht hier von einer anderen Seite her beantwortet werden können.

Die zentrale Frage dabei ist: Wer oder was ist eigentlich der „Heilige Geist“? „Predigt Pfingstsonntag Johannes 14,23–27, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Johannes 15, 26 bis Johannes 16, 15 , Ergänzung mit Zitaten von Rudolf Bultmann, Christoph Fleischer, Welver 2015

Lesung: Johannes 15, 26 – 16, 15 (Auswahl)

15, 26 Der Helfer wird kommen, der an meine Stelle tritt.

Es ist der Geist der Wahrheit, der vom Vater kommt. Ich werde ihn zu euch senden, wenn ich beim Vater bin, und er wird als Zeuge über mich aussagen.

27 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.

16,4 »Ich habe euch dies alles zu Anfang nicht gesagt, weil ich ja bei euch war. 5 Jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat.

Doch niemand von euch fragt mich, wohin ich gehe.

6 Ihr seid nur traurig, weil ich euch dies alles gesagt habe.

7 Aber glaubt mir, es ist gut für euch, dass ich fortgehe; denn sonst wird der Helfer nicht zu euch kommen. Wenn ich aber fortgehe, dann werde ich ihn zu euch senden und er wird meine Stelle einnehmen.

8 Wenn er kommt, wird er gegen die Welt auftreten.

Er wird den Menschen zeigen, was Sünde ist und was Gerechtigkeit und was Gericht. 9 Die Sünde besteht darin, dass sie mich ablehnen.

10 Die Gerechtigkeit besteht darin, dass Gott mir Recht gibt; denn ich gehe zum Vater und ihr werdet mich nicht mehr sehen.

11 Das Gericht aber besteht darin, dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist.

12 Ich hätte euch noch vieles zu sagen, doch das würde euch jetzt überfordern.

13 Aber wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch anleiten, in der vollen Wahrheit zu leben.

Was er euch sagen wird, hat er nicht von sich selbst, sondern er wird euch nur sagen, was er hört.

Er wird euch jeweils vorbereiten auf das, was auf euch zukommt.

14 Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen; denn was er an euch weitergibt, hat er von mir.

15 Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Darum habe ich gesagt: Was der Geist an euch weitergibt, hat er von mir.«

 Liebe Gemeinde,

das Thema dieses Textes ist Freundschaft.

In dem Buch Sternenreiter, aus dem der Autor Jando hier in der Kirche in einem Monat vorlesen wird, finden sich auch Gedanken zur Freundschaft. Mats besucht seinen Freund im Krankenzimmer. Der Freund ist ein kleiner Junge, der in einem runden Bett liegt, dass an diesem Tag von Blumen umgeben ist. Dazu gibt es noch andere Gegenstände, die an Souvenirs erinnern, wie ein Stuhl aus Muscheln, auf den sich Matz setzt. Der Junge sagt:

„Alle diese traumhaften Sachen, die du in meinem Zimmer siehst, haben mir Freunde geschenkt. Was gibt es Schöneres als Freunde zu haben? Ich habe sogar noch viele weitere Geschenke bekommen, doch die habe ich verschenkt. Nicht, weil ich sie nicht mochte, sondern weil ich andere Freunde kennenlernen durfte, die diese dringender brauchten. Das verstehen gute Freunde. Unter Freunden muss keine Entscheidung begründet werden. Freunde verstehen.“ (Jando: Sternenreiter, Kleine Sterne leuchten ewig, Koros Nord, Bad Zwischenahn 2012, S. 71) „Predigt über Johannes 15, 26 bis Johannes 16, 15 , Ergänzung mit Zitaten von Rudolf Bultmann, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigtmeditation zu 2. Korinther 3, 1-6, Christoph Fleischer, Welver 2014

2. Korinther 3,(1-2)3-6

1Fange ich schon wieder an, mich selbst anzupreisen? Oder brauche ich vielleicht Empfehlungsschreiben an euch oder von euch, wie gewisse Leute sie nötig haben? 2Ihr selbst seid mein Empfehlungsbrief! Er ist in mein Herz geschrieben und alle können ihn sehen und lesen.
3Für alle ist sichtbar:
Ihr seid ein Brief von Christus, ausgefertigt und überbracht durch meinen Dienst als Apostel. Dieser Brief ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes.
Er steht nicht auf Steintafeln, sondern in den Herzen von Menschen.
4So viel Selbstvertrauen habe ich vor Gott, weil Christus mich in seinen Dienst gestellt hat.
5Ich meine nicht, dass ich einem solchen Auftrag aus eigener Kraft gewachsen bin und mir irgendetwas selbst zuschreiben kann.
Gott ist es, der mir die Fähigkeit dazu geschenkt hat.
6Er hat mich fähig gemacht, ihm zu dienen durch die Bekanntmachung seines neuen Bundes. Dieser Bund unterscheidet sich dadurch von dem früheren Bund, dass Gott jetzt nicht ein geschriebenes Gesetz gibt, sondern seinen Geist.
Der Buchstabe des Gesetzes führt zum Tod; der Geist aber führt zum Leben.

Einstieg:
Ich zeige ein Schild und lasse dazu Assoziationen laut werden mit den Worten:
Ihr seid ein Brief von Christus,
nicht mit Tinte geschrieben,
sondern mit dem Geist
des lebendigen Gottes.

Sync 25.10.2014 094147

Gedanken zum Predigttext:
Manfred Josuttis überschreibt seine Gebete und Gedanken zum 20. Sonntag mit dem Stichwort „Heiligung“. (M.J.: Erleuchte uns mit deinem Licht, Gedanken und Gebete…, Gütersloher Verlagshaus 2009, S. 219). „Predigtmeditation zu 2. Korinther 3, 1-6, Christoph Fleischer, Welver 2014“ weiterlesen

Predigt über Römer 8, 26-30 zum Sonntag Exaudi, Christoph Fleischer, Werl 2014

Römer 8, 26 – 30: Der Beistand des Geistes und die Gewissheit unserer Rettung (Gute Nachricht Bibel)

26 Aber ebenso wie wir seufzt und stöhnt auch der Geist Gottes,
der uns zu Hilfe kommt.
Wir sind schwache Menschen
und unfähig, unsere Bitten in der rechten Weise vor Gott zu bringen.

Deshalb tritt sein Geist für uns ein mit einem Stöhnen,
das sich nicht in Worte fassen lässt.
27 Und Gott, vor dem unser Innerstes offen liegt,
weiß, was sein Geist in unserem Innern ihm sagen will.

Denn so, wie es vor Gott angemessen ist,
legt er Fürsprache ein für die, die Gott als sein Eigentum ausgesondert hat.
28 Was auch geschieht, das eine wissen wir:
Für die, die Gott lieben, muss alles zu ihrem Heil dienen.

Es sind die Menschen, die er nach seinem freien Entschluss berufen hat.
29 Sie alle, die Gott im Voraus ausgewählt hat,
die hat er auch dazu bestimmt, seinem Sohn gleich zu werden.
Nach dessen Bild sollen sie alle gestaltet werden,
damit er der Erstgeborene unter vielen Brüdern und Schwestern ist.

30 Und wenn Gott sie dazu bestimmt hat, dann hat er sie auch berufen,
und wenn er sie berufen hat, dann hat er sie auch für gerecht erklärt,
und wenn er sie für gerecht erklärt hat,
dann steht auch fest, dass sie an seiner Herrlichkeit teilhaben.

Liebe Gemeinde,

vor meinem inneren Auge erscheint ein Gebirgspanorama. Die Berge liegen in der Sonne und erscheinen majestätisch in hellem Licht. Doch so faszinierend dieses Bild, so abschreckend ist für mich die Vorstellung, diese Berge erklettern zu sollen. Das würde Mühe bereiten und ist riskant und gefährlich.
Dieser Text aus dem Römerbrief hat etwas von einem solchen Panorama.
Es geht in der Predigt nicht um die Entfaltung der Glaubenslehre. Besser ist ihre Nacherzählung. „Predigt über Römer 8, 26-30 zum Sonntag Exaudi, Christoph Fleischer, Werl 2014“ weiterlesen