Predigt über Matthäus 15, 21-28 (wird am 27.09.2015 in Möhnesee-Günne und Soest-Meiningsen gehalten)
Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau (Gute Nachricht Bibel)
Jesus verließ die Gegend und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt. «
Aber Jesus gab ihr keine Antwort.
Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie loswirst; sie schreit ja hinter uns her! «
Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden. « Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr! «
Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.«
»Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen. «
Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen. « Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.
Liebe Gemeinde,
Wozu glauben? Glauben, so wie Jesus das Wort gebraucht, ist kein Wissenszeugnis und auch keine Einstellungsprüfung. Glaube ist vielmehr ein Lebensvollzug. Viele Menschen kommen Jahrzehnte ohne den Glauben aus und geraten dann doch einmal in eine Situation, die ihnen die Notwendigkeit des Glaubens vor Augen führt. Das können persönliche Schicksalsschläge sein, aber auch Krankheitserfahrungen. In unserer Geschichte ist es eine kanaanäische Frau, die das so erlebt und hier auch in der Erzählung vorführt.
Jesus tritt demgegenüber sozusagen fast zurück, obwohl auch er handelt, sogar sehr deutlich. Hier wird gezeigt, dass der andere Mensch durch den Glauben einer Person bereichert oder verändert werden kann. Jesus wusste von dieser Geschichte an, dass er nicht nur für die Mitglieder des Volkes Israel gekommen war, sondern für alle Menschen, so wie wir es ohnehin annehmen. Ein Evangelium für alle Völker zu verkünden, darauf wäre Jesus wohl vorher so gar nicht gekommen. Er bezog sich allein auf die Israeliten, genauer: die „verlorenen Schafe des Hauses Israel“ (nach Luther). Aber wenn schon verlorene Schafe, warum dann nicht auch Andere? Dass die Frage auf der Hand liegt, zeigt das Verhalten der kanaanäischen Frau. Die Bibel erzählt wie üblich im Telegrammstil. Hier müssten noch viel mehr Informationen her. Woher kam die Frau genau? Wann hat sie von Jesus erfahren? Für wen hielt sie ihn eigentlich? Welche Krankheit hatte ihre Tochter genau? Überhaupt ist die Szene ein wenig unklar. Sie kommt zu Jesus, begegnet aber gleichzeitig den Jüngern. Wie kann man sich das vorstellen? Im Freien oder in einem Haus? „Predigt über Matthäus 15, 21-28, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen