Sieben Kurzbesprechungen kurz vor Weihnachten, Christoph Fleischer, Welver 2015

Da bekanntermaßen kurz vor Weihnachten recht viele Bücher gekauft werden, möchte ich doch noch einige Bücher empfehlen, die ich gesichtet habe.

Ziegler

Renatus Ziegler: Freiheit und Schicksal, Eine Philosophie der Wiederverkörperung, Edition Hardenberg, Verlag freies Geistesleben, Stuttgart 2015, 487 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-7725-2498-1, Preis: 22,00 Euro

Zunächst interessiert mich die Begrifflichkeit „Wiederverkörperung“. So etwas ist ja möglicherweise etwas anderes, als die vielerorts angesprochene Wiedergeburt. Es gibt Bibelstellen, in denen sich der Begriff Auferstehung auch als Wiederverkörperung deuten ließe, z. B. wenn man meinte, Jesus wäre der auferstandene Prophet Elia oder Elisa. Dann gibt es von Jesus auch die Vorstellung, er sei präexistent gewesen, bevor er auf der Erde gelebt habe und danach sei er dahin zurückgekehrt, von wo er eines Tages erneut kommen wird. „Sieben Kurzbesprechungen kurz vor Weihnachten, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Matthäus 15, 21-28, Christoph Fleischer, Welver 2015

Predigt über Matthäus 15, 21-28 (wird am 27.09.2015 in Möhnesee-Günne und Soest-Meiningsen gehalten)

Das Vertrauen einer nichtjüdischen Frau (Gute Nachricht Bibel)

Jesus verließ die Gegend und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt. «

Aber Jesus gab ihr keine Antwort.

Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie loswirst; sie schreit ja hinter uns her! «

Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden. « Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr! «

Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.«

»Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen. «

Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen. « Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.

 

Liebe Gemeinde,

 

Wozu glauben? Glauben, so wie Jesus das Wort gebraucht, ist kein Wissenszeugnis und auch keine Einstellungsprüfung. Glaube ist vielmehr ein Lebensvollzug. Viele Menschen kommen Jahrzehnte ohne den Glauben aus und geraten dann doch einmal in eine Situation, die ihnen die Notwendigkeit des Glaubens vor Augen führt. Das können persönliche Schicksalsschläge sein, aber auch Krankheitserfahrungen. In unserer Geschichte ist es eine kanaanäische Frau, die das so erlebt und hier auch in der Erzählung vorführt.

Jesus tritt demgegenüber sozusagen fast zurück, obwohl auch er handelt, sogar sehr deutlich. Hier wird gezeigt, dass der andere Mensch durch den Glauben einer Person bereichert oder verändert werden kann. Jesus wusste von dieser Geschichte an, dass er nicht nur für die Mitglieder des Volkes Israel gekommen war, sondern für alle Menschen, so wie wir es ohnehin annehmen. Ein Evangelium für alle Völker zu verkünden, darauf wäre Jesus wohl vorher so gar nicht gekommen. Er bezog sich allein auf die Israeliten, genauer: die „verlorenen Schafe des Hauses Israel“ (nach Luther). Aber wenn schon verlorene Schafe, warum dann nicht auch Andere? Dass die Frage auf der Hand liegt, zeigt das Verhalten der kanaanäischen Frau. Die Bibel erzählt wie üblich im Telegrammstil. Hier müssten noch viel mehr Informationen her. Woher kam die Frau genau? Wann hat sie von Jesus erfahren? Für wen hielt sie ihn eigentlich? Welche Krankheit hatte ihre Tochter genau? Überhaupt ist die Szene ein wenig unklar. Sie kommt zu Jesus, begegnet aber gleichzeitig den Jüngern. Wie kann man sich das vorstellen? Im Freien oder in einem Haus? „Predigt über Matthäus 15, 21-28, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Lukas 17, 11 – 19 mit einem Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, Christoph Fleischer, Welver 2015

 

Die zehn Aussätzigen (Luther)

11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch Samarien und Galiläa hin zog. 12 Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne 13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein.
15 Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. 17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.

Liebe Gemeinde,

Die Wundergeschichten des Neuen Testaments sind immer wieder eine Herausforderung. Geht man rational an die Sache heran und versucht sich das „Wunder“ zu erklären, dann redet man faktisch auch den religiösen Inhalt der Geschichte klein. Geht man aber von der Schilderung des Heilungswunders aus, und nimmt das dann in die eigene Gegenwart, dann betont man den Abstand zwischen Jesus und uns.

Mir ist in der Vorbereitung aufgefallen, dass die Geschichte selbst mehr an der Deutung interessiert ist, als an der Heilung. Die Heilungen Jesu geschehen einfach. Niemand erfährt, was eigentlich passiert. Selbst die Diagnose bleibt meistens im Dunkeln. Doch ohne genaue Informationen über die Krankheiten sind diese Heilungen kaum nachvollziehbar. So lese ich in einer Erklärung dieser Geschichte nur schlicht: Es gab keine Lepra in Palästina zu dieser Zeit. Andererseits heißt es, die Heilungen von Aussätzigen stehen im Rang kurz hinter den Totenauferstehungen.

Diese Erzählung spielt in der Welt der antiken Magie, die Aussage der Geschichte liegt in ihrer Deutung. Das heißt: niemand will uns Jesus als Zauberer verkaufen. Jesus ist und bleibt der Sohn Gottes, der Beauftragte Gottes. Im Philipperbrief heißt es, Jesus habe vor seiner irdischen Existenz schon bei Gott selbst gelebt und sei schon von Anfang an bei Gott gewesen, worin genau, weiß man nicht. Er habe aber dann auf sein göttliches Wesen verzichtet und habe menschliche Gestalt angenommen, ja er sei sogar als Sklave erschienen. Dieser Weg führte ihn an das Kreuz. Das habe er bewusst hingenommen, um dadurch nach seinem Tod Gottes Nähe vermitteln zu können. „Predigt über Lukas 17, 11 – 19 mit einem Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff, Christoph Fleischer, Welver 2015“ weiterlesen

Predigt über Markus 1, 40-45, Christoph Fleischer, Werl 2011

Am 14.Sonntag nach Trinitatis 2011
Liebe Gemeinde,

der Predigttext für den kommenden Sonntag liefert uns eine Heilungsgeschichte bei Markus, Markus 1, 40-45. Wir können vielleicht einiges aus dieser Geschichte lernen über die Fragen von Heilung und Geneseung überhaupt. Doch im Blick ist nicht nur der Kranke, sondern auch der Arzt, der Heiler. Das ist Jesus. Bei Jesus ist die Heilung von Kranken ein Teil seines Auftrags. Schon ganz am Anfang des Markusevangeliums haben wir Entscheidendes über den Auftrag Jesu und seine Bedeutung gelesen. Daher will ich die vorangegangenen Ereignisse kurz zusammenfassen: „Predigt über Markus 1, 40-45, Christoph Fleischer, Werl 2011“ weiterlesen